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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
sen verstatten möge, daß sie an irem sabbat die so
genannten schabbes-mägte aus den christen um das
lon halten können, um an disem tage ire arbeit zu
verrichten? Einige verneinen solche, sihe das theo-
logische bedenken der theologischen facultät in Gi-
sen vom jare 1708, bei dem Joh. Jac. Schudt
in den jüdischen merkwürdigkeiten Vten buche, cap.
XVI s. 565 fg., tue hinzn den Joh. Jodock
Beck
de iuribus Iudaeorum, cap. X s. 164 fgg.,
des Joh. Philipp Storrens unchristlichen sab-
bats-knecht, andre aber bejahen besagte frage,
Beck am a. o. § 3 s. 168 fgg. Und hirmit stim-
met die tägliche erfarung überein. Wie dann so
gar einige canonisten, als der Conink, der Bonac,
der Palao und Wiestner nebst andern dafür hal-
ten, was maßen ein christ sich zum dinste eines jü-
den wohl vermihten könne, wenn nur der christ
nicht beim jüden wonet; hergegen verargen ein
Sylvius, Azorius, Sanchez, Barbosa, Gon-
zalez, Pirhing, Schambogen, Reifenstuel,
Vincenz Petra,
den christen dergleichen jüden-
dinste in alle wege. Andre behaubten: man könne
dem jüden sich zur arbeit verdingen, wo nur der
jüde nicht immer gegenwärtig ist. Also können
der maurer, der zimmermann dem jüden, der bauen
will, arbeiten, Schmalzgrueber im iure ecclesi-
astico lib. V
tit. VI n. 24 s. 222. Eine amme des
jüden-kindes kan die christin abgeben, wenn mit
den jüden dadurch sich kein umgang eräuget, und
eine verfürung nicht zu befaren ist.

§ 4695

Bei den Teutschen ist ein unterschid zu ma-wenn der-
gleichen sab-
bats-dinste
geleistet

chen, ob die landes-gesäze die sabbats-dinste den
christen verbiten, wie z. e. in den Preusischen lan-
den am 19ten december 1610, auch vom herrn land-

grafen

verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
ſen verſtatten moͤge, daß ſie an irem ſabbat die ſo
genannten ſchabbes-maͤgte aus den chriſten um das
lon halten koͤnnen, um an diſem tage ire arbeit zu
verrichten? Einige verneinen ſolche, ſihe das theo-
logiſche bedenken der theologiſchen facultaͤt in Gi-
ſen vom jare 1708, bei dem Joh. Jac. Schudt
in den juͤdiſchen merkwuͤrdigkeiten Vten buche, cap.
XVI ſ. 565 fg., tue hinzn den Joh. Jodock
Beck
de iuribus Iudaeorum, cap. X ſ. 164 fgg.,
des Joh. Philipp Storrens unchriſtlichen ſab-
bats-knecht, andre aber bejahen beſagte frage,
Beck am a. o. § 3 ſ. 168 fgg. Und hirmit ſtim-
met die taͤgliche erfarung uͤberein. Wie dann ſo
gar einige canoniſten, als der Conink, der Bonac,
der Palao und Wieſtner nebſt andern dafuͤr hal-
ten, was maßen ein chriſt ſich zum dinſte eines juͤ-
den wohl vermihten koͤnne, wenn nur der chriſt
nicht beim juͤden wonet; hergegen verargen ein
Sylvius, Azorius, Sanchez, Barboſa, Gon-
zalez, Pirhing, Schambogen, Reifenſtuel,
Vincenz Petra,
den chriſten dergleichen juͤden-
dinſte in alle wege. Andre behaubten: man koͤnne
dem juͤden ſich zur arbeit verdingen, wo nur der
juͤde nicht immer gegenwaͤrtig iſt. Alſo koͤnnen
der maurer, der zimmermann dem juͤden, der bauen
will, arbeiten, Schmalzgrueber im iure eccleſi-
aſtico lib. V
tit. VI n. 24 ſ. 222. Eine amme des
juͤden-kindes kan die chriſtin abgeben, wenn mit
den juͤden dadurch ſich kein umgang eraͤuget, und
eine verfuͤrung nicht zu befaren iſt.

§ 4695

Bei den Teutſchen iſt ein unterſchid zu ma-wenn der-
gleichen ſab-
bats-dinſte
geleiſtet

chen, ob die landes-geſaͤze die ſabbats-dinſte den
chriſten verbiten, wie z. e. in den Preuſiſchen lan-
den am 19ten december 1610, auch vom herrn land-

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[735/0783] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. ſen verſtatten moͤge, daß ſie an irem ſabbat die ſo genannten ſchabbes-maͤgte aus den chriſten um das lon halten koͤnnen, um an diſem tage ire arbeit zu verrichten? Einige verneinen ſolche, ſihe das theo- logiſche bedenken der theologiſchen facultaͤt in Gi- ſen vom jare 1708, bei dem Joh. Jac. Schudt in den juͤdiſchen merkwuͤrdigkeiten Vten buche, cap. XVI ſ. 565 fg., tue hinzn den Joh. Jodock Beck de iuribus Iudaeorum, cap. X ſ. 164 fgg., des Joh. Philipp Storrens unchriſtlichen ſab- bats-knecht, andre aber bejahen beſagte frage, Beck am a. o. § 3 ſ. 168 fgg. Und hirmit ſtim- met die taͤgliche erfarung uͤberein. Wie dann ſo gar einige canoniſten, als der Conink, der Bonac, der Palao und Wieſtner nebſt andern dafuͤr hal- ten, was maßen ein chriſt ſich zum dinſte eines juͤ- den wohl vermihten koͤnne, wenn nur der chriſt nicht beim juͤden wonet; hergegen verargen ein Sylvius, Azorius, Sanchez, Barboſa, Gon- zalez, Pirhing, Schambogen, Reifenſtuel, Vincenz Petra, den chriſten dergleichen juͤden- dinſte in alle wege. Andre behaubten: man koͤnne dem juͤden ſich zur arbeit verdingen, wo nur der juͤde nicht immer gegenwaͤrtig iſt. Alſo koͤnnen der maurer, der zimmermann dem juͤden, der bauen will, arbeiten, Schmalzgrueber im iure eccleſi- aſtico lib. V tit. VI n. 24 ſ. 222. Eine amme des juͤden-kindes kan die chriſtin abgeben, wenn mit den juͤden dadurch ſich kein umgang eraͤuget, und eine verfuͤrung nicht zu befaren iſt. § 4695 Bei den Teutſchen iſt ein unterſchid zu ma- chen, ob die landes-geſaͤze die ſabbats-dinſte den chriſten verbiten, wie z. e. in den Preuſiſchen lan- den am 19ten december 1610, auch vom herrn land- grafen wenn der- gleichen ſab- bats-dinſte geleiſtet

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/783>, abgerufen am 22.11.2024.