Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
und dem gerichts-zwange der T.
§ 4935

Wer der gehörigen oberkeit seines ortes unter-was für kla-
gen bei dem
wonungs-
gerichts-
stande ange-
stellet wer-
den können?

geben ist, wider den kan man an seinem wonungs-
gerichts-stande alle dinglichen, persönlichen, possesso-
rischen, ordentlichen und ausserordentlichen klagen
erheben. Jedoch ist disem nicht entgegen, daß die
dinglichen klagen vor dem gerichts-stande der gele-
genen sache angestellet werden mögen, bevorab, da
bei den Teutschen der gerichts-stand der lage ieder-
zeit einer der stärkesten gewesen ist, immasen sie da-
für hilten, daß, wo einer angesessen wäre, wenn er
sich gleich nicht im lande befände, er dennoch allda
zu recht stehen müsse. Gundling in digestis, lib. V
tit. I § 32 s. 39. Derowegen können geistliche
und andre sonst befreiete personen sotanen gerichts-
stand der lage nicht von sich ablehnen. Daß in
Hessen bei der übergabe einer unbeweglichen sache
auch eine feierliche auflassung üblich gewesen sey,
solches erscheinet aus den urkunden beim Herrn
Feder im sogenannten ungrunde etc. num. XXXIIII
vom jare 1304 und num. LXXIII vom jare 1251.

§ 4936

Ausser den erbarmungs-würdigen personen, ha-welche per-
sonen einen
befreieten
gerichts-
stand haben?

ben als beklagte einen befreieten gerichts-stand:
1) die geistlichen personen, Gundling am a. o.
lib. V tit. I s. 40 fgg., mein unterricht von urtheln
und bescheiden I vortr. § 112-116 s. 30 fg., 2) die
professoren und studenten auf den universitäten,
§ 117 fgg., 3) soldaten, auch wegen der gemeinen
verbrechen, R. A. 1641 § 47, 4) forst- und jagt-
bedinten in iren amts-sachen (§ 2489, 2490), 5) die
post-bedinten und post-sachen, und in verrichtungen
ires amtes, 6) wer am kaiserlichen, Kur-Sächsi-
schen, imgleichen an einem fürstlichen hofe in din-
sten und ein subaltern des marschall-ober-kamme-

rei-
F f f 2
und dem gerichts-zwange der T.
§ 4935

Wer der gehoͤrigen oberkeit ſeines ortes unter-was fuͤr kla-
gen bei dem
wonungs-
gerichts-
ſtande ange-
ſtellet wer-
den koͤnnen?

geben iſt, wider den kan man an ſeinem wonungs-
gerichts-ſtande alle dinglichen, perſoͤnlichen, poſſeſſo-
riſchen, ordentlichen und auſſerordentlichen klagen
erheben. Jedoch iſt diſem nicht entgegen, daß die
dinglichen klagen vor dem gerichts-ſtande der gele-
genen ſache angeſtellet werden moͤgen, bevorab, da
bei den Teutſchen der gerichts-ſtand der lage ieder-
zeit einer der ſtaͤrkeſten geweſen iſt, immaſen ſie da-
fuͤr hilten, daß, wo einer angeſeſſen waͤre, wenn er
ſich gleich nicht im lande befaͤnde, er dennoch allda
zu recht ſtehen muͤſſe. Gundling in digeſtis, lib. V
tit. I § 32 ſ. 39. Derowegen koͤnnen geiſtliche
und andre ſonſt befreiete perſonen ſotanen gerichts-
ſtand der lage nicht von ſich ablehnen. Daß in
Heſſen bei der uͤbergabe einer unbeweglichen ſache
auch eine feierliche auflaſſung uͤblich geweſen ſey,
ſolches erſcheinet aus den urkunden beim Herrn
Feder im ſogenannten ungrunde ꝛc. num. XXXIIII
vom jare 1304 und num. LXXIII vom jare 1251.

§ 4936

Auſſer den erbarmungs-wuͤrdigen perſonen, ha-welche per-
ſonen einen
befreieten
gerichts-
ſtand haben?

ben als beklagte einen befreieten gerichts-ſtand:
1) die geiſtlichen perſonen, Gundling am a. o.
lib. V tit. I ſ. 40 fgg., mein unterricht von urtheln
und beſcheiden I vortr. § 112-116 ſ. 30 fg., 2) die
profeſſoren und ſtudenten auf den univerſitaͤten,
§ 117 fgg., 3) ſoldaten, auch wegen der gemeinen
verbrechen, R. A. 1641 § 47, 4) forſt- und jagt-
bedinten in iren amts-ſachen (§ 2489, 2490), 5) die
poſt-bedinten und poſt-ſachen, und in verrichtungen
ires amtes, 6) wer am kaiſerlichen, Kur-Saͤchſi-
ſchen, imgleichen an einem fuͤrſtlichen hofe in din-
ſten und ein ſubaltern des marſchall-ober-kamme-

rei-
F f f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0867" n="819"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und dem gerichts-zwange der T.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4935</head><lb/>
            <p>Wer der geho&#x0364;rigen oberkeit &#x017F;eines ortes unter-<note place="right">was fu&#x0364;r kla-<lb/>
gen bei dem<lb/>
wonungs-<lb/><hi rendition="#g">gerichts-</hi><lb/>
&#x017F;tande ange-<lb/>
&#x017F;tellet wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen?</note><lb/>
geben i&#x017F;t, wider den kan man an &#x017F;einem wonungs-<lb/>
gerichts-&#x017F;tande alle dinglichen, per&#x017F;o&#x0364;nlichen, po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;o-<lb/>
ri&#x017F;chen, ordentlichen und au&#x017F;&#x017F;erordentlichen klagen<lb/>
erheben. Jedoch i&#x017F;t di&#x017F;em nicht entgegen, daß die<lb/>
dinglichen klagen vor dem gerichts-&#x017F;tande der gele-<lb/>
genen &#x017F;ache ange&#x017F;tellet werden mo&#x0364;gen, bevorab, da<lb/>
bei den Teut&#x017F;chen der gerichts-&#x017F;tand der lage ieder-<lb/>
zeit einer der &#x017F;ta&#x0364;rke&#x017F;ten gewe&#x017F;en i&#x017F;t, imma&#x017F;en &#x017F;ie da-<lb/>
fu&#x0364;r hilten, daß, wo einer ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re, wenn er<lb/>
&#x017F;ich gleich nicht im lande befa&#x0364;nde, er dennoch allda<lb/>
zu recht &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. <hi rendition="#fr">Gundling</hi> in <hi rendition="#aq">dige&#x017F;tis, lib. V</hi><lb/>
tit. <hi rendition="#aq">I</hi> § 32 &#x017F;. 39. Derowegen ko&#x0364;nnen gei&#x017F;tliche<lb/>
und andre &#x017F;on&#x017F;t befreiete per&#x017F;onen &#x017F;otanen gerichts-<lb/>
&#x017F;tand der lage nicht von &#x017F;ich ablehnen. Daß in<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en bei der u&#x0364;bergabe einer unbeweglichen &#x017F;ache<lb/>
auch eine feierliche aufla&#x017F;&#x017F;ung u&#x0364;blich gewe&#x017F;en &#x017F;ey,<lb/>
&#x017F;olches er&#x017F;cheinet aus den urkunden beim Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Feder</hi> im &#x017F;ogenannten ungrunde &#xA75B;c. num. <hi rendition="#aq">XXXIIII</hi><lb/>
vom jare 1304 und num. <hi rendition="#aq">LXXIII</hi> vom jare 1251.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 4936</head><lb/>
            <p>Au&#x017F;&#x017F;er den erbarmungs-wu&#x0364;rdigen per&#x017F;onen, ha-<note place="right">welche per-<lb/>
&#x017F;onen einen<lb/>
befreieten<lb/><hi rendition="#g">gerichts-</hi><lb/>
&#x017F;tand haben?</note><lb/>
ben als beklagte einen befreieten gerichts-&#x017F;tand:<lb/>
1) die gei&#x017F;tlichen per&#x017F;onen, <hi rendition="#fr">Gundling</hi> am a. o.<lb/><hi rendition="#aq">lib. V</hi> tit. <hi rendition="#aq">I</hi> &#x017F;. 40 fgg., mein unterricht von urtheln<lb/>
und be&#x017F;cheiden <hi rendition="#aq">I</hi> vortr. § 112-116 &#x017F;. 30 fg., 2) die<lb/>
profe&#x017F;&#x017F;oren und &#x017F;tudenten auf den univer&#x017F;ita&#x0364;ten,<lb/>
§ 117 fgg., 3) &#x017F;oldaten, auch wegen der gemeinen<lb/>
verbrechen, R. A. 1641 § 47, 4) for&#x017F;t- und jagt-<lb/>
bedinten in iren amts-&#x017F;achen (§ 2489, 2490), 5) die<lb/>
po&#x017F;t-bedinten und po&#x017F;t-&#x017F;achen, und in verrichtungen<lb/>
ires amtes, 6) wer am kai&#x017F;erlichen, Kur-Sa&#x0364;ch&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen, imgleichen an einem fu&#x0364;r&#x017F;tlichen hofe in din-<lb/>
&#x017F;ten und ein &#x017F;ubaltern des mar&#x017F;chall-ober-kamme-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">rei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[819/0867] und dem gerichts-zwange der T. § 4935 Wer der gehoͤrigen oberkeit ſeines ortes unter- geben iſt, wider den kan man an ſeinem wonungs- gerichts-ſtande alle dinglichen, perſoͤnlichen, poſſeſſo- riſchen, ordentlichen und auſſerordentlichen klagen erheben. Jedoch iſt diſem nicht entgegen, daß die dinglichen klagen vor dem gerichts-ſtande der gele- genen ſache angeſtellet werden moͤgen, bevorab, da bei den Teutſchen der gerichts-ſtand der lage ieder- zeit einer der ſtaͤrkeſten geweſen iſt, immaſen ſie da- fuͤr hilten, daß, wo einer angeſeſſen waͤre, wenn er ſich gleich nicht im lande befaͤnde, er dennoch allda zu recht ſtehen muͤſſe. Gundling in digeſtis, lib. V tit. I § 32 ſ. 39. Derowegen koͤnnen geiſtliche und andre ſonſt befreiete perſonen ſotanen gerichts- ſtand der lage nicht von ſich ablehnen. Daß in Heſſen bei der uͤbergabe einer unbeweglichen ſache auch eine feierliche auflaſſung uͤblich geweſen ſey, ſolches erſcheinet aus den urkunden beim Herrn Feder im ſogenannten ungrunde ꝛc. num. XXXIIII vom jare 1304 und num. LXXIII vom jare 1251. was fuͤr kla- gen bei dem wonungs- gerichts- ſtande ange- ſtellet wer- den koͤnnen? § 4936 Auſſer den erbarmungs-wuͤrdigen perſonen, ha- ben als beklagte einen befreieten gerichts-ſtand: 1) die geiſtlichen perſonen, Gundling am a. o. lib. V tit. I ſ. 40 fgg., mein unterricht von urtheln und beſcheiden I vortr. § 112-116 ſ. 30 fg., 2) die profeſſoren und ſtudenten auf den univerſitaͤten, § 117 fgg., 3) ſoldaten, auch wegen der gemeinen verbrechen, R. A. 1641 § 47, 4) forſt- und jagt- bedinten in iren amts-ſachen (§ 2489, 2490), 5) die poſt-bedinten und poſt-ſachen, und in verrichtungen ires amtes, 6) wer am kaiſerlichen, Kur-Saͤchſi- ſchen, imgleichen an einem fuͤrſtlichen hofe in din- ſten und ein ſubaltern des marſchall-ober-kamme- rei- welche per- ſonen einen befreieten gerichts- ſtand haben? F f f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/867
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/867>, abgerufen am 16.07.2024.