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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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I haubtstück von der gerichtbarkeit
§ 4952
von verbre-
chen, freveln,

Die kleinen verbrechen, frevel, (begünstigun-
gen), wo auf haut und haar es nur ankömmt, und
keine gewalt dabei untergelaufen ist, richtet der erb-
gerichts-herr, z. e. schläge, ohrfeigen, braun und
blau-schlagen, nasen-bluten, zähn-bluten, haar-rau-
fen, blutrizig, mit nägeln gekrazt, und verlezungen,
daraus keine läme, oder wunden erfolgen, schelt-
worte gehören für die erb-gerichte, auch strafen sie
mit gefängnisse. Bei der frage: ob die adelichen
die strafe in eine gelt-buse verwandeln können?
sihe den Wernher de iure poenas in mulctam con-
uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus
competente,
Hildebrand am a. o. cap. VII pos.
VI
s. 39, Beck de iurisd. Vogt. s. 400-412 fg.

§ 4953
wie hoch die
gelt-buse hir-
bei ist?

Die gelt-buse bei den erb-gerichten darf im
Braunschweig-Lüneburgischen über 5 ducaten sich
nicht erstrecken. Jn einigen ländern wird von den
adelichen gerichten höher gestrafet. Jedoch darf
keine strafsucht sich veroffenbaren. Ein bauer zu
N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen,
ein andrer greifet darnach, und kömmt iedoch one
beschädigung an den unrechten ort. Stracks sind
wegen des greifens 2 kammer-fl. strafe angesezet.
Der kammer-fl. tut 26 Casselische albus, ieden zu
3 kreuzern.

§ 4954
die gelt-stra-
fen mögen
geändert
werden,

Wie aber, wenn die strafen bisher nach pfun-
den, hällern, oder schillingen, oder stadt-wärung, den
fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angesezet
worden sind; nunmehr aber der adeliche beamte
mit kammer-fl. zu strafen anfängt? Auf gefürete
beschwerde der hintersassen, ist es beim strafen mit
kammer-gulden belassen worden.

§ 4955
I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit
§ 4952
von verbre-
chen, freveln,

Die kleinen verbrechen, frevel, (beguͤnſtigun-
gen), wo auf haut und haar es nur ankoͤmmt, und
keine gewalt dabei untergelaufen iſt, richtet der erb-
gerichts-herr, z. e. ſchlaͤge, ohrfeigen, braun und
blau-ſchlagen, naſen-bluten, zaͤhn-bluten, haar-rau-
fen, blutrizig, mit naͤgeln gekrazt, und verlezungen,
daraus keine laͤme, oder wunden erfolgen, ſchelt-
worte gehoͤren fuͤr die erb-gerichte, auch ſtrafen ſie
mit gefaͤngniſſe. Bei der frage: ob die adelichen
die ſtrafe in eine gelt-buſe verwandeln koͤnnen?
ſihe den Wernher de iure poenas in mulctam con-
uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus
competente,
Hildebrand am a. o. cap. VII poſ.
VI
ſ. 39, Beck de iurisd. Vogt. ſ. 400-412 fg.

§ 4953
wie hoch die
gelt-buſe hir-
bei iſt?

Die gelt-buſe bei den erb-gerichten darf im
Braunſchweig-Luͤneburgiſchen uͤber 5 ducaten ſich
nicht erſtrecken. Jn einigen laͤndern wird von den
adelichen gerichten hoͤher geſtrafet. Jedoch darf
keine ſtrafſucht ſich veroffenbaren. Ein bauer zu
N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen,
ein andrer greifet darnach, und koͤmmt iedoch one
beſchaͤdigung an den unrechten ort. Stracks ſind
wegen des greifens 2 kammer-fl. ſtrafe angeſezet.
Der kammer-fl. tut 26 Caſſeliſche albus, ieden zu
3 kreuzern.

§ 4954
die gelt-ſtra-
fen moͤgen
geaͤndert
werden,

Wie aber, wenn die ſtrafen bisher nach pfun-
den, haͤllern, oder ſchillingen, oder ſtadt-waͤrung, den
fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angeſezet
worden ſind; nunmehr aber der adeliche beamte
mit kammer-fl. zu ſtrafen anfaͤngt? Auf gefuͤrete
beſchwerde der hinterſaſſen, iſt es beim ſtrafen mit
kammer-gulden belaſſen worden.

§ 4955
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[826/0874] I haubtſtuͤck von der gerichtbarkeit § 4952 Die kleinen verbrechen, frevel, (beguͤnſtigun- gen), wo auf haut und haar es nur ankoͤmmt, und keine gewalt dabei untergelaufen iſt, richtet der erb- gerichts-herr, z. e. ſchlaͤge, ohrfeigen, braun und blau-ſchlagen, naſen-bluten, zaͤhn-bluten, haar-rau- fen, blutrizig, mit naͤgeln gekrazt, und verlezungen, daraus keine laͤme, oder wunden erfolgen, ſchelt- worte gehoͤren fuͤr die erb-gerichte, auch ſtrafen ſie mit gefaͤngniſſe. Bei der frage: ob die adelichen die ſtrafe in eine gelt-buſe verwandeln koͤnnen? ſihe den Wernher de iure poenas in mulctam con- uertendi nobilibus, dominisque iurisdictionalibus competente, Hildebrand am a. o. cap. VII poſ. VI ſ. 39, Beck de iurisd. Vogt. ſ. 400-412 fg. § 4953 Die gelt-buſe bei den erb-gerichten darf im Braunſchweig-Luͤneburgiſchen uͤber 5 ducaten ſich nicht erſtrecken. Jn einigen laͤndern wird von den adelichen gerichten hoͤher geſtrafet. Jedoch darf keine ſtrafſucht ſich veroffenbaren. Ein bauer zu N. hat ein paar leinene bein-kleider angezogen, ein andrer greifet darnach, und koͤmmt iedoch one beſchaͤdigung an den unrechten ort. Stracks ſind wegen des greifens 2 kammer-fl. ſtrafe angeſezet. Der kammer-fl. tut 26 Caſſeliſche albus, ieden zu 3 kreuzern. § 4954 Wie aber, wenn die ſtrafen bisher nach pfun- den, haͤllern, oder ſchillingen, oder ſtadt-waͤrung, den fl. zu 26 alb. ieden an 2 kreuzern, bisher angeſezet worden ſind; nunmehr aber der adeliche beamte mit kammer-fl. zu ſtrafen anfaͤngt? Auf gefuͤrete beſchwerde der hinterſaſſen, iſt es beim ſtrafen mit kammer-gulden belaſſen worden. § 4955

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/874>, abgerufen am 16.07.2024.