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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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von den verbriften handelungen etc.
aufschwörende nach dem eide eine schriftliche ver-
sicherung von sich stellen, welche der bei-brif heis-
set. Bei der wechsel-handelung wird unter dem
worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, trassant
angezeiget, Becks wechsel-recht II, 2, 23 s. 50.
Daher dißfalls gesaget wird; wenn keine nemer
oder ziher vorhanden sind, es mangele an brifen.
Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char-
tä) auch so vil, als diplomata, Eckharts introd. in
rem diplomat. § 28 sect. I
s. 42 fg. Eines dritten
brife zu erbrechen, ist nach der regel nicht erlaubet,
vilmehr eine schändliche tat, Sigfr. Ringk de in-
spectione alienarum litterarum.

§ 3827

Verbrifen bedeutet: sich zum bürgen verschrei-was verbri-
fen heisset?

ben. Sonst hat man auch die verbriften gedinge,
verbriften heiraten etc., heirats-brife, Ulmische sta-
tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergisches
land-recht III tit. 8.

§ 3828

Die redens-art: brif und sigel, deutet aller-was brif und
sigel bedeutet?

hand rechts-beständiger weise ausgefertigte und
mit dem sigel bekräftigte urkunden, oder guaren-
digiata instrumenta an (§ 3698). Das wort:
sigel, kömmt darum vor, weiln an der alten iren
brifen die sigel hingen, one daß sie den brif unter-
schriben. Das anhangende sigel war demnach
die bewärung der urkunde, welche man zu latein
guarendigiatum, bewäret, nennete; der hohe adel
und wer zum ritter gemachet worden, hatten an-
fänglich nur das recht ein sigel zu füren, laut ur-
kunde vom jare 1285 beim Köhler in der historia
Wolfsteinensi
s. 303, der de la Curne de St. Palaye
sur l'ancienne chevallerie
im XXten teile der me-
moires de l'academie des inscriptions et des belles
lettres
s. 792 hat dieses bestärket. Nachher fürete

der
II teil. D d

von den verbriften handelungen ꝛc.
aufſchwoͤrende nach dem eide eine ſchriftliche ver-
ſicherung von ſich ſtellen, welche der bei-brif heiſ-
ſet. Bei der wechſel-handelung wird unter dem
worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, traſſant
angezeiget, Becks wechſel-recht II, 2, 23 ſ. 50.
Daher dißfalls geſaget wird; wenn keine nemer
oder ziher vorhanden ſind, es mangele an brifen.
Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char-
taͤ) auch ſo vil, als diplomata, Eckharts introd. in
rem diplomat. § 28 ſect. I
ſ. 42 fg. Eines dritten
brife zu erbrechen, iſt nach der regel nicht erlaubet,
vilmehr eine ſchaͤndliche tat, Sigfr. Ringk de in-
ſpectione alienarum litterarum.

§ 3827

Verbrifen bedeutet: ſich zum buͤrgen verſchrei-was verbri-
fen heiſſet?

ben. Sonſt hat man auch die verbriften gedinge,
verbriften heiraten ꝛc., heirats-brife, Ulmiſche ſta-
tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergiſches
land-recht III tit. 8.

§ 3828

Die redens-art: brif und ſigel, deutet aller-was brif und
ſigel bedeutet?

hand rechts-beſtaͤndiger weiſe ausgefertigte und
mit dem ſigel bekraͤftigte urkunden, oder guaren-
digiata inſtrumenta an (§ 3698). Das wort:
ſigel, koͤmmt darum vor, weiln an der alten iren
brifen die ſigel hingen, one daß ſie den brif unter-
ſchriben. Das anhangende ſigel war demnach
die bewaͤrung der urkunde, welche man zu latein
guarendigiatum, bewaͤret, nennete; der hohe adel
und wer zum ritter gemachet worden, hatten an-
faͤnglich nur das recht ein ſigel zu fuͤren, laut ur-
kunde vom jare 1285 beim Koͤhler in der hiſtoria
Wolfſteinenſi
ſ. 303, der de la Curne de St. Palaye
ſur l’ancienne chevallerie
im XXten teile der me-
moires de l’academie des inſcriptions et des belles
lettres
ſ. 792 hat dieſes beſtaͤrket. Nachher fuͤrete

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[417/0465] von den verbriften handelungen ꝛc. aufſchwoͤrende nach dem eide eine ſchriftliche ver- ſicherung von ſich ſtellen, welche der bei-brif heiſ- ſet. Bei der wechſel-handelung wird unter dem worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, traſſant angezeiget, Becks wechſel-recht II, 2, 23 ſ. 50. Daher dißfalls geſaget wird; wenn keine nemer oder ziher vorhanden ſind, es mangele an brifen. Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char- taͤ) auch ſo vil, als diplomata, Eckharts introd. in rem diplomat. § 28 ſect. I ſ. 42 fg. Eines dritten brife zu erbrechen, iſt nach der regel nicht erlaubet, vilmehr eine ſchaͤndliche tat, Sigfr. Ringk de in- ſpectione alienarum litterarum. § 3827 Verbrifen bedeutet: ſich zum buͤrgen verſchrei- ben. Sonſt hat man auch die verbriften gedinge, verbriften heiraten ꝛc., heirats-brife, Ulmiſche ſta- tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergiſches land-recht III tit. 8. was verbri- fen heiſſet? § 3828 Die redens-art: brif und ſigel, deutet aller- hand rechts-beſtaͤndiger weiſe ausgefertigte und mit dem ſigel bekraͤftigte urkunden, oder guaren- digiata inſtrumenta an (§ 3698). Das wort: ſigel, koͤmmt darum vor, weiln an der alten iren brifen die ſigel hingen, one daß ſie den brif unter- ſchriben. Das anhangende ſigel war demnach die bewaͤrung der urkunde, welche man zu latein guarendigiatum, bewaͤret, nennete; der hohe adel und wer zum ritter gemachet worden, hatten an- faͤnglich nur das recht ein ſigel zu fuͤren, laut ur- kunde vom jare 1285 beim Koͤhler in der hiſtoria Wolfſteinenſi ſ. 303, der de la Curne de St. Palaye ſur l’ancienne chevallerie im XXten teile der me- moires de l’academie des inſcriptions et des belles lettres ſ. 792 hat dieſes beſtaͤrket. Nachher fuͤrete der was brif und ſigel bedeutet? II teil. D d

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/465>, abgerufen am 22.11.2024.