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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXXIII haubtstück
wegen der erb-tochter von Layen fort. Jmgleichen
hat der herr graf Anselm Casimir Franz von Elz-
Kempenich zu Mainz, den namen Faust von Strom-
berg der erb-tochter Faustin von Stromberg we-
gen angenommen. Dergleichen tut auch der herr
graf Johann Philipp von Jngelheim, indem er
und sein herr vater sich in ansehung der erb-tochter,
genannt: Echter von Mespelbrum schreiben.

§ 3215
ob eine verzi-
hene adeliche
tochter ire
verstorbene
schwester al-
lein erbet?

Ob aber eine verzihene adeliche tochter, wenn
ire schwester one lezten willen, auch andre gebarung
verstirbt, solche allein in Absicht auf die erbe-gel-
ter und abfindung aus dem lehne beerbe; folglich
die brüder deßfalls ausschlüsse? ist nicht zu be-
haubten, wofern ein anders nicht abgeredet, oder
sonst hergebracht und verordnet ist. Hat sie aber
verzicht geleistet, und der verstorbenen mutter ehe-
gelter stehen noch aus, auch der vater nicht mehr
am leben ist, fallen solche auf die söne allein, wie
also die fürstliche landes-regirung zu Cassel in sa-
chen Wilhelminen von B. wider ire gebrüder S. zu
S. gesprochen hat.

§ 3216
der verzihe-
nen tochter
kan vom va-
ter und der
mutter etwas
vermachet
werden.

Einer verzihenen tochter mag durch einen lezten
willen, vom vater und der mutter wohl etwas ver-
machet werden, Herts disp. de praelegatis § VIIII,
Ferd. Christoph Harpprecht de successione fi-
lia[r]um nobilium renunciatarum ex testamento.

§ 3217
ein vetter ist
nicht schuldig
den järlichen
unterhalt der
adelichen mu-
me zu beza-
len.

Ob eine adeliche mume, welcher der vetter aus
dem lehne und stammt-gut den järlichen unterhalt
(alimenta) in natur reichen könnte, da der vor-
mund der fräulein solche zu bezalen verlanget, sol-
ches rechtlich begeren könne? Der vetter erwi-

dert:

LXXXXIII haubtſtuͤck
wegen der erb-tochter von Layen fort. Jmgleichen
hat der herr graf Anſelm Caſimir Franz von Elz-
Kempenich zu Mainz, den namen Fauſt von Strom-
berg der erb-tochter Fauſtin von Stromberg we-
gen angenommen. Dergleichen tut auch der herr
graf Johann Philipp von Jngelheim, indem er
und ſein herr vater ſich in anſehung der erb-tochter,
genannt: Echter von Meſpelbrum ſchreiben.

§ 3215
ob eine verzi-
hene adeliche
tochter ire
verſtorbene
ſchweſter al-
lein erbet?

Ob aber eine verzihene adeliche tochter, wenn
ire ſchweſter one lezten willen, auch andre gebarung
verſtirbt, ſolche allein in Abſicht auf die erbe-gel-
ter und abfindung aus dem lehne beerbe; folglich
die bruͤder deßfalls ausſchluͤſſe? iſt nicht zu be-
haubten, wofern ein anders nicht abgeredet, oder
ſonſt hergebracht und verordnet iſt. Hat ſie aber
verzicht geleiſtet, und der verſtorbenen mutter ehe-
gelter ſtehen noch aus, auch der vater nicht mehr
am leben iſt, fallen ſolche auf die ſoͤne allein, wie
alſo die fuͤrſtliche landes-regirung zu Caſſel in ſa-
chen Wilhelminen von B. wider ire gebruͤder S. zu
S. geſprochen hat.

§ 3216
der verzihe-
nen tochter
kan vom va-
ter und der
mutter etwas
vermachet
werden.

Einer verzihenen tochter mag durch einen lezten
willen, vom vater und der mutter wohl etwas ver-
machet werden, Herts diſp. de praelegatis § VIIII,
Ferd. Chriſtoph Harpprecht de ſucceſſione fi-
lia[r]um nobilium renunciatarum ex teſtamento.

§ 3217
ein vetter iſt
nicht ſchuldig
den jaͤrlichen
unterhalt der
adelichen mu-
me zu beza-
len.

Ob eine adeliche mume, welcher der vetter aus
dem lehne und ſtammt-gut den jaͤrlichen unterhalt
(alimenta) in natur reichen koͤnnte, da der vor-
mund der fraͤulein ſolche zu bezalen verlanget, ſol-
ches rechtlich begeren koͤnne? Der vetter erwi-

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[160/0210] LXXXXIII haubtſtuͤck wegen der erb-tochter von Layen fort. Jmgleichen hat der herr graf Anſelm Caſimir Franz von Elz- Kempenich zu Mainz, den namen Fauſt von Strom- berg der erb-tochter Fauſtin von Stromberg we- gen angenommen. Dergleichen tut auch der herr graf Johann Philipp von Jngelheim, indem er und ſein herr vater ſich in anſehung der erb-tochter, genannt: Echter von Meſpelbrum ſchreiben. § 3215 Ob aber eine verzihene adeliche tochter, wenn ire ſchweſter one lezten willen, auch andre gebarung verſtirbt, ſolche allein in Abſicht auf die erbe-gel- ter und abfindung aus dem lehne beerbe; folglich die bruͤder deßfalls ausſchluͤſſe? iſt nicht zu be- haubten, wofern ein anders nicht abgeredet, oder ſonſt hergebracht und verordnet iſt. Hat ſie aber verzicht geleiſtet, und der verſtorbenen mutter ehe- gelter ſtehen noch aus, auch der vater nicht mehr am leben iſt, fallen ſolche auf die ſoͤne allein, wie alſo die fuͤrſtliche landes-regirung zu Caſſel in ſa- chen Wilhelminen von B. wider ire gebruͤder S. zu S. geſprochen hat. § 3216 Einer verzihenen tochter mag durch einen lezten willen, vom vater und der mutter wohl etwas ver- machet werden, Herts diſp. de praelegatis § VIIII, Ferd. Chriſtoph Harpprecht de ſucceſſione fi- liarum nobilium renunciatarum ex teſtamento. § 3217 Ob eine adeliche mume, welcher der vetter aus dem lehne und ſtammt-gut den jaͤrlichen unterhalt (alimenta) in natur reichen koͤnnte, da der vor- mund der fraͤulein ſolche zu bezalen verlanget, ſol- ches rechtlich begeren koͤnne? Der vetter erwi- dert:

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/210>, abgerufen am 24.11.2024.