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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXX haubtstück
der sämtlichen vorhandenen kinder zu teilen, in wel-
chem falle nachher sotane kinder mit den kindern
anderer ehe in des gemeinsamen vaters oder der
mutter gütern in die häubter folgen; oder er kan
den kindern erster ehe 2/3 abgeben, folglich dadurch
selbige völlig abfinden; iedoch wenn die zwote ehe
one kinder, oder selbige vor der trennung des ehe-
busens sämtlich versterben, sollen selbige nebst dem
andern ehegatten in die häubter folgen, und kön-
nen hirvon durch kein testament ausgeschlossen wer-
den. Das bisher der witbe gereichte trauerkleid
soll wegfallen.

§. 3059
Lüttichischen,

Wie es unter den eheleuten im Hochstifte Lüttich
gehalten werde, besagen die consuetudines Leod.
lib. II
art. 13, und 14 beim Mean iur. ciu. Leod.
T. I in fin.,
von Wernher in selectis actorum re-
lationibus XI
s. 107 fgg. am IIIten bande der select.
obseruat. for.

§ 3060
Eisenachi-
schen,

Laut der Eisenachischen statuten tit. IIII art. 1
behält das überlebende des one kinder verstorbenen
ererbtes gut und brauchet solches auf sein lebenlang,
wenn selbiges gleich zur andern ehe schreitet, nach
dessen tode aber fället es wieder zurück, wohin es
gehöret, iedoch die in stehender ehe mit einander
erworbene güter, samt dem farnis behält es erblich,
und gibet es, wem es will, art. 2; sind aber kin-
der vorhanden, ist der überbleibende ehegatt wä-
rend des witbenstandes ein herr der kinder und al-
ler güter, welche die eheleute mit einander gehabt
und besessen haben. Heiratet er wieder, soll des
verstorbenen eingebrachtes und ererbtes gut, ligend
oder farend mit den kindern in gleiche teile geteilet
werden. Wofern aber der verstorbene nichts hin-
terlassen hätte, soll den kindern erster ehe, ein billi-

ger

LXXX haubtſtuͤck
der ſaͤmtlichen vorhandenen kinder zu teilen, in wel-
chem falle nachher ſotane kinder mit den kindern
anderer ehe in des gemeinſamen vaters oder der
mutter guͤtern in die haͤubter folgen; oder er kan
den kindern erſter ehe ⅔ abgeben, folglich dadurch
ſelbige voͤllig abfinden; iedoch wenn die zwote ehe
one kinder, oder ſelbige vor der trennung des ehe-
buſens ſaͤmtlich verſterben, ſollen ſelbige nebſt dem
andern ehegatten in die haͤubter folgen, und koͤn-
nen hirvon durch kein teſtament ausgeſchloſſen wer-
den. Das bisher der witbe gereichte trauerkleid
ſoll wegfallen.

§. 3059
Luͤttichiſchen,

Wie es unter den eheleuten im Hochſtifte Luͤttich
gehalten werde, beſagen die conſuetudines Leod.
lib. II
art. 13, und 14 beim Mean iur. ciu. Leod.
T. I in fin.,
von Wernher in ſelectis actorum re-
lationibus XI
ſ. 107 fgg. am IIIten bande der ſelect.
obſeruat. for.

§ 3060
Eiſenachi-
ſchen,

Laut der Eiſenachiſchen ſtatuten tit. IIII art. 1
behaͤlt das uͤberlebende des one kinder verſtorbenen
ererbtes gut und brauchet ſolches auf ſein lebenlang,
wenn ſelbiges gleich zur andern ehe ſchreitet, nach
deſſen tode aber faͤllet es wieder zuruͤck, wohin es
gehoͤret, iedoch die in ſtehender ehe mit einander
erworbene guͤter, ſamt dem farnis behaͤlt es erblich,
und gibet es, wem es will, art. 2; ſind aber kin-
der vorhanden, iſt der uͤberbleibende ehegatt waͤ-
rend des witbenſtandes ein herr der kinder und al-
ler guͤter, welche die eheleute mit einander gehabt
und beſeſſen haben. Heiratet er wieder, ſoll des
verſtorbenen eingebrachtes und ererbtes gut, ligend
oder farend mit den kindern in gleiche teile geteilet
werden. Wofern aber der verſtorbene nichts hin-
terlaſſen haͤtte, ſoll den kindern erſter ehe, ein billi-

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[86/0138] LXXX haubtſtuͤck der ſaͤmtlichen vorhandenen kinder zu teilen, in wel- chem falle nachher ſotane kinder mit den kindern anderer ehe in des gemeinſamen vaters oder der mutter guͤtern in die haͤubter folgen; oder er kan den kindern erſter ehe ⅔ abgeben, folglich dadurch ſelbige voͤllig abfinden; iedoch wenn die zwote ehe one kinder, oder ſelbige vor der trennung des ehe- buſens ſaͤmtlich verſterben, ſollen ſelbige nebſt dem andern ehegatten in die haͤubter folgen, und koͤn- nen hirvon durch kein teſtament ausgeſchloſſen wer- den. Das bisher der witbe gereichte trauerkleid ſoll wegfallen. §. 3059 Wie es unter den eheleuten im Hochſtifte Luͤttich gehalten werde, beſagen die conſuetudines Leod. lib. II art. 13, und 14 beim Mean iur. ciu. Leod. T. I in fin., von Wernher in ſelectis actorum re- lationibus XI ſ. 107 fgg. am IIIten bande der ſelect. obſeruat. for. § 3060 Laut der Eiſenachiſchen ſtatuten tit. IIII art. 1 behaͤlt das uͤberlebende des one kinder verſtorbenen ererbtes gut und brauchet ſolches auf ſein lebenlang, wenn ſelbiges gleich zur andern ehe ſchreitet, nach deſſen tode aber faͤllet es wieder zuruͤck, wohin es gehoͤret, iedoch die in ſtehender ehe mit einander erworbene guͤter, ſamt dem farnis behaͤlt es erblich, und gibet es, wem es will, art. 2; ſind aber kin- der vorhanden, iſt der uͤberbleibende ehegatt waͤ- rend des witbenſtandes ein herr der kinder und al- ler guͤter, welche die eheleute mit einander gehabt und beſeſſen haben. Heiratet er wieder, ſoll des verſtorbenen eingebrachtes und ererbtes gut, ligend oder farend mit den kindern in gleiche teile geteilet werden. Wofern aber der verſtorbene nichts hin- terlaſſen haͤtte, ſoll den kindern erſter ehe, ein billi- ger

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/138>, abgerufen am 24.11.2024.