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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXVII haubtst. von den schenkungen.
s. 2191 die blose antretung einer erbschaft unter-
bricht die verjärung nicht, sondern es ist ein an-
spruch nötig, Estor am a. o. s. 113.

Siben und sechzigstes haubtstück
von den schenkungen.
§ 2888

Die schenkung ist ein geding, vermöge dessen ei-was die
schenkung
ist?

nes sachen auf den andern umsonst überbracht
werden. Sie beschihet entweder aus ursachen und
absichten, oder one solche, und ist entweder er-
laubet, oder unerlaubet.

§ 2889

Der Teutsche ist den knickern feind, indem erworin me-
renteils der
Teutschen
geschenke be-
standen ha-
ben?

freigebig ist. Diweilen er aber zugleich auf die
erhaltung der famili sahe, so waren die schenkun-
gen der unbeweglichen güter etwas selten; hinge-
gen an wehr und waffen, auch vih sehr gänge.
Ausserdem glaubeten die Teutschen: man libe sei-
nen obern nicht, wenn man ihm nicht etwas schen-
kete, Estors onus laudemii depositum. Die
schenkung war ein zeichen der freundschaft unter
seines gleichen. Um seine libe und achtung gegen
seinen mitvasallen zu zeigen, so schenkete man ein-
ander hunde, pferde, abgerichtete habichte und
raubvögel, imgleichen wehr und waffen. Daher
die adelichen capitularen Benedictiner-ordens einer
fürstlichen abtei, und die Teutschen ordensritter, des
gelübdes der armut ungeachtet, einander, oder dem
dritten, zwei bis dreihundert fl. am werte mit bestan-
de schenken können. Der ordens-ritter, welcher zum
commentur vorgestellet wird, muß dem, welcher ihn
einweiset, ein pferd vereren. Daß die von der Reichs-
ritterschaft bei der schenkung keiner insinuation

bedür-
A 5

LXVII haubtſt. von den ſchenkungen.
ſ. 2191 die bloſe antretung einer erbſchaft unter-
bricht die verjaͤrung nicht, ſondern es iſt ein an-
ſpruch noͤtig, Eſtor am a. o. ſ. 113.

Siben und ſechzigſtes haubtſtuͤck
von den ſchenkungen.
§ 2888

Die ſchenkung iſt ein geding, vermoͤge deſſen ei-was die
ſchenkung
iſt?

nes ſachen auf den andern umſonſt uͤberbracht
werden. Sie beſchihet entweder aus urſachen und
abſichten, oder one ſolche, und iſt entweder er-
laubet, oder unerlaubet.

§ 2889

Der Teutſche iſt den knickern feind, indem erworin me-
renteils der
Teutſchen
geſchenke be-
ſtanden ha-
ben?

freigebig iſt. Diweilen er aber zugleich auf die
erhaltung der famili ſahe, ſo waren die ſchenkun-
gen der unbeweglichen guͤter etwas ſelten; hinge-
gen an wehr und waffen, auch vih ſehr gaͤnge.
Auſſerdem glaubeten die Teutſchen: man libe ſei-
nen obern nicht, wenn man ihm nicht etwas ſchen-
kete, Eſtors onus laudemii depoſitum. Die
ſchenkung war ein zeichen der freundſchaft unter
ſeines gleichen. Um ſeine libe und achtung gegen
ſeinen mitvaſallen zu zeigen, ſo ſchenkete man ein-
ander hunde, pferde, abgerichtete habichte und
raubvoͤgel, imgleichen wehr und waffen. Daher
die adelichen capitularen Benedictiner-ordens einer
fuͤrſtlichen abtei, und die Teutſchen ordensritter, des
geluͤbdes der armut ungeachtet, einander, oder dem
dritten, zwei bis dreihundert fl. am werte mit beſtan-
de ſchenken koͤnnen. Der ordens-ritter, welcher zum
commentur vorgeſtellet wird, muß dem, welcher ihn
einweiſet, ein pferd vereren. Daß die von der Reichs-
ritterſchaft bei der ſchenkung keiner inſinuation

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[9/0061] LXVII haubtſt. von den ſchenkungen. ſ. 2191 die bloſe antretung einer erbſchaft unter- bricht die verjaͤrung nicht, ſondern es iſt ein an- ſpruch noͤtig, Eſtor am a. o. ſ. 113. Siben und ſechzigſtes haubtſtuͤck von den ſchenkungen. § 2888 Die ſchenkung iſt ein geding, vermoͤge deſſen ei- nes ſachen auf den andern umſonſt uͤberbracht werden. Sie beſchihet entweder aus urſachen und abſichten, oder one ſolche, und iſt entweder er- laubet, oder unerlaubet. was die ſchenkung iſt? § 2889 Der Teutſche iſt den knickern feind, indem er freigebig iſt. Diweilen er aber zugleich auf die erhaltung der famili ſahe, ſo waren die ſchenkun- gen der unbeweglichen guͤter etwas ſelten; hinge- gen an wehr und waffen, auch vih ſehr gaͤnge. Auſſerdem glaubeten die Teutſchen: man libe ſei- nen obern nicht, wenn man ihm nicht etwas ſchen- kete, Eſtors onus laudemii depoſitum. Die ſchenkung war ein zeichen der freundſchaft unter ſeines gleichen. Um ſeine libe und achtung gegen ſeinen mitvaſallen zu zeigen, ſo ſchenkete man ein- ander hunde, pferde, abgerichtete habichte und raubvoͤgel, imgleichen wehr und waffen. Daher die adelichen capitularen Benedictiner-ordens einer fuͤrſtlichen abtei, und die Teutſchen ordensritter, des geluͤbdes der armut ungeachtet, einander, oder dem dritten, zwei bis dreihundert fl. am werte mit beſtan- de ſchenken koͤnnen. Der ordens-ritter, welcher zum commentur vorgeſtellet wird, muß dem, welcher ihn einweiſet, ein pferd vereren. Daß die von der Reichs- ritterſchaft bei der ſchenkung keiner inſinuation beduͤr- worin me- renteils der Teutſchen geſchenke be- ſtanden ha- ben? A 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/61>, abgerufen am 23.11.2024.