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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXIIII haubtstück vom pachten,
sie ein still-
schweigendes
unterpfand.
beit verrichtet, selbigen stillschweigend verpfändet.
Es soll aber von ihm nicht mehr, als sein lon beträ-
get, inbehalten werden.

§ 4643
wie die ver-
dingte arbeit
zu lifern ist?

Wenn einem werk-meister, oder handwerks-
mann ein gebäude, oder eine andre arbeit verdinget
worden ist, soll er solche auf die versprochene zeit be-
fördern und schaffen. Er darf inhalts des Kur-
Baierischen land-rechtes tit. XXXII art. 2, one des
verdingers bewilligung keine andre arbeit zur ver-
hinderung der ersten annemen, oder dem ersten an-
dinger die hirdurch verursachten schäden nach rich-
terlichem ermessen erstatten, und soll noch mit ge-
fängnis-strafe beleget werden.

§ 4644
das nachdin-
gen bei zim-
merleuten etc.
ist ein böser
gebrauch.

Unter den zimmerleuten und mauern ist der
böse gebrauch des nachdingens eingeschlichen.
Der bauherr verspricht dem zimmermeister
100 fl. für dises gebäude zu verfertigen. Nun
rücket die zeit des hebens heran. Der meister
zaudert: er will noch 30 fl. nachschuß haben.
Der bauherr wegert sich dessen. Der meister
entfernet sich. Die gesellen wenden vor: sie könn-
ten nicht zu rechte kommen. Der bauherr ist des
sprüchwortes eingedenk: wer will hadern um ein
schwein, der nehm eine wurst und laß es seyn!
dem nach erzwinget der meister oft einen nachschuß.
Jener bauherr wegerte sich dessen bei einem gro-
sen bau. Der zimmermann richtete es so ein, daß
der haubtträger oder die dohne zerbrache.

§ 4645
die arbeit soll
vollendet
werden.

Ein ieder meister muß die angenommene ar-
beit vollenden, widrigenfalls nach erkenntnis des
richters, auch der bau-verständigen, von ihm die

ver-

LXIIII haubtſtuͤck vom pachten,
ſie ein ſtill-
ſchweigendes
unterpfand.
beit verrichtet, ſelbigen ſtillſchweigend verpfaͤndet.
Es ſoll aber von ihm nicht mehr, als ſein lon betraͤ-
get, inbehalten werden.

§ 4643
wie die ver-
dingte arbeit
zu lifern iſt?

Wenn einem werk-meiſter, oder handwerks-
mann ein gebaͤude, oder eine andre arbeit verdinget
worden iſt, ſoll er ſolche auf die verſprochene zeit be-
foͤrdern und ſchaffen. Er darf inhalts des Kur-
Baieriſchen land-rechtes tit. XXXII art. 2, one des
verdingers bewilligung keine andre arbeit zur ver-
hinderung der erſten annemen, oder dem erſten an-
dinger die hirdurch verurſachten ſchaͤden nach rich-
terlichem ermeſſen erſtatten, und ſoll noch mit ge-
faͤngnis-ſtrafe beleget werden.

§ 4644
das nachdin-
gen bei zim-
merleuten ꝛc.
iſt ein boͤſer
gebrauch.

Unter den zimmerleuten und mauern iſt der
boͤſe gebrauch des nachdingens eingeſchlichen.
Der bauherr verſpricht dem zimmermeiſter
100 fl. fuͤr diſes gebaͤude zu verfertigen. Nun
ruͤcket die zeit des hebens heran. Der meiſter
zaudert: er will noch 30 fl. nachſchuß haben.
Der bauherr wegert ſich deſſen. Der meiſter
entfernet ſich. Die geſellen wenden vor: ſie koͤnn-
ten nicht zu rechte kommen. Der bauherr iſt des
ſpruͤchwortes eingedenk: wer will hadern um ein
ſchwein, der nehm eine wurſt und laß es ſeyn!
dem nach erzwinget der meiſter oft einen nachſchuß.
Jener bauherr wegerte ſich deſſen bei einem gro-
ſen bau. Der zimmermann richtete es ſo ein, daß
der haubttraͤger oder die dohne zerbrache.

§ 4645
die arbeit ſoll
vollendet
werden.

Ein ieder meiſter muß die angenommene ar-
beit vollenden, widrigenfalls nach erkenntnis des
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[718/0766] LXIIII haubtſtuͤck vom pachten, beit verrichtet, ſelbigen ſtillſchweigend verpfaͤndet. Es ſoll aber von ihm nicht mehr, als ſein lon betraͤ- get, inbehalten werden. ſie ein ſtill- ſchweigendes unterpfand. § 4643 Wenn einem werk-meiſter, oder handwerks- mann ein gebaͤude, oder eine andre arbeit verdinget worden iſt, ſoll er ſolche auf die verſprochene zeit be- foͤrdern und ſchaffen. Er darf inhalts des Kur- Baieriſchen land-rechtes tit. XXXII art. 2, one des verdingers bewilligung keine andre arbeit zur ver- hinderung der erſten annemen, oder dem erſten an- dinger die hirdurch verurſachten ſchaͤden nach rich- terlichem ermeſſen erſtatten, und ſoll noch mit ge- faͤngnis-ſtrafe beleget werden. § 4644 Unter den zimmerleuten und mauern iſt der boͤſe gebrauch des nachdingens eingeſchlichen. Der bauherr verſpricht dem zimmermeiſter 100 fl. fuͤr diſes gebaͤude zu verfertigen. Nun ruͤcket die zeit des hebens heran. Der meiſter zaudert: er will noch 30 fl. nachſchuß haben. Der bauherr wegert ſich deſſen. Der meiſter entfernet ſich. Die geſellen wenden vor: ſie koͤnn- ten nicht zu rechte kommen. Der bauherr iſt des ſpruͤchwortes eingedenk: wer will hadern um ein ſchwein, der nehm eine wurſt und laß es ſeyn! dem nach erzwinget der meiſter oft einen nachſchuß. Jener bauherr wegerte ſich deſſen bei einem gro- ſen bau. Der zimmermann richtete es ſo ein, daß der haubttraͤger oder die dohne zerbrache. § 4645 Ein ieder meiſter muß die angenommene ar- beit vollenden, widrigenfalls nach erkenntnis des richters, auch der bau-verſtaͤndigen, von ihm die ver-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/766>, abgerufen am 22.11.2024.