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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXV. haubtst. von der gerichtlichen
§ 2951
ob ein leibei-
gener zeuge
bey dem te-
stamente seyn
kan?

Ob übrigens ein testament giltig sei, wobei ein
leibeigener, als zeuge gebraucht worden ist; ward
in sachen Ludewig August von Wrede, wider
Georgen Ludewig von Koppenstein heftig ge-
stritten. Johann Ludewig von Koppenstein hat-
te 1723 ein testament errichtet, und dreie seiner
gerichts-schöppen aus Mantel oder Manteltal zu
zeugen mit gebrauchet, welche seine leibeigene waren.
Bei der Ober-Rheinischen ritterschaft fil der spruch
wider das testament nach ausweise der Reichssa-
zung von 1512 aus. Der von Wrede appellirte
gen Wezlar an das kammer-gericht, dises erklärte
das testament 1755 für giltig, besage der Neben-
stunden des freiherrn von Cramer, s. 31 fg. II.
Da die leibeigenschaft leidlich, oder schwer ist; und
im Reiche, mithin auch auf dem Hundesrücke jene
in zweifel vermutet wird; so hat das kammer-ge-
richt wohl geurteilet.

Fünf und sibenzigstes haubtstück
von der gerichtlichen bestätigung der

testamenten.
§ 2952

Nach der Reichs-praxi werden diejenigen testa-
mente, welche den gerichten überreichet wer-
den, bestätiget, welches auch nach dem tode des testi-
rers beschehen kan.

§. 2953
wie die be-
stätigung
bei dem
Reichs-hof-
rate

Kommen Reichsstände und andre unmittelba-
re bei dem kaiserlichen und Reichs-hofrate um die
bestätigung ihrer lezten willen ein, erstattet derselbe
gemeiniglich ein votum an den kaiser, worauf nach
befinden der bestätigung entweder abgeschlagen,

oder
LXXV. haubtſt. von der gerichtlichen
§ 2951
ob ein leibei-
gener zeuge
bey dem te-
ſtamente ſeyn
kan?

Ob uͤbrigens ein teſtament giltig ſei, wobei ein
leibeigener, als zeuge gebraucht worden iſt; ward
in ſachen Ludewig Auguſt von Wrede, wider
Georgen Ludewig von Koppenſtein heftig ge-
ſtritten. Johann Ludewig von Koppenſtein hat-
te 1723 ein teſtament errichtet, und dreie ſeiner
gerichts-ſchoͤppen aus Mantel oder Manteltal zu
zeugen mit gebrauchet, welche ſeine leibeigene waren.
Bei der Ober-Rheiniſchen ritterſchaft fil der ſpruch
wider das teſtament nach ausweiſe der Reichsſa-
zung von 1512 aus. Der von Wrede appellirte
gen Wezlar an das kammer-gericht, diſes erklaͤrte
das teſtament 1755 fuͤr giltig, beſage der Neben-
ſtunden des freiherrn von Cramer, ſ. 31 fg. II.
Da die leibeigenſchaft leidlich, oder ſchwer iſt; und
im Reiche, mithin auch auf dem Hundesruͤcke jene
in zweifel vermutet wird; ſo hat das kammer-ge-
richt wohl geurteilet.

Fuͤnf und ſibenzigſtes haubtſtuͤck
von der gerichtlichen beſtaͤtigung der

teſtamenten.
§ 2952

Nach der Reichs-praxi werden diejenigen teſta-
mente, welche den gerichten uͤberreichet wer-
den, beſtaͤtiget, welches auch nach dem tode des teſti-
rers beſchehen kan.

§. 2953
wie die be-
ſtaͤtigung
bei dem
Reichs-hof-
rate

Kommen Reichsſtaͤnde und andre unmittelba-
re bei dem kaiſerlichen und Reichs-hofrate um die
beſtaͤtigung ihrer lezten willen ein, erſtattet derſelbe
gemeiniglich ein votum an den kaiſer, worauf nach
befinden der beſtaͤtigung entweder abgeſchlagen,

oder
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[38/0090] LXXV. haubtſt. von der gerichtlichen § 2951 Ob uͤbrigens ein teſtament giltig ſei, wobei ein leibeigener, als zeuge gebraucht worden iſt; ward in ſachen Ludewig Auguſt von Wrede, wider Georgen Ludewig von Koppenſtein heftig ge- ſtritten. Johann Ludewig von Koppenſtein hat- te 1723 ein teſtament errichtet, und dreie ſeiner gerichts-ſchoͤppen aus Mantel oder Manteltal zu zeugen mit gebrauchet, welche ſeine leibeigene waren. Bei der Ober-Rheiniſchen ritterſchaft fil der ſpruch wider das teſtament nach ausweiſe der Reichsſa- zung von 1512 aus. Der von Wrede appellirte gen Wezlar an das kammer-gericht, diſes erklaͤrte das teſtament 1755 fuͤr giltig, beſage der Neben- ſtunden des freiherrn von Cramer, ſ. 31 fg. II. Da die leibeigenſchaft leidlich, oder ſchwer iſt; und im Reiche, mithin auch auf dem Hundesruͤcke jene in zweifel vermutet wird; ſo hat das kammer-ge- richt wohl geurteilet. Fuͤnf und ſibenzigſtes haubtſtuͤck von der gerichtlichen beſtaͤtigung der teſtamenten. § 2952 Nach der Reichs-praxi werden diejenigen teſta- mente, welche den gerichten uͤberreichet wer- den, beſtaͤtiget, welches auch nach dem tode des teſti- rers beſchehen kan. §. 2953 Kommen Reichsſtaͤnde und andre unmittelba- re bei dem kaiſerlichen und Reichs-hofrate um die beſtaͤtigung ihrer lezten willen ein, erſtattet derſelbe gemeiniglich ein votum an den kaiſer, worauf nach befinden der beſtaͤtigung entweder abgeſchlagen, oder

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/90>, abgerufen am 30.04.2024.