oder toll, sinnloß, stumm, oder sonst unvollkömm- lich etc, erweißlicher massen ist (§ 2948), und darzu nicht gelassen werden kan; dergleichen untüchtige leute lissen die Teutsche weder zum leh- ne, noch zum stammgute; sondern schlossen sie da- von aus, ausweißlich des sächsischen landrechtes, b. I, art. 4, I F. 6, § 2, II F. 36, der güldenen bulle tit. XXV, § 3, und daselbst der von Lude- wig, des Moserischen teutschen statsrechtes th. XII, b. III, cap. 60, § 5, die Struvischeiuris- prud. her. th. VII, cap. V, s. 454 fgg., allwo vi- le beispile hirvon durch den Joh. Andr. Hofmann beigebracht worden sind. Man berufet sich zwar unter andern, auf das exempel des herzogs Ar- nolds, zu Geldern, welcher seinen son: Adolph enterbet, und seine lande an den herzog Carln, den künen, in Burgundien, überlassen habe, Pontus Heuterlib. V, rer. Burgund. cap. 7, s. 135, Johann von Becka, und Wilh Heda, Müller im Reichstagstheater unter K. Frid. V, vorst. V, cap. 35, § 21, s. 583 fg.; allein dise sache hat nachher zu vilen unruhen anlaß gegeben; immassen der Adolph zu Geldern, nebst seinem prinzen Carl, auf dise lande dennoch anspruch ge- machet haben; gestalt dann diser prinz Carl sein recht zwar endlich an den kaiser Carl V überlassen; gleichwohl nachher im jare 1585 sogar noch ein te- stament gemachet hat, worin er Geldern dem her- zogen zu Cleve vermachete. Allein kaiser Carl liß sich hirbei nicht irre machen; bevorab, da schon der herzog in Burgund im jare 1473 vom kaiser Friderichen III die belehnung darüber empfangen hatte, Müller im R. tagstheatro unter K. Frid. V, vorst. V, cap. 35, § 13 fgg. s. 575 fgg. § 25, s. 587 fg., auch ebendergleichen Carl I vom kaiser Mar I. Geldern war allso ein Reichslehn.
§ 2979
U u u 4
von der enterbung.
oder toll, ſinnloß, ſtumm, oder ſonſt unvollkoͤmm- lich ꝛc, erweißlicher maſſen iſt (§ 2948), und darzu nicht gelaſſen werden kan; dergleichen untuͤchtige leute liſſen die Teutſche weder zum leh- ne, noch zum ſtammgute; ſondern ſchloſſen ſie da- von aus, ausweißlich des ſaͤchſiſchen landrechtes, b. I, art. 4, I F. 6, § 2, II F. 36, der guͤldenen bulle tit. XXV, § 3, und daſelbſt der von Lude- wig, des Moſeriſchen teutſchen ſtatsrechtes th. XII, b. III, cap. 60, § 5, die Struviſcheiuris- prud. her. th. VII, cap. V, ſ. 454 fgg., allwo vi- le beiſpile hirvon durch den Joh. Andr. Hofmann beigebracht worden ſind. Man berufet ſich zwar unter andern, auf das exempel des herzogs Ar- nolds, zu Geldern, welcher ſeinen ſon: Adolph enterbet, und ſeine lande an den herzog Carln, den kuͤnen, in Burgundien, uͤberlaſſen habe, Pontus Heuterlib. V, rer. Burgund. cap. 7, ſ. 135, Johann von Becka, und Wilh Heda, Muͤller im Reichstagstheater unter K. Frid. V, vorſt. V, cap. 35, § 21, ſ. 583 fg.; allein diſe ſache hat nachher zu vilen unruhen anlaß gegeben; immaſſen der Adolph zu Geldern, nebſt ſeinem prinzen Carl, auf diſe lande dennoch anſpruch ge- machet haben; geſtalt dann diſer prinz Carl ſein recht zwar endlich an den kaiſer Carl V uͤberlaſſen; gleichwohl nachher im jare 1585 ſogar noch ein te- ſtament gemachet hat, worin er Geldern dem her- zogen zu Cleve vermachete. Allein kaiſer Carl liß ſich hirbei nicht irre machen; bevorab, da ſchon der herzog in Burgund im jare 1473 vom kaiſer Friderichen III die belehnung daruͤber empfangen hatte, Muͤller im R. tagstheatro unter K. Frid. V, vorſt. V, cap. 35, § 13 fgg. ſ. 575 fgg. § 25, ſ. 587 fg., auch ebendergleichen Carl I vom kaiſer Mar I. Geldern war allſo ein Reichslehn.
§ 2979
U u u 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1071"n="1047"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von der enterbung.</hi></fw><lb/>
oder toll, ſinnloß, ſtumm, oder ſonſt unvollkoͤmm-<lb/>
lich ꝛc, erweißlicher maſſen iſt (§ 2948), und<lb/>
darzu nicht gelaſſen werden kan; dergleichen<lb/>
untuͤchtige leute liſſen die Teutſche weder zum leh-<lb/>
ne, noch zum ſtammgute; ſondern ſchloſſen ſie da-<lb/>
von aus, ausweißlich des ſaͤchſiſchen landrechtes,<lb/>
b. <hirendition="#aq">I,</hi> art. 4, <hirendition="#aq">I F.</hi> 6, § 2, <hirendition="#aq">II F.</hi> 36, der guͤldenen<lb/>
bulle tit. <hirendition="#aq">XXV,</hi> § 3, und daſelbſt der <hirendition="#fr">von Lude-<lb/>
wig,</hi> des <hirendition="#fr">Moſeriſchen</hi> teutſchen ſtatsrechtes th.<lb/><hirendition="#aq">XII,</hi> b. <hirendition="#aq">III,</hi> cap. 60, § 5, die <hirendition="#fr">Struviſche</hi><hirendition="#aq">iuris-<lb/>
prud. her.</hi> th. <hirendition="#aq">VII,</hi> cap. <hirendition="#aq">V,</hi>ſ. 454 fgg., allwo vi-<lb/>
le beiſpile hirvon durch den <hirendition="#fr">Joh. Andr. Hofmann</hi><lb/>
beigebracht worden ſind. Man berufet ſich zwar<lb/>
unter andern, auf das exempel des herzogs Ar-<lb/>
nolds, zu Geldern, welcher ſeinen ſon: Adolph<lb/>
enterbet, und ſeine lande an den herzog Carln,<lb/>
den kuͤnen, in Burgundien, uͤberlaſſen habe,<lb/><hirendition="#fr">Pontus Heuter</hi><hirendition="#aq">lib. V, rer. Burgund. cap.</hi> 7, ſ.<lb/>
135, <hirendition="#fr">Johann von Becka,</hi> und <hirendition="#fr">Wilh Heda,<lb/>
Muͤller</hi> im Reichstagstheater unter K. Frid. <hirendition="#aq">V,</hi><lb/>
vorſt. <hirendition="#aq">V,</hi> cap. 35, § 21, ſ. 583 fg.; allein diſe<lb/>ſache hat nachher zu vilen unruhen anlaß gegeben;<lb/>
immaſſen der Adolph zu Geldern, nebſt ſeinem<lb/>
prinzen Carl, auf diſe lande dennoch anſpruch ge-<lb/>
machet haben; geſtalt dann diſer prinz Carl ſein<lb/>
recht zwar endlich an den kaiſer Carl <hirendition="#aq">V</hi> uͤberlaſſen;<lb/>
gleichwohl nachher im jare 1585 ſogar noch ein te-<lb/>ſtament gemachet hat, worin er Geldern dem her-<lb/>
zogen zu Cleve vermachete. Allein kaiſer Carl liß<lb/>ſich hirbei nicht irre machen; bevorab, da ſchon<lb/>
der herzog in Burgund im jare 1473 vom kaiſer<lb/>
Friderichen <hirendition="#aq">III</hi> die belehnung daruͤber empfangen<lb/>
hatte, <hirendition="#fr">Muͤller</hi> im R. tagstheatro unter K. Frid.<lb/><hirendition="#aq">V,</hi> vorſt. <hirendition="#aq">V,</hi> cap. 35, § 13 fgg. ſ. 575 fgg. § 25,<lb/>ſ. 587 fg., auch ebendergleichen Carl <hirendition="#aq">I</hi> vom kaiſer<lb/>
Mar <hirendition="#aq">I.</hi> Geldern war allſo ein Reichslehn.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u u 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">§ 2979</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[1047/1071]
von der enterbung.
oder toll, ſinnloß, ſtumm, oder ſonſt unvollkoͤmm-
lich ꝛc, erweißlicher maſſen iſt (§ 2948), und
darzu nicht gelaſſen werden kan; dergleichen
untuͤchtige leute liſſen die Teutſche weder zum leh-
ne, noch zum ſtammgute; ſondern ſchloſſen ſie da-
von aus, ausweißlich des ſaͤchſiſchen landrechtes,
b. I, art. 4, I F. 6, § 2, II F. 36, der guͤldenen
bulle tit. XXV, § 3, und daſelbſt der von Lude-
wig, des Moſeriſchen teutſchen ſtatsrechtes th.
XII, b. III, cap. 60, § 5, die Struviſche iuris-
prud. her. th. VII, cap. V, ſ. 454 fgg., allwo vi-
le beiſpile hirvon durch den Joh. Andr. Hofmann
beigebracht worden ſind. Man berufet ſich zwar
unter andern, auf das exempel des herzogs Ar-
nolds, zu Geldern, welcher ſeinen ſon: Adolph
enterbet, und ſeine lande an den herzog Carln,
den kuͤnen, in Burgundien, uͤberlaſſen habe,
Pontus Heuter lib. V, rer. Burgund. cap. 7, ſ.
135, Johann von Becka, und Wilh Heda,
Muͤller im Reichstagstheater unter K. Frid. V,
vorſt. V, cap. 35, § 21, ſ. 583 fg.; allein diſe
ſache hat nachher zu vilen unruhen anlaß gegeben;
immaſſen der Adolph zu Geldern, nebſt ſeinem
prinzen Carl, auf diſe lande dennoch anſpruch ge-
machet haben; geſtalt dann diſer prinz Carl ſein
recht zwar endlich an den kaiſer Carl V uͤberlaſſen;
gleichwohl nachher im jare 1585 ſogar noch ein te-
ſtament gemachet hat, worin er Geldern dem her-
zogen zu Cleve vermachete. Allein kaiſer Carl liß
ſich hirbei nicht irre machen; bevorab, da ſchon
der herzog in Burgund im jare 1473 vom kaiſer
Friderichen III die belehnung daruͤber empfangen
hatte, Muͤller im R. tagstheatro unter K. Frid.
V, vorſt. V, cap. 35, § 13 fgg. ſ. 575 fgg. § 25,
ſ. 587 fg., auch ebendergleichen Carl I vom kaiſer
Mar I. Geldern war allſo ein Reichslehn.
§ 2979
U u u 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1071>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.