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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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lehnen, anlehn, darlehn.
abschide 1600 § 139 verordnet: daß, wenn der
schuldener säumig wäre, er alsdann dem gläubi-
ger 5 vom hundert statt des interesse bezalen solle,
Blum in processu cam. tit. 34 § 105, Böhmer de
fundamento vsurarum pecuniae mutuatitiae § XXX.

§ 3629

Weder das Reich, noch die kammer habenwas die R.
gesäze da-
von verord-
nen?

von den vorgestreckten anlehnen versprochene zin-
se, oder interesse etwas verordnet, bis im Reichs-
abschide 1654 § 174 festgesezet wurde, daß auch
von vorgestreckten anlehnen versprochenen zinsen
5 vom hundert genommen werden sollten. Ob
nun zwar diser § 174 nur blos von denen capita-
lien handelt, welche während dem dreißigjärigen
krige vorgeschossen worden sind, wie aus dem
§ 5 art. 8 des Osnabrückischen fridens klär-
lich erhellet; so haben dennoch die rechtsgelehr-
ten, und die kammer es dahin gedeutet, als ob
von allen capitalien 5 vom hundert erlaubet wä-
ren, da doch in der Reichs-reformation guter poli-
cei 1530, 1548, 1577 tit. 8 § 7, § 8 aller wucher,
oder die zinß-rechnung aufs äusserste verboten ist.
Man hat aber von gülten auf die zinßen geschlos-
sen. Nun aber werden in der reformation 1577
tit. 19 von den gülten 5 vom hundert nachgelassen,
folglich auch von den anlehnen. Sihe meine an-
fangsgründe des gemeinen und Reichs-processes,
tit. 93 § 851 t. fg. s. 298. fgg. Orth II tit. III
§ XX § XXII
s. 437 s. 473 fg. Mevius von den
wucherlichen contracten. S. Gotaische landes-
ordnung P. II cap. 4 tit. 20. Hohenloisches land-
recht III tit. 12 § 4 s. 97, Böhmers disp. de fun-
damento vsurarum pecuniae mutuatitiae § XXXI,

von Meiern von der rechtmäsigkeit des sechsten
zinß-talers in Teutschlande etc., füge hinzu die re-

futa-
II teil. Y

lehnen, anlehn, darlehn.
abſchide 1600 § 139 verordnet: daß, wenn der
ſchuldener ſaͤumig waͤre, er alsdann dem glaͤubi-
ger 5 vom hundert ſtatt des intereſſe bezalen ſolle,
Blum in proceſſu cam. tit. 34 § 105, Boͤhmer de
fundamento vſurarum pecuniae mutuatitiae § XXX.

§ 3629

Weder das Reich, noch die kammer habenwas die R.
geſaͤze da-
von verord-
nen?

von den vorgeſtreckten anlehnen verſprochene zin-
ſe, oder intereſſe etwas verordnet, bis im Reichs-
abſchide 1654 § 174 feſtgeſezet wurde, daß auch
von vorgeſtreckten anlehnen verſprochenen zinſen
5 vom hundert genommen werden ſollten. Ob
nun zwar diſer § 174 nur blos von denen capita-
lien handelt, welche waͤhrend dem dreißigjaͤrigen
krige vorgeſchoſſen worden ſind, wie aus dem
§ 5 art. 8 des Osnabruͤckiſchen fridens klaͤr-
lich erhellet; ſo haben dennoch die rechtsgelehr-
ten, und die kammer es dahin gedeutet, als ob
von allen capitalien 5 vom hundert erlaubet waͤ-
ren, da doch in der Reichs-reformation guter poli-
cei 1530, 1548, 1577 tit. 8 § 7, § 8 aller wucher,
oder die zinß-rechnung aufs aͤuſſerſte verboten iſt.
Man hat aber von guͤlten auf die zinßen geſchloſ-
ſen. Nun aber werden in der reformation 1577
tit. 19 von den guͤlten 5 vom hundert nachgelaſſen,
folglich auch von den anlehnen. Sihe meine an-
fangsgruͤnde des gemeinen und Reichs-proceſſes,
tit. 93 § 851 t. fg. ſ. 298. fgg. Orth II tit. III
§ XX § XXII
ſ. 437 ſ. 473 fg. Mevius von den
wucherlichen contracten. S. Gotaiſche landes-
ordnung P. II cap. 4 tit. 20. Hohenloiſches land-
recht III tit. 12 § 4 ſ. 97, Boͤhmers diſp. de fun-
damento vſurarum pecuniae mutuatitiae § XXXI,

von Meiern von der rechtmaͤſigkeit des ſechsten
zinß-talers in Teutſchlande ꝛc., fuͤge hinzu die re-

futa-
II teil. Y
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[337/0385] lehnen, anlehn, darlehn. abſchide 1600 § 139 verordnet: daß, wenn der ſchuldener ſaͤumig waͤre, er alsdann dem glaͤubi- ger 5 vom hundert ſtatt des intereſſe bezalen ſolle, Blum in proceſſu cam. tit. 34 § 105, Boͤhmer de fundamento vſurarum pecuniae mutuatitiae § XXX. § 3629 Weder das Reich, noch die kammer haben von den vorgeſtreckten anlehnen verſprochene zin- ſe, oder intereſſe etwas verordnet, bis im Reichs- abſchide 1654 § 174 feſtgeſezet wurde, daß auch von vorgeſtreckten anlehnen verſprochenen zinſen 5 vom hundert genommen werden ſollten. Ob nun zwar diſer § 174 nur blos von denen capita- lien handelt, welche waͤhrend dem dreißigjaͤrigen krige vorgeſchoſſen worden ſind, wie aus dem § 5 art. 8 des Osnabruͤckiſchen fridens klaͤr- lich erhellet; ſo haben dennoch die rechtsgelehr- ten, und die kammer es dahin gedeutet, als ob von allen capitalien 5 vom hundert erlaubet waͤ- ren, da doch in der Reichs-reformation guter poli- cei 1530, 1548, 1577 tit. 8 § 7, § 8 aller wucher, oder die zinß-rechnung aufs aͤuſſerſte verboten iſt. Man hat aber von guͤlten auf die zinßen geſchloſ- ſen. Nun aber werden in der reformation 1577 tit. 19 von den guͤlten 5 vom hundert nachgelaſſen, folglich auch von den anlehnen. Sihe meine an- fangsgruͤnde des gemeinen und Reichs-proceſſes, tit. 93 § 851 t. fg. ſ. 298. fgg. Orth II tit. III § XX § XXII ſ. 437 ſ. 473 fg. Mevius von den wucherlichen contracten. S. Gotaiſche landes- ordnung P. II cap. 4 tit. 20. Hohenloiſches land- recht III tit. 12 § 4 ſ. 97, Boͤhmers diſp. de fun- damento vſurarum pecuniae mutuatitiae § XXXI, von Meiern von der rechtmaͤſigkeit des ſechsten zinß-talers in Teutſchlande ꝛc., fuͤge hinzu die re- futa- was die R. geſaͤze da- von verord- nen? II teil. Y

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/385>, abgerufen am 22.11.2024.