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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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alten und neuen stamm-gütern etc.
consil. 25 num. 31 vol. II consil. Halens. T. I. lib. II
consil.
309 num. 6.

§ 3426

Wegen stiftung eines fideicommisses ist behut-von dem
rechts-streite
über das Ler-
chische fidei-
commiß.

sam zu werke zu gehen. Caspar Lerch von Dürm-
stein, der IIIIte, hat zu dem ende die ränken und
fündgen aus allen winkeln der glossatoren zusam-
men gerappelt, besage dessen fideicommisses bei
dem von Ludolf im IIIten bande der obs. s. 203-263.
Den merkwürdigen streit darüber erzälet herr prof.
Pütter s. 1 fgg. der erläuterung des processes bei-
der höchsten Reichsgerichte. Das Lerchische fidei-
commiß hat Hugo Eberhart Lerch nach dem todte
seines vaters bis 1699 besessen. Jn disem jare
verstab jener, und mit ihm erlosch der Lerchische
manns-stamm. Unter den damaligen weiblichen
anverwandten, welchen nunmehr das Lerchische
successions-recht eröfnet wurde, lebte 1699 Marsi-
lius Franz von Sturmfeder und dessen schwester
Maria Eva von Friesenhausen. Jener war dem
leztverstorbenen besizer im fünften, dise im virten
grade verwandt, mithin die frau von Friesenhau-
sen sowohl in absicht auf den ersten erwerber, als
auch in rücksicht auf den leztverstorbenen, um ei-
nen grad näher, als der von Sturmfeder. Die
frau von Friesenhausen wollte also die einzige erbin,
als die nächste blutsverwandte des Lerchischen fidei-
commisses seyn. Sie lies sich aber nebst irer toch-
ter der frau von Ketschau bereden, daß sie ihr recht
in einem vergleiche 1706 an den von Sturmfeder
abtrate. Sotaner vergleich wurde nachher für
unbeständig gehalten, und zwar fürnämlich, weiln
er offenbar wider das Lerchische testament, auch
wider alle fideicommiß-sazungen stritte. Johann
Adolph von Ketschau war ein enkel der frau von
Friesenhausen, der zur zeit des bemeldten verglei-

ches

alten und neuen ſtamm-guͤtern ꝛc.
conſil. 25 num. 31 vol. II conſil. Halenſ. T. I. lib. II
conſil.
309 num. 6.

§ 3426

Wegen ſtiftung eines fideicommiſſes iſt behut-von dem
rechts-ſtreite
uͤber das Ler-
chiſche fidei-
commiß.

ſam zu werke zu gehen. Caſpar Lerch von Duͤrm-
ſtein, der IIIIte, hat zu dem ende die raͤnken und
fuͤndgen aus allen winkeln der gloſſatoren zuſam-
men gerappelt, beſage deſſen fideicommiſſes bei
dem von Ludolf im IIIten bande der obſ. ſ. 203-263.
Den merkwuͤrdigen ſtreit daruͤber erzaͤlet herr prof.
Puͤtter ſ. 1 fgg. der erlaͤuterung des proceſſes bei-
der hoͤchſten Reichsgerichte. Das Lerchiſche fidei-
commiß hat Hugo Eberhart Lerch nach dem todte
ſeines vaters bis 1699 beſeſſen. Jn diſem jare
verſtab jener, und mit ihm erloſch der Lerchiſche
manns-ſtamm. Unter den damaligen weiblichen
anverwandten, welchen nunmehr das Lerchiſche
ſucceſſions-recht eroͤfnet wurde, lebte 1699 Marſi-
lius Franz von Sturmfeder und deſſen ſchweſter
Maria Eva von Frieſenhauſen. Jener war dem
leztverſtorbenen beſizer im fuͤnften, diſe im virten
grade verwandt, mithin die frau von Frieſenhau-
ſen ſowohl in abſicht auf den erſten erwerber, als
auch in ruͤckſicht auf den leztverſtorbenen, um ei-
nen grad naͤher, als der von Sturmfeder. Die
frau von Frieſenhauſen wollte alſo die einzige erbin,
als die naͤchſte blutsverwandte des Lerchiſchen fidei-
commiſſes ſeyn. Sie lies ſich aber nebſt irer toch-
ter der frau von Ketſchau bereden, daß ſie ihr recht
in einem vergleiche 1706 an den von Sturmfeder
abtrate. Sotaner vergleich wurde nachher fuͤr
unbeſtaͤndig gehalten, und zwar fuͤrnaͤmlich, weiln
er offenbar wider das Lerchiſche teſtament, auch
wider alle fideicommiß-ſazungen ſtritte. Johann
Adolph von Ketſchau war ein enkel der frau von
Frieſenhauſen, der zur zeit des bemeldten verglei-

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[267/0315] alten und neuen ſtamm-guͤtern ꝛc. conſil. 25 num. 31 vol. II conſil. Halenſ. T. I. lib. II conſil. 309 num. 6. § 3426 Wegen ſtiftung eines fideicommiſſes iſt behut- ſam zu werke zu gehen. Caſpar Lerch von Duͤrm- ſtein, der IIIIte, hat zu dem ende die raͤnken und fuͤndgen aus allen winkeln der gloſſatoren zuſam- men gerappelt, beſage deſſen fideicommiſſes bei dem von Ludolf im IIIten bande der obſ. ſ. 203-263. Den merkwuͤrdigen ſtreit daruͤber erzaͤlet herr prof. Puͤtter ſ. 1 fgg. der erlaͤuterung des proceſſes bei- der hoͤchſten Reichsgerichte. Das Lerchiſche fidei- commiß hat Hugo Eberhart Lerch nach dem todte ſeines vaters bis 1699 beſeſſen. Jn diſem jare verſtab jener, und mit ihm erloſch der Lerchiſche manns-ſtamm. Unter den damaligen weiblichen anverwandten, welchen nunmehr das Lerchiſche ſucceſſions-recht eroͤfnet wurde, lebte 1699 Marſi- lius Franz von Sturmfeder und deſſen ſchweſter Maria Eva von Frieſenhauſen. Jener war dem leztverſtorbenen beſizer im fuͤnften, diſe im virten grade verwandt, mithin die frau von Frieſenhau- ſen ſowohl in abſicht auf den erſten erwerber, als auch in ruͤckſicht auf den leztverſtorbenen, um ei- nen grad naͤher, als der von Sturmfeder. Die frau von Frieſenhauſen wollte alſo die einzige erbin, als die naͤchſte blutsverwandte des Lerchiſchen fidei- commiſſes ſeyn. Sie lies ſich aber nebſt irer toch- ter der frau von Ketſchau bereden, daß ſie ihr recht in einem vergleiche 1706 an den von Sturmfeder abtrate. Sotaner vergleich wurde nachher fuͤr unbeſtaͤndig gehalten, und zwar fuͤrnaͤmlich, weiln er offenbar wider das Lerchiſche teſtament, auch wider alle fideicommiß-ſazungen ſtritte. Johann Adolph von Ketſchau war ein enkel der frau von Frieſenhauſen, der zur zeit des bemeldten verglei- ches von dem rechts-ſtreite uͤber das Ler- chiſche fidei- commiß.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/315>, abgerufen am 22.11.2024.