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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von erbschaften one lezten willen.
§ 3011

Zwischen gebrüdern stehet die schwester bei stamm-von der weibli-
chen erbfolge.

gütern zurück. Jn ermangelung der brüder, will
der son der tochter zwischen den abkömmlingen von
einem weibesbilde vorgezogen seyn. Die mutter
schlüsset aber den son aus, wo die frauenspersonen
zur erbfolge gelassen werden. Allso hätte die So-
phia zu Hannover iren prinz: den könig Geörgen
I in Großbritannien ausgeschlossen; im falle sie
auf ableiben der königin Annen in Engelland noch
nicht verstorben gewest wäre. Wenn die töchter,
und weibespersonen nur auf die güter, das ist, un-
bewegliche dinge, verzicht geleistet haben, und sol-
ches nicht auf die capitalien, mobilien, die fahr-
niß, kleinodien, tapezereien, das silbergeschirr rc
geschehen ist; so können sie hirin folgen, Boeh-
mer
T. I, P. I, cons. 41, n. 5, n. 16, s. 187,
Stryk de success. in allodio principum, cap. VI,
n. 50 fg. s. 289, vol. VII, diss., Kemmerichs in-
troductio ad ius publ. S. R. I lib. VIII, cap.
14, §
11, s. 1674 fg.; sihe jedoch den von Ludolf de
iuribus fem. ill. P. II, c.
1, § 16, 17, s. 68 fg;
es gehöret auch dahin die winter-sommer-saat
(§ 3291 des 2ten th.), von Senkenberg in iure
feud.
§ 414, s. 491. Die herzogin von Orleans,
die verwitbete herzogin zu Sachsen-Eisenach 1741,
die fürstin zu Schwarzburg-Sondershausen 1740
geben hirvon beispile.

§ 3015

Wir haben dreierlei erbfolgen unter den seiten-von der erbfol-
ge unter den
seitenverwaud-
ten.

verwandten, nämlich 1) wenn der geschlechtsael-
teste folget, 2) die justinianische, nach der nähe
des glides, und 3) nach der absteigenden, und sei-
ten-lini der erstgebornen. Die erste heisset senio-
rat, die 2te die gradual- und die dritte lineal-

erb-
X x x 2
von erbſchaften one lezten willen.
§ 3011

Zwiſchen gebruͤdern ſtehet die ſchweſter bei ſtamm-von der weibli-
chen erbfolge.

guͤtern zuruͤck. Jn ermangelung der bruͤder, will
der ſon der tochter zwiſchen den abkoͤmmlingen von
einem weibesbilde vorgezogen ſeyn. Die mutter
ſchluͤſſet aber den ſon aus, wo die frauensperſonen
zur erbfolge gelaſſen werden. Allſo haͤtte die So-
phia zu Hannover iren prinz: den koͤnig Geoͤrgen
I in Großbritannien ausgeſchloſſen; im falle ſie
auf ableiben der koͤnigin Annen in Engelland noch
nicht verſtorben geweſt waͤre. Wenn die toͤchter,
und weibesperſonen nur auf die guͤter, das iſt, un-
bewegliche dinge, verzicht geleiſtet haben, und ſol-
ches nicht auf die capitalien, mobilien, die fahr-
niß, kleinodien, tapezereien, das ſilbergeſchirr ꝛc
geſchehen iſt; ſo koͤnnen ſie hirin folgen, Boeh-
mer
T. I, P. I, conſ. 41, n. 5, n. 16, ſ. 187,
Stryk de ſucceſſ. in allodio principum, cap. VI,
n. 50 fg. ſ. 289, vol. VII, diſſ., Kemmerichs in-
troductio ad ius publ. S. R. I lib. VIII, cap.
14, §
11, ſ. 1674 fg.; ſihe jedoch den von Ludolf de
iuribus fem. ill. P. II, c.
1, § 16, 17, ſ. 68 fg;
es gehoͤret auch dahin die winter-ſommer-ſaat
(§ 3291 des 2ten th.), von Senkenberg in iure
feud.
§ 414, ſ. 491. Die herzogin von Orleans,
die verwitbete herzogin zu Sachſen-Eiſenach 1741,
die fuͤrſtin zu Schwarzburg-Sondershauſen 1740
geben hirvon beiſpile.

§ 3015

Wir haben dreierlei erbfolgen unter den ſeiten-von der erbfol-
ge unter den
ſeitenverwaud-
ten.

verwandten, naͤmlich 1) wenn der geſchlechtsael-
teſte folget, 2) die juſtinianiſche, nach der naͤhe
des glides, und 3) nach der abſteigenden, und ſei-
ten-lini der erſtgebornen. Die erſte heiſſet ſenio-
rat, die 2te die gradual- und die dritte lineal-

erb-
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[1059/1083] von erbſchaften one lezten willen. § 3011 Zwiſchen gebruͤdern ſtehet die ſchweſter bei ſtamm- guͤtern zuruͤck. Jn ermangelung der bruͤder, will der ſon der tochter zwiſchen den abkoͤmmlingen von einem weibesbilde vorgezogen ſeyn. Die mutter ſchluͤſſet aber den ſon aus, wo die frauensperſonen zur erbfolge gelaſſen werden. Allſo haͤtte die So- phia zu Hannover iren prinz: den koͤnig Geoͤrgen I in Großbritannien ausgeſchloſſen; im falle ſie auf ableiben der koͤnigin Annen in Engelland noch nicht verſtorben geweſt waͤre. Wenn die toͤchter, und weibesperſonen nur auf die guͤter, das iſt, un- bewegliche dinge, verzicht geleiſtet haben, und ſol- ches nicht auf die capitalien, mobilien, die fahr- niß, kleinodien, tapezereien, das ſilbergeſchirr ꝛc geſchehen iſt; ſo koͤnnen ſie hirin folgen, Boeh- mer T. I, P. I, conſ. 41, n. 5, n. 16, ſ. 187, Stryk de ſucceſſ. in allodio principum, cap. VI, n. 50 fg. ſ. 289, vol. VII, diſſ., Kemmerichs in- troductio ad ius publ. S. R. I lib. VIII, cap. 14, § 11, ſ. 1674 fg.; ſihe jedoch den von Ludolf de iuribus fem. ill. P. II, c. 1, § 16, 17, ſ. 68 fg; es gehoͤret auch dahin die winter-ſommer-ſaat (§ 3291 des 2ten th.), von Senkenberg in iure feud. § 414, ſ. 491. Die herzogin von Orleans, die verwitbete herzogin zu Sachſen-Eiſenach 1741, die fuͤrſtin zu Schwarzburg-Sondershauſen 1740 geben hirvon beiſpile. von der weibli- chen erbfolge. § 3015 Wir haben dreierlei erbfolgen unter den ſeiten- verwandten, naͤmlich 1) wenn der geſchlechtsael- teſte folget, 2) die juſtinianiſche, nach der naͤhe des glides, und 3) nach der abſteigenden, und ſei- ten-lini der erſtgebornen. Die erſte heiſſet ſenio- rat, die 2te die gradual- und die dritte lineal- erb- von der erbfol- ge unter den ſeitenverwaud- ten. X x x 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1059. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1083>, abgerufen am 22.11.2024.