Gundlingde renunciatione filiarum hält dafür,Gundling wird wider- leget. daß nach dem Sachsen- und Schwaben-spigel den töchtern ein erb-recht gebüre. Allein es hat sich selbiger durch die einflickung des Römischen rechtes in den Schwaben-spigel verleiten lassen.
§ 3183
Was die verzichte in Teutschlande hat gängeder papst Bonifacius VIII hat den verzichten vorschub ge- tan. und gebe gemacht, war der papst Bonifacius der VIIIte. Denn diser hat im XIIIten jarhundert durchs cap. II de pactis in 6to verordnet: daß der- gleichen töchter, wenn sie eine eidliche verzicht geleistet hätten, solche auch halten müßten. Dise einmen- gung des päpstlichen rechtes, hat hernach unzälige verwirrungen verursachet, und haben sich die pra- ctici deshalben in zwo classen geteilet, deren einige behaubteten: es sey zwar eine verzicht nötig, dabei aber genug wäre, wenn sie vor gerichte, oder vor zwenen zeugen beschähe, Barth im dissensu 663; andre hingegen hilten dafür, daß nicht allein eine verzicht, sondern auch ein eid nötig sey, Sächsi- sches landrecht I art. 13, CarpzovP. II const. 35 def. 8, Barth am a. o. Andre sind darauf ge- fallen, und haben vermeinet: es wäre genug: an eides statt zu verzeihen, Barthdissensu 664; die feinde des Teutschen rechtes wissen also in kan- zelleien und bei facultäten öfters selbst nicht, was sie antworten sollen.
§ 3184
Wo der landes-brauch eine eidliche verzicht nichtob die eidli- che verzicht nötig ist? fodert, ist dise eben so giltig, als die eidliche, Jo- hann Frid. Wilh. von Neumann in Wolfsfeld de hereditatibus et successionibus principum cap. VI § 89 s. 67 fg., § 90, 91. Tue hinzu die Benecki- sche vorrede zu des freiherrn von Senkenberg
abh.
IIteil. K
von den verzichten der toͤchter ꝛc.
§ 3182
Gundlingde renunciatione filiarum haͤlt dafuͤr,Gundling wird wider- leget. daß nach dem Sachſen- und Schwaben-ſpigel den toͤchtern ein erb-recht gebuͤre. Allein es hat ſich ſelbiger durch die einflickung des Roͤmiſchen rechtes in den Schwaben-ſpigel verleiten laſſen.
§ 3183
Was die verzichte in Teutſchlande hat gaͤngeder papſt Bonifacius VIII hat den verzichten vorſchub ge- tan. und gebe gemacht, war der papſt Bonifacius der VIIIte. Denn diſer hat im XIIIten jarhundert durchs cap. II de pactis in 6to verordnet: daß der- gleichen toͤchter, wenn ſie eine eidliche verzicht geleiſtet haͤtten, ſolche auch halten muͤßten. Diſe einmen- gung des paͤpſtlichen rechtes, hat hernach unzaͤlige verwirrungen verurſachet, und haben ſich die pra- ctici deshalben in zwo claſſen geteilet, deren einige behaubteten: es ſey zwar eine verzicht noͤtig, dabei aber genug waͤre, wenn ſie vor gerichte, oder vor zwenen zeugen beſchaͤhe, Barth im diſſenſu 663; andre hingegen hilten dafuͤr, daß nicht allein eine verzicht, ſondern auch ein eid noͤtig ſey, Saͤchſi- ſches landrecht I art. 13, CarpzovP. II conſt. 35 def. 8, Barth am a. o. Andre ſind darauf ge- fallen, und haben vermeinet: es waͤre genug: an eides ſtatt zu verzeihen, Barthdiſſenſu 664; die feinde des Teutſchen rechtes wiſſen alſo in kan- zelleien und bei facultaͤten oͤfters ſelbſt nicht, was ſie antworten ſollen.
§ 3184
Wo der landes-brauch eine eidliche verzicht nichtob die eidli- che verzicht noͤtig iſt? fodert, iſt diſe eben ſo giltig, als die eidliche, Jo- hann Frid. Wilh. von Neumann in Wolfsfeld de hereditatibus et ſucceſſionibus principum cap. VI § 89 ſ. 67 fg., § 90, 91. Tue hinzu die Benecki- ſche vorrede zu des freiherrn von Senkenberg
abh.
IIteil. K
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von den verzichten der toͤchter ꝛc.
§ 3182
Gundling de renunciatione filiarum haͤlt dafuͤr,
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toͤchtern ein erb-recht gebuͤre. Allein es hat ſich
ſelbiger durch die einflickung des Roͤmiſchen rechtes
in den Schwaben-ſpigel verleiten laſſen.
Gundling
wird wider-
leget.
§ 3183
Was die verzichte in Teutſchlande hat gaͤnge
und gebe gemacht, war der papſt Bonifacius der
VIIIte. Denn diſer hat im XIIIten jarhundert
durchs cap. II de pactis in 6to verordnet: daß der-
gleichen toͤchter, wenn ſie eine eidliche verzicht geleiſtet
haͤtten, ſolche auch halten muͤßten. Diſe einmen-
gung des paͤpſtlichen rechtes, hat hernach unzaͤlige
verwirrungen verurſachet, und haben ſich die pra-
ctici deshalben in zwo claſſen geteilet, deren einige
behaubteten: es ſey zwar eine verzicht noͤtig, dabei
aber genug waͤre, wenn ſie vor gerichte, oder vor
zwenen zeugen beſchaͤhe, Barth im diſſenſu 663;
andre hingegen hilten dafuͤr, daß nicht allein eine
verzicht, ſondern auch ein eid noͤtig ſey, Saͤchſi-
ſches landrecht I art. 13, Carpzov P. II conſt. 35
def. 8, Barth am a. o. Andre ſind darauf ge-
fallen, und haben vermeinet: es waͤre genug: an
eides ſtatt zu verzeihen, Barth diſſenſu 664;
die feinde des Teutſchen rechtes wiſſen alſo in kan-
zelleien und bei facultaͤten oͤfters ſelbſt nicht, was
ſie antworten ſollen.
der papſt
Bonifacius
VIII hat den
verzichten
vorſchub ge-
tan.
§ 3184
Wo der landes-brauch eine eidliche verzicht nicht
fodert, iſt diſe eben ſo giltig, als die eidliche, Jo-
hann Frid. Wilh. von Neumann in Wolfsfeld
de hereditatibus et ſucceſſionibus principum cap. VI
§ 89 ſ. 67 fg., § 90, 91. Tue hinzu die Benecki-
ſche vorrede zu des freiherrn von Senkenberg
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ob die eidli-
che verzicht
noͤtig iſt?
IIteil. K
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/195>, abgerufen am 21.11.2024.
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