Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
C haubtstück
§ 3291

Jn sachen der witbe und tochter von der Ketten-
burg wider den lehns-folger von der Kettenburg,
sodann der witbe von Krosigk zu Hohen-Erpleben,
wider den lehns-folger von Krosigk, sind die fol-
gende stücke meistens zu entscheiden vorgefallen.

was zum erbe
und lehne ge-
höret?
1) das abzugs-gelt gehöret zum lehn- oder stamm-
gute. Was davon schon fällig, oder betaget ist,
gehöret dem land-erben.
2) die äcker-arbeit wird im Anhaltischen und Rei-
che nach dem Langobardischen lehn-rechte beur-
teilet, welches Böhmer de iuribus diuersis ex
diuersitate climatum natis
§ 16 s. 290 fgg. T. I
exercit.
aus den Teutschen rechten hergeleitet,
und erläutert hat.
3) die bären-häute zum feld-betten, waren erbe.
4) die bauer- oder unfreie-güter beim stamm- oder
lehn-gute sind erbe.
4a bäue, sihe gebäude.
5) der becher, haus-becher oder willkomm bleibet
dem stamm- oder lehn-gute, so lange der manns-
stamm des namens und schildes wäret. Denn
unsre liben alten, pflagen es also zu halten, daß,
wenn sie waren beim schmaus; so trunken sie
alles rein aus; welches die willkomms-reimen
sind. Der willkomm wurde also für ein un-
entberliches geschlechtes-stück angesehen.
6) die betten allerlei gattung sind erbe.
7) das bett-gewand, oder geräte, folget dem land-
erben, nach Sachsen rechte aber der witbe.
7a die bibliotheck gehöret beim hohen adel zum leh-
ne, und bei dem niedern, wenn sie zum behufe
der processe und gerichten dinet, sonst ist sie erbe.
8) die binen oder immen sind im Reiche erbe, in
Sachsen aber gehören sie zum lehne.
9) die
C haubtſtuͤck
§ 3291

Jn ſachen der witbe und tochter von der Ketten-
burg wider den lehns-folger von der Kettenburg,
ſodann der witbe von Kroſigk zu Hohen-Erpleben,
wider den lehns-folger von Kroſigk, ſind die fol-
gende ſtuͤcke meiſtens zu entſcheiden vorgefallen.

was zum erbe
und lehne ge-
hoͤret?
1) das abzugs-gelt gehoͤret zum lehn- oder ſtamm-
gute. Was davon ſchon faͤllig, oder betaget iſt,
gehoͤret dem land-erben.
2) die aͤcker-arbeit wird im Anhaltiſchen und Rei-
che nach dem Langobardiſchen lehn-rechte beur-
teilet, welches Boͤhmer de iuribus diuerſis ex
diuerſitate climatum natis
§ 16 ſ. 290 fgg. T. I
exercit.
aus den Teutſchen rechten hergeleitet,
und erlaͤutert hat.
3) die baͤren-haͤute zum feld-betten, waren erbe.
4) die bauer- oder unfreie-guͤter beim ſtamm- oder
lehn-gute ſind erbe.
4a baͤue, ſihe gebaͤude.
5) der becher, haus-becher oder willkomm bleibet
dem ſtamm- oder lehn-gute, ſo lange der manns-
ſtamm des namens und ſchildes waͤret. Denn
unſre liben alten, pflagen es alſo zu halten, daß,
wenn ſie waren beim ſchmaus; ſo trunken ſie
alles rein aus; welches die willkomms-reimen
ſind. Der willkomm wurde alſo fuͤr ein un-
entberliches geſchlechtes-ſtuͤck angeſehen.
6) die betten allerlei gattung ſind erbe.
7) das bett-gewand, oder geraͤte, folget dem land-
erben, nach Sachſen rechte aber der witbe.
7a die bibliotheck gehoͤret beim hohen adel zum leh-
ne, und bei dem niedern, wenn ſie zum behufe
der proceſſe und gerichten dinet, ſonſt iſt ſie erbe.
8) die binen oder immen ſind im Reiche erbe, in
Sachſen aber gehoͤren ſie zum lehne.
9) die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0244" n="194"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">C</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3291</head><lb/>
            <p>Jn &#x017F;achen der witbe und tochter von der Ketten-<lb/>
burg wider den lehns-folger von der Kettenburg,<lb/>
&#x017F;odann der witbe von Kro&#x017F;igk zu Hohen-Erpleben,<lb/>
wider den lehns-folger von Kro&#x017F;igk, &#x017F;ind die fol-<lb/>
gende &#x017F;tu&#x0364;cke mei&#x017F;tens zu ent&#x017F;cheiden vorgefallen.</p><lb/>
            <note place="left">was zum erbe<lb/>
und lehne ge-<lb/>
ho&#x0364;ret?</note>
            <list>
              <item>1) das abzugs-gelt geho&#x0364;ret zum lehn- oder &#x017F;tamm-<lb/>
gute. Was davon &#x017F;chon fa&#x0364;llig, oder betaget i&#x017F;t,<lb/>
geho&#x0364;ret dem land-erben.</item><lb/>
              <item>2) die a&#x0364;cker-arbeit wird im Anhalti&#x017F;chen und Rei-<lb/>
che nach dem Langobardi&#x017F;chen lehn-rechte beur-<lb/>
teilet, welches <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;hmer</hi> <hi rendition="#aq">de iuribus diuer&#x017F;is ex<lb/>
diuer&#x017F;itate climatum natis</hi> § 16 &#x017F;. 290 fgg. <hi rendition="#aq">T. I<lb/>
exercit.</hi> aus den Teut&#x017F;chen rechten hergeleitet,<lb/>
und erla&#x0364;utert hat.</item><lb/>
              <item>3) die ba&#x0364;ren-ha&#x0364;ute zum feld-betten, waren erbe.</item><lb/>
              <item>4) die bauer- oder unfreie-gu&#x0364;ter beim &#x017F;tamm- oder<lb/>
lehn-gute &#x017F;ind erbe.<lb/><list><item>4<hi rendition="#sup">a</hi> ba&#x0364;ue, &#x017F;ihe geba&#x0364;ude.</item></list></item><lb/>
              <item>5) der becher, haus-becher oder willkomm bleibet<lb/>
dem &#x017F;tamm- oder lehn-gute, &#x017F;o lange der manns-<lb/>
&#x017F;tamm des namens und &#x017F;childes wa&#x0364;ret. Denn<lb/>
un&#x017F;re liben alten, pflagen es al&#x017F;o zu halten, daß,<lb/>
wenn &#x017F;ie waren beim &#x017F;chmaus; &#x017F;o trunken &#x017F;ie<lb/>
alles rein aus; welches die willkomms-reimen<lb/>
&#x017F;ind. Der willkomm wurde al&#x017F;o fu&#x0364;r ein un-<lb/>
entberliches ge&#x017F;chlechtes-&#x017F;tu&#x0364;ck ange&#x017F;ehen.</item><lb/>
              <item>6) die betten allerlei gattung &#x017F;ind erbe.</item><lb/>
              <item>7) das bett-gewand, oder gera&#x0364;te, folget dem land-<lb/>
erben, nach Sach&#x017F;en rechte aber der witbe.<lb/><list><item>7<hi rendition="#sup">a</hi> die bibliotheck geho&#x0364;ret beim hohen adel zum leh-<lb/>
ne, und bei dem niedern, wenn &#x017F;ie zum behufe<lb/>
der proce&#x017F;&#x017F;e und gerichten dinet, &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;ie erbe.</item></list></item><lb/>
              <item>8) die binen oder immen &#x017F;ind im Reiche erbe, in<lb/>
Sach&#x017F;en aber geho&#x0364;ren &#x017F;ie zum lehne.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">9) die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0244] C haubtſtuͤck § 3291 Jn ſachen der witbe und tochter von der Ketten- burg wider den lehns-folger von der Kettenburg, ſodann der witbe von Kroſigk zu Hohen-Erpleben, wider den lehns-folger von Kroſigk, ſind die fol- gende ſtuͤcke meiſtens zu entſcheiden vorgefallen. 1) das abzugs-gelt gehoͤret zum lehn- oder ſtamm- gute. Was davon ſchon faͤllig, oder betaget iſt, gehoͤret dem land-erben. 2) die aͤcker-arbeit wird im Anhaltiſchen und Rei- che nach dem Langobardiſchen lehn-rechte beur- teilet, welches Boͤhmer de iuribus diuerſis ex diuerſitate climatum natis § 16 ſ. 290 fgg. T. I exercit. aus den Teutſchen rechten hergeleitet, und erlaͤutert hat. 3) die baͤren-haͤute zum feld-betten, waren erbe. 4) die bauer- oder unfreie-guͤter beim ſtamm- oder lehn-gute ſind erbe. 4a baͤue, ſihe gebaͤude. 5) der becher, haus-becher oder willkomm bleibet dem ſtamm- oder lehn-gute, ſo lange der manns- ſtamm des namens und ſchildes waͤret. Denn unſre liben alten, pflagen es alſo zu halten, daß, wenn ſie waren beim ſchmaus; ſo trunken ſie alles rein aus; welches die willkomms-reimen ſind. Der willkomm wurde alſo fuͤr ein un- entberliches geſchlechtes-ſtuͤck angeſehen. 6) die betten allerlei gattung ſind erbe. 7) das bett-gewand, oder geraͤte, folget dem land- erben, nach Sachſen rechte aber der witbe. 7a die bibliotheck gehoͤret beim hohen adel zum leh- ne, und bei dem niedern, wenn ſie zum behufe der proceſſe und gerichten dinet, ſonſt iſt ſie erbe. 8) die binen oder immen ſind im Reiche erbe, in Sachſen aber gehoͤren ſie zum lehne. 9) die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/244
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/244>, abgerufen am 21.11.2024.