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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXII haubtstück vom leihen,
klöstern ir gelt auf interesse auszuleihen nicht verbo-
ten werden mag, von Schröder in der fürstlichen
schaz- und rentkammer s. 160 fg. allein nach mas-
gebung des Reichs-abschides 1551 § 79, 1577 tit. 20
§ 4, 1551 § 79, soll kein christ einem jüden, oder ein
jüde einem christen wider einen christen, seine fode-
rungen abtreten, oder contracts-weise zustellen, bei
verlust der foderung. Ausserdem können auch die
landesherren dem ausleihen der gelter zum besten
der untertanen gewisse schranken sezen. Sihe die
fürstlich Brandenburg-Culmbachische landes-consti-
tution, wie es in sachen baares-gelt etc. zu halten
sey, vom jare 1722 tit. 1 § 1-7.

§ 3626
der vorweiser
einer schuld-
verschreibung
wird für den
rechtmäßigen
besizer ver-
mutet.

Von demjenigen, welcher eine schuld-verschrei-
bung vorweiset, wird vermutet, daß er solche recht-
mäsiger weise besize, Böhmer T. II P. I consult.
260 num. 3, Cothmann consil. 54 und consil. 90,
num. 16 s. 269 vol. II.

§ 3627
die Teutschen
keren sich der
zinsen halber
nicht an
das geistli-
che recht.

Obgleich das geistliche recht nicht verstattet, daß
man zinsen von einem capitale nemen soll; so ha-
ben dennoch die Teutschen sich daran nicht gekeret,
sondern zinsen genommen, wiewohl unter dem na-
men der gülten, oder des interesse, Johann Pe-
ter von Ludewig
in den differentiis iuris Rom. et
Germ. in vsuris praecipue vltra alterum tantum,

Halle 1740.

§ 3628
wie es der
zinsen wegen
bei den
Reichs-ge-
richten gehal-
ten worden
ist?

Jmmittels hat das kaiserliche- und Reichs-kam-
mer-gericht das päpstliche verbot vormals genau
beobachtet, und bei einer schuld-klage auf zinsen
nie erkannt; wodurch vile processe über das interesse
und wie hoch solches zu sezen sey, entstanden sind.
Disem abzuhelfen, hat das Reich im deputations-

abschide

XXII haubtſtuͤck vom leihen,
kloͤſtern ir gelt auf intereſſe auszuleihen nicht verbo-
ten werden mag, von Schroͤder in der fuͤrſtlichen
ſchaz- und rentkammer ſ. 160 fg. allein nach mas-
gebung des Reichs-abſchides 1551 § 79, 1577 tit. 20
§ 4, 1551 § 79, ſoll kein chriſt einem juͤden, oder ein
juͤde einem chriſten wider einen chriſten, ſeine fode-
rungen abtreten, oder contracts-weiſe zuſtellen, bei
verluſt der foderung. Auſſerdem koͤnnen auch die
landesherren dem ausleihen der gelter zum beſten
der untertanen gewiſſe ſchranken ſezen. Sihe die
fuͤrſtlich Brandenburg-Culmbachiſche landes-conſti-
tution, wie es in ſachen baares-gelt ꝛc. zu halten
ſey, vom jare 1722 tit. 1 § 1-7.

§ 3626
der vorweiſer
einer ſchuld-
verſchreibung
wird fuͤr den
rechtmaͤßigen
beſizer ver-
mutet.

Von demjenigen, welcher eine ſchuld-verſchrei-
bung vorweiſet, wird vermutet, daß er ſolche recht-
maͤſiger weiſe beſize, Boͤhmer T. II P. I conſult.
260 num. 3, Cothmann conſil. 54 und conſil. 90,
num. 16 ſ. 269 vol. II.

§ 3627
die Teutſchen
keren ſich der
zinſen halber
nicht an
das geiſtli-
che recht.

Obgleich das geiſtliche recht nicht verſtattet, daß
man zinſen von einem capitale nemen ſoll; ſo ha-
ben dennoch die Teutſchen ſich daran nicht gekeret,
ſondern zinſen genommen, wiewohl unter dem na-
men der guͤlten, oder des intereſſe, Johann Pe-
ter von Ludewig
in den differentiis iuris Rom. et
Germ. in vſuris praecipue vltra alterum tantum,

Halle 1740.

§ 3628
wie es der
zinſen wegen
bei den
Reichs-ge-
richten gehal-
ten worden
iſt?

Jmmittels hat das kaiſerliche- und Reichs-kam-
mer-gericht das paͤpſtliche verbot vormals genau
beobachtet, und bei einer ſchuld-klage auf zinſen
nie erkannt; wodurch vile proceſſe uͤber das intereſſe
und wie hoch ſolches zu ſezen ſey, entſtanden ſind.
Diſem abzuhelfen, hat das Reich im deputations-

abſchide
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[336/0384] XXII haubtſtuͤck vom leihen, kloͤſtern ir gelt auf intereſſe auszuleihen nicht verbo- ten werden mag, von Schroͤder in der fuͤrſtlichen ſchaz- und rentkammer ſ. 160 fg. allein nach mas- gebung des Reichs-abſchides 1551 § 79, 1577 tit. 20 § 4, 1551 § 79, ſoll kein chriſt einem juͤden, oder ein juͤde einem chriſten wider einen chriſten, ſeine fode- rungen abtreten, oder contracts-weiſe zuſtellen, bei verluſt der foderung. Auſſerdem koͤnnen auch die landesherren dem ausleihen der gelter zum beſten der untertanen gewiſſe ſchranken ſezen. Sihe die fuͤrſtlich Brandenburg-Culmbachiſche landes-conſti- tution, wie es in ſachen baares-gelt ꝛc. zu halten ſey, vom jare 1722 tit. 1 § 1-7. § 3626 Von demjenigen, welcher eine ſchuld-verſchrei- bung vorweiſet, wird vermutet, daß er ſolche recht- maͤſiger weiſe beſize, Boͤhmer T. II P. I conſult. 260 num. 3, Cothmann conſil. 54 und conſil. 90, num. 16 ſ. 269 vol. II. § 3627 Obgleich das geiſtliche recht nicht verſtattet, daß man zinſen von einem capitale nemen ſoll; ſo ha- ben dennoch die Teutſchen ſich daran nicht gekeret, ſondern zinſen genommen, wiewohl unter dem na- men der guͤlten, oder des intereſſe, Johann Pe- ter von Ludewig in den differentiis iuris Rom. et Germ. in vſuris praecipue vltra alterum tantum, Halle 1740. § 3628 Jmmittels hat das kaiſerliche- und Reichs-kam- mer-gericht das paͤpſtliche verbot vormals genau beobachtet, und bei einer ſchuld-klage auf zinſen nie erkannt; wodurch vile proceſſe uͤber das intereſſe und wie hoch ſolches zu ſezen ſey, entſtanden ſind. Diſem abzuhelfen, hat das Reich im deputations- abſchide

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/384>, abgerufen am 22.11.2024.