Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II b., LXX h. von den testamenten.
B. und dessen eheweib zu erben ein. Die erben
aus dem ersten testamente fochten das leztere testa-
ment an. Die frage war hirbei: ob das lezte te-
stament zu recht bestehe? die entscheidung war:
nem! denn, wofern man dise sache aus den kai-
serlichen rechten betrachten, und beurteilen will;
so hat der schuldheiß durch die antretung der erb-
schaft seines eheweibes lezten willen anerkannt, und
sich selbigem unterworfen; mithin durfte er von di-
sem testamente nicht mehr abweichen, von Ber-
ger
in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 22, note 4,
Joh. Alb. Spieß de reuocatione testam. inprimis
reciproc.
§ 13, s. 27, Altd. 1733; die vorhin an-
gezogenen gründe der teutschen rechte nicht zu ver-
schweigen. Dargegen war dem beklagten die lan-
desherrliche bestätigung des lezten testamentes nicht
fürträglich; gestalt sie, wenn das haubtwerk dar-
nider sank, auch die bestätigung als ein neben-
werk ire erledigung erhilte, Franz Schmalzgrue-
ber
in iure eccles. lib. II, tit. 30, n. 4, s. 954,
Heinr. Link im comm. decretal. lib. II, tit. 30, §
1, s. 361, 1697, 4t.

§ 2916
von der nicht-
erzihung der
kinder bei der
mutter.

Wenn der vater das lüderliche betragen der
mutter weiß, oder ein vorhaben wegen der religion
vermutet, mag er dißfalls verordnung tun, der von
Neumann
§ 618 glaubet zwar: diser anhang
gelte nicht; allein der Sam. Stryk de execratio-
nibus testatorum cap. II,
n. 32 bejahet es mit rechte.
Ein evangelischer statsminister hatte eine römisch-
catholische ehegattin. Er tat deshalber fürsehung.
Die mutter regete sich darwider. Jch habe in
einem rechtlichen bedenken ausgefüret: daß des va-
ters willen hirunter nicht ungiltig sei, auch man
überhaubt, nach der philosophie, einer mutter,

nach

II b., LXX h. von den teſtamenten.
B. und deſſen eheweib zu erben ein. Die erben
aus dem erſten teſtamente fochten das leztere teſta-
ment an. Die frage war hirbei: ob das lezte te-
ſtament zu recht beſtehe? die entſcheidung war:
nem! denn, wofern man diſe ſache aus den kai-
ſerlichen rechten betrachten, und beurteilen will;
ſo hat der ſchuldheiß durch die antretung der erb-
ſchaft ſeines eheweibes lezten willen anerkannt, und
ſich ſelbigem unterworfen; mithin durfte er von di-
ſem teſtamente nicht mehr abweichen, von Ber-
ger
in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 22, note 4,
Joh. Alb. Spieß de reuocatione teſtam. inprimis
reciproc.
§ 13, ſ. 27, Altd. 1733; die vorhin an-
gezogenen gruͤnde der teutſchen rechte nicht zu ver-
ſchweigen. Dargegen war dem beklagten die lan-
desherrliche beſtaͤtigung des lezten teſtamentes nicht
fuͤrtraͤglich; geſtalt ſie, wenn das haubtwerk dar-
nider ſank, auch die beſtaͤtigung als ein neben-
werk ire erledigung erhilte, Franz Schmalzgrue-
ber
in iure eccleſ. lib. II, tit. 30, n. 4, ſ. 954,
Heinr. Link im comm. decretal. lib. II, tit. 30, §
1, ſ. 361, 1697, 4t.

§ 2916
von der nicht-
erzihung der
kinder bei der
mutter.

Wenn der vater das luͤderliche betragen der
mutter weiß, oder ein vorhaben wegen der religion
vermutet, mag er dißfalls verordnung tun, der von
Neumann
§ 618 glaubet zwar: diſer anhang
gelte nicht; allein der Sam. Stryk de execratio-
nibus teſtatorum cap. II,
n. 32 bejahet es mit rechte.
Ein evangeliſcher ſtatsminiſter hatte eine roͤmiſch-
catholiſche ehegattin. Er tat deshalber fuͤrſehung.
Die mutter regete ſich darwider. Jch habe in
einem rechtlichen bedenken ausgefuͤret: daß des va-
ters willen hirunter nicht ungiltig ſei, auch man
uͤberhaubt, nach der philoſophie, einer mutter,

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1042" n="1018"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> b., <hi rendition="#aq">LXX</hi> h. von den te&#x017F;tamenten.</hi></fw><lb/>
B. und de&#x017F;&#x017F;en eheweib zu erben ein. Die erben<lb/>
aus dem er&#x017F;ten te&#x017F;tamente fochten das leztere te&#x017F;ta-<lb/>
ment an. Die frage war hirbei: ob das lezte te-<lb/>
&#x017F;tament zu recht be&#x017F;tehe? die ent&#x017F;cheidung war:<lb/>
nem! denn, wofern man di&#x017F;e &#x017F;ache aus den kai-<lb/>
&#x017F;erlichen rechten betrachten, und beurteilen will;<lb/>
&#x017F;o hat der &#x017F;chuldheiß durch die antretung der erb-<lb/>
&#x017F;chaft &#x017F;eines eheweibes lezten willen anerkannt, und<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elbigem unterworfen; mithin durfte er von di-<lb/>
&#x017F;em te&#x017F;tamente nicht mehr abweichen, <hi rendition="#fr">von Ber-<lb/>
ger</hi> in <hi rendition="#aq">oecon. iur. lib. II, tit.</hi> 4, § 22, note 4,<lb/><hi rendition="#fr">Joh. Alb. Spieß</hi> <hi rendition="#aq">de reuocatione te&#x017F;tam. inprimis<lb/>
reciproc.</hi> § 13, &#x017F;. 27, Altd. 1733; die vorhin an-<lb/>
gezogenen gru&#x0364;nde der teut&#x017F;chen rechte nicht zu ver-<lb/>
&#x017F;chweigen. Dargegen war dem beklagten die lan-<lb/>
desherrliche be&#x017F;ta&#x0364;tigung des lezten te&#x017F;tamentes nicht<lb/>
fu&#x0364;rtra&#x0364;glich; ge&#x017F;talt &#x017F;ie, wenn das haubtwerk dar-<lb/>
nider &#x017F;ank, auch die be&#x017F;ta&#x0364;tigung als ein neben-<lb/>
werk ire erledigung erhilte, <hi rendition="#fr">Franz Schmalzgrue-<lb/>
ber</hi> in <hi rendition="#aq">iure eccle&#x017F;. lib. II, tit.</hi> 30, n. 4, &#x017F;. 954,<lb/><hi rendition="#fr">Heinr. Link</hi> im <hi rendition="#aq">comm. decretal. lib. II, tit.</hi> 30, §<lb/>
1, &#x017F;. 361, 1697, 4t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 2916</head><lb/>
          <note place="left">von der nicht-<lb/>
erzihung der<lb/>
kinder bei der<lb/>
mutter.</note>
          <p>Wenn der vater das lu&#x0364;derliche betragen der<lb/>
mutter weiß, oder ein vorhaben wegen der religion<lb/>
vermutet, mag er dißfalls verordnung tun, der <hi rendition="#fr">von<lb/>
Neumann</hi> § 618 glaubet zwar: di&#x017F;er anhang<lb/>
gelte nicht; allein der <hi rendition="#fr">Sam. Stryk</hi> <hi rendition="#aq">de execratio-<lb/>
nibus te&#x017F;tatorum cap. II,</hi> n. 32 bejahet es mit rechte.<lb/>
Ein evangeli&#x017F;cher &#x017F;tatsmini&#x017F;ter hatte eine ro&#x0364;mi&#x017F;ch-<lb/>
catholi&#x017F;che ehegattin. Er tat deshalber fu&#x0364;r&#x017F;ehung.<lb/>
Die mutter regete &#x017F;ich darwider. Jch habe in<lb/>
einem rechtlichen bedenken ausgefu&#x0364;ret: daß des va-<lb/>
ters willen hirunter nicht ungiltig &#x017F;ei, auch man<lb/>
u&#x0364;berhaubt, nach der philo&#x017F;ophie, einer mutter,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1018/1042] II b., LXX h. von den teſtamenten. B. und deſſen eheweib zu erben ein. Die erben aus dem erſten teſtamente fochten das leztere teſta- ment an. Die frage war hirbei: ob das lezte te- ſtament zu recht beſtehe? die entſcheidung war: nem! denn, wofern man diſe ſache aus den kai- ſerlichen rechten betrachten, und beurteilen will; ſo hat der ſchuldheiß durch die antretung der erb- ſchaft ſeines eheweibes lezten willen anerkannt, und ſich ſelbigem unterworfen; mithin durfte er von di- ſem teſtamente nicht mehr abweichen, von Ber- ger in oecon. iur. lib. II, tit. 4, § 22, note 4, Joh. Alb. Spieß de reuocatione teſtam. inprimis reciproc. § 13, ſ. 27, Altd. 1733; die vorhin an- gezogenen gruͤnde der teutſchen rechte nicht zu ver- ſchweigen. Dargegen war dem beklagten die lan- desherrliche beſtaͤtigung des lezten teſtamentes nicht fuͤrtraͤglich; geſtalt ſie, wenn das haubtwerk dar- nider ſank, auch die beſtaͤtigung als ein neben- werk ire erledigung erhilte, Franz Schmalzgrue- ber in iure eccleſ. lib. II, tit. 30, n. 4, ſ. 954, Heinr. Link im comm. decretal. lib. II, tit. 30, § 1, ſ. 361, 1697, 4t. § 2916 Wenn der vater das luͤderliche betragen der mutter weiß, oder ein vorhaben wegen der religion vermutet, mag er dißfalls verordnung tun, der von Neumann § 618 glaubet zwar: diſer anhang gelte nicht; allein der Sam. Stryk de execratio- nibus teſtatorum cap. II, n. 32 bejahet es mit rechte. Ein evangeliſcher ſtatsminiſter hatte eine roͤmiſch- catholiſche ehegattin. Er tat deshalber fuͤrſehung. Die mutter regete ſich darwider. Jch habe in einem rechtlichen bedenken ausgefuͤret: daß des va- ters willen hirunter nicht ungiltig ſei, auch man uͤberhaubt, nach der philoſophie, einer mutter, nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1042
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1042>, abgerufen am 22.11.2024.