wie eheleute über ihr ver- mögen teutsch gebaren kön- nen?
Die teutsche testamente werden gestiftet 1) vor gericht, Schoepff im cons. 91, n. 84, 96, T. VIII, cons. Tub., 2) können auch die verlobete in der eheberedung, vermittels eines gedinges geba- ren, und hirdurch der macht zu testiren sich gänz- lich begeben (§ 2917 des 2ten th.), wodurch sota- nes geschäft unwiderruflich wird (§ 789 des 1ten th.). Der Johannes Eichard, und andere glau- beten: es müsse ein jeder sovil noch übrig behalten, daß er noch ein testament stiften könnte. Dise grille stehet daher in der frankfurtischen stadtrefor- mation, dem solmsischen landrechte, und einigen andern (§ 2888, § 2897); allein der Mich. Graß selbst de reseruato bonor. liberae testandi facult. praeseruat. Tüb. 1710, hat disen irrwahn wider- leget. Daher stehet der saz feste: in einem eheli- che können eheleute über alles ihr vermögen ein ge- ding errichten; im falle sie sonst darüber frei ge- baren können, welchem die stamm-güter entgegen stehen, SchoepffT. VIII, cons. 106, n. 55 -- 57. Daß allso eheleute entweder durch einen lez- ten willen, oder durch den ehelich einander ihr vermögen zuwenden dürfen, hat seine richtigkeit. Bei den beiderseitigen lezten willen der eheleute; dafern er nach römischer art errichtet werden soll, werden 7 zeugen für hinlänglich geachtet; jedoch um streit zu vermeiden, ist anzuraten, und zu be- obachten: daß 7 zeugen erst namens des eheman- nes, und dann abermals namens der ehefrau un- terschreiben; folglich 14 sigel, und 14 namens- unterschriften erscheinen. Hirbei kan auch eine substitution, oder after-erbens-einsezung statt fin-
den,
II buch, LXX haubtſtuͤck,
Von den teſtamenten der eheleute.
§ 2914
wie eheleute uͤber ihr ver- moͤgen teutſch gebaren koͤn- nen?
Die teutſche teſtamente werden geſtiftet 1) vor gericht, Schoepff im conſ. 91, n. 84, 96, T. VIII, conſ. Tub., 2) koͤnnen auch die verlobete in der eheberedung, vermittels eines gedinges geba- ren, und hirdurch der macht zu teſtiren ſich gaͤnz- lich begeben (§ 2917 des 2ten th.), wodurch ſota- nes geſchaͤft unwiderruflich wird (§ 789 des 1ten th.). Der Johannes Eichard, und andere glau- beten: es muͤſſe ein jeder ſovil noch uͤbrig behalten, daß er noch ein teſtament ſtiften koͤnnte. Diſe grille ſtehet daher in der frankfurtiſchen ſtadtrefor- mation, dem ſolmſiſchen landrechte, und einigen andern (§ 2888, § 2897); allein der Mich. Graß ſelbſt de reſeruato bonor. liberae teſtandi facult. praeſeruat. Tuͤb. 1710, hat diſen irrwahn wider- leget. Daher ſtehet der ſaz feſte: in einem eheli- che koͤnnen eheleute uͤber alles ihr vermoͤgen ein ge- ding errichten; im falle ſie ſonſt daruͤber frei ge- baren koͤnnen, welchem die ſtamm-guͤter entgegen ſtehen, SchoepffT. VIII, conſ. 106, n. 55 — 57. Daß allſo eheleute entweder durch einen lez- ten willen, oder durch den ehelich einander ihr vermoͤgen zuwenden duͤrfen, hat ſeine richtigkeit. Bei den beiderſeitigen lezten willen der eheleute; dafern er nach roͤmiſcher art errichtet werden ſoll, werden 7 zeugen fuͤr hinlaͤnglich geachtet; jedoch um ſtreit zu vermeiden, iſt anzuraten, und zu be- obachten: daß 7 zeugen erſt namens des eheman- nes, und dann abermals namens der ehefrau un- terſchreiben; folglich 14 ſigel, und 14 namens- unterſchriften erſcheinen. Hirbei kan auch eine ſubſtitution, oder after-erbens-einſezung ſtatt fin-
den,
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II buch, LXX haubtſtuͤck,
Von den teſtamenten der eheleute.
§ 2914
Die teutſche teſtamente werden geſtiftet 1) vor
gericht, Schoepff im conſ. 91, n. 84, 96, T.
VIII, conſ. Tub., 2) koͤnnen auch die verlobete in
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nes geſchaͤft unwiderruflich wird (§ 789 des 1ten
th.). Der Johannes Eichard, und andere glau-
beten: es muͤſſe ein jeder ſovil noch uͤbrig behalten,
daß er noch ein teſtament ſtiften koͤnnte. Diſe
grille ſtehet daher in der frankfurtiſchen ſtadtrefor-
mation, dem ſolmſiſchen landrechte, und einigen
andern (§ 2888, § 2897); allein der Mich. Graß
ſelbſt de reſeruato bonor. liberae teſtandi facult.
praeſeruat. Tuͤb. 1710, hat diſen irrwahn wider-
leget. Daher ſtehet der ſaz feſte: in einem eheli-
che koͤnnen eheleute uͤber alles ihr vermoͤgen ein ge-
ding errichten; im falle ſie ſonſt daruͤber frei ge-
baren koͤnnen, welchem die ſtamm-guͤter entgegen
ſtehen, Schoepff T. VIII, conſ. 106, n. 55 —
57. Daß allſo eheleute entweder durch einen lez-
ten willen, oder durch den ehelich einander ihr
vermoͤgen zuwenden duͤrfen, hat ſeine richtigkeit.
Bei den beiderſeitigen lezten willen der eheleute;
dafern er nach roͤmiſcher art errichtet werden ſoll,
werden 7 zeugen fuͤr hinlaͤnglich geachtet; jedoch
um ſtreit zu vermeiden, iſt anzuraten, und zu be-
obachten: daß 7 zeugen erſt namens des eheman-
nes, und dann abermals namens der ehefrau un-
terſchreiben; folglich 14 ſigel, und 14 namens-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1040>, abgerufen am 22.11.2024.
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