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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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vom pflichtteile.
zu tage die macht zu testiren vermittelst eines gedin-
ges eingeschränket oder aufgehoben werden, Böh-
mer
T. II P. I cons. 672 num. 28 und P. II cons.
1005 num. 17 s. 35, Stryk in vsu moderno p lib.
28 tit. 3.

§ 2960

Den töchtern ist, wofern man die Teutschendie töchter
können nach
erlöschung
des manns-
stammes die
stamm-güter
fodern.

rechte allenfalls bei seite sezen, und die Römischen
rechte hir annemen wollte, die ergänzung des
pflichtteiles nach erlöschung des manns-stammes zu
suchen unbenommen, Harpprecht consil. 50 num.
494 s. 1157, Frommann de existentia condit. pacti
hered. renunciatae reseruat.
§ 65, obgleich alsdann
ihr erbfolge-recht wieder zu leben anfähet, von Lu-
dolf
T. III Symphor. s. 834, welches ihnen von dem
manns-stamme durch eine lezte willens-verordnung
rechtlich nicht entzogen werden darf.

§ 2961

Jmmittels lehret die durch die erfarung bestärk-der manns-
stamm gehet
bey den
stamm-gü-
tern den wei-
bespersonen
vor.

te regel, daß der manns-stamm in der lehns- und
stamm-guts-folge vorgehe, und so gar bei den weiber-
lehnen, welches auch bei denen Holländischen feudis
rectis beobachtet wird, mithin wenn gleich ein un-
streitiges kunkel-lehn vorhanden ist, wird nichts de-
stoweniger vermutet, daß es successivum und nicht
promiscuum sey, Gundlings erläuterung des be-
richts wegen Neufchatel s. 45 fg. Disem nach
sind die adelichen töchter von der erbfolge in die un-
beweglichen güter, biß auf den ledigen anfall aus-
geschlossen, und wenn auch gleich 100 töchter im
erbe gefolget sind, finden sich dennoch dargegen
wohl 1000, welche sich davon haben ausgeschlossen
sehen müssen, wie solches die tägliche erfarung,
eheberedungen, testamente, burgfriden, und fami-
lien-verträge sattsam bestärken, wie unten bei den

ver-

vom pflichtteile.
zu tage die macht zu teſtiren vermittelſt eines gedin-
ges eingeſchraͤnket oder aufgehoben werden, Boͤh-
mer
T. II P. I conſ. 672 num. 28 und P. II conſ.
1005 num. 17 ſ. 35, Stryk in vſu moderno π lib.
28 tit. 3.

§ 2960

Den toͤchtern iſt, wofern man die Teutſchendie toͤchter
koͤnnen nach
erloͤſchung
des manns-
ſtammes die
ſtamm-guͤter
fodern.

rechte allenfalls bei ſeite ſezen, und die Roͤmiſchen
rechte hir annemen wollte, die ergaͤnzung des
pflichtteiles nach erloͤſchung des manns-ſtammes zu
ſuchen unbenommen, Harpprecht conſil. 50 num.
494 ſ. 1157, Frommann de exiſtentia condit. pacti
hered. renunciatae reſeruat.
§ 65, obgleich alsdann
ihr erbfolge-recht wieder zu leben anfaͤhet, von Lu-
dolf
T. III Symphor. ſ. 834, welches ihnen von dem
manns-ſtamme durch eine lezte willens-verordnung
rechtlich nicht entzogen werden darf.

§ 2961

Jmmittels lehret die durch die erfarung beſtaͤrk-der manns-
ſtamm gehet
bey den
ſtamm-guͤ-
tern den wei-
besperſonen
vor.

te regel, daß der manns-ſtamm in der lehns- und
ſtamm-guts-folge vorgehe, und ſo gar bei den weiber-
lehnen, welches auch bei denen Hollaͤndiſchen feudis
rectis beobachtet wird, mithin wenn gleich ein un-
ſtreitiges kunkel-lehn vorhanden iſt, wird nichts de-
ſtoweniger vermutet, daß es ſucceſſivum und nicht
promiſcuum ſey, Gundlings erlaͤuterung des be-
richts wegen Neufchatel ſ. 45 fg. Diſem nach
ſind die adelichen toͤchter von der erbfolge in die un-
beweglichen guͤter, biß auf den ledigen anfall aus-
geſchloſſen, und wenn auch gleich 100 toͤchter im
erbe gefolget ſind, finden ſich dennoch dargegen
wohl 1000, welche ſich davon haben ausgeſchloſſen
ſehen muͤſſen, wie ſolches die taͤgliche erfarung,
eheberedungen, teſtamente, burgfriden, und fami-
lien-vertraͤge ſattſam beſtaͤrken, wie unten bei den

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[43/0095] vom pflichtteile. zu tage die macht zu teſtiren vermittelſt eines gedin- ges eingeſchraͤnket oder aufgehoben werden, Boͤh- mer T. II P. I conſ. 672 num. 28 und P. II conſ. 1005 num. 17 ſ. 35, Stryk in vſu moderno π lib. 28 tit. 3. § 2960 Den toͤchtern iſt, wofern man die Teutſchen rechte allenfalls bei ſeite ſezen, und die Roͤmiſchen rechte hir annemen wollte, die ergaͤnzung des pflichtteiles nach erloͤſchung des manns-ſtammes zu ſuchen unbenommen, Harpprecht conſil. 50 num. 494 ſ. 1157, Frommann de exiſtentia condit. pacti hered. renunciatae reſeruat. § 65, obgleich alsdann ihr erbfolge-recht wieder zu leben anfaͤhet, von Lu- dolf T. III Symphor. ſ. 834, welches ihnen von dem manns-ſtamme durch eine lezte willens-verordnung rechtlich nicht entzogen werden darf. die toͤchter koͤnnen nach erloͤſchung des manns- ſtammes die ſtamm-guͤter fodern. § 2961 Jmmittels lehret die durch die erfarung beſtaͤrk- te regel, daß der manns-ſtamm in der lehns- und ſtamm-guts-folge vorgehe, und ſo gar bei den weiber- lehnen, welches auch bei denen Hollaͤndiſchen feudis rectis beobachtet wird, mithin wenn gleich ein un- ſtreitiges kunkel-lehn vorhanden iſt, wird nichts de- ſtoweniger vermutet, daß es ſucceſſivum und nicht promiſcuum ſey, Gundlings erlaͤuterung des be- richts wegen Neufchatel ſ. 45 fg. Diſem nach ſind die adelichen toͤchter von der erbfolge in die un- beweglichen guͤter, biß auf den ledigen anfall aus- geſchloſſen, und wenn auch gleich 100 toͤchter im erbe gefolget ſind, finden ſich dennoch dargegen wohl 1000, welche ſich davon haben ausgeſchloſſen ſehen muͤſſen, wie ſolches die taͤgliche erfarung, eheberedungen, teſtamente, burgfriden, und fami- lien-vertraͤge ſattſam beſtaͤrken, wie unten bei den ver- der manns- ſtamm gehet bey den ſtamm-guͤ- tern den wei- besperſonen vor.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/95>, abgerufen am 01.05.2024.