halten, und ist daher das sprüchwort: "Der tode ist noch nicht einmal kalt." Ja es kan auch keiner von den erben binnen gedachter zeit nicht einmal verkla- get werden. Ein anders aber ist es wegen der be- sizergreifung. Mit diser wartet man so lange nicht. Denn es könnte leicht ein anderer kommen, und be- siz nemen; mithin hätte derjenige, welcher die verpflichtung der 4 wochen erst abwarten wollte, das leere nachsehen. Diesem nach muß man, so bald kaum einer tod ist, allsofort den besiz ergreif- fen. Was ausser dem an die geistlichen, schulen, für den sarg und andere personen, welche bei der leiche gebrauchet worden sind, oder etwas darzu hergegeben haben, abzutragen stehet, kan eben- falls gleich bezalet werden.
§ 3254
Wenn die 4 wochen verstrichen sind, folget,von der entsi- gelung. nach der regel, die entsigelung. Bevor solche ge- schihet, müssen die sigel erstlich besehen, oder an- erkannt werden, ob sie noch unverseret sind. Ein anderes ist die eröfnung eines bei den gerichten hinterlegeten verschlossenen testamentes, im falle die erben darum nachsuchen; wobei ebenfalls die sigel, und hände recognosciret werden; sodann wird das testament erbrochen, von dem richter, oder actuarien von wort zu wort hergelesen, und einem ie- den erben die abschrift davon, auf verlangen, mit- geteilet. Die urschrift aber bleibet im gerichte, oder wenn ja die erben solches brauchen, zum we- nigsten eine vidimirte abschrift davon bei den acten behalten.
§ 3258
Die eröfnung eines geschribenen lezten willensvon eröfnung des testamen- tes. geschihet bald feierlich, bald nicht feierlich. Die
feier-
B b b b 5
vir wochen, auch dem dreißigſten ꝛc.
halten, und iſt daher das ſpruͤchwort: „Der tode iſt noch nicht einmal kalt.‟ Ja es kan auch keiner von den erben binnen gedachter zeit nicht einmal verkla- get werden. Ein anders aber iſt es wegen der be- ſizergreifung. Mit diſer wartet man ſo lange nicht. Denn es koͤnnte leicht ein anderer kommen, und be- ſiz nemen; mithin haͤtte derjenige, welcher die verpflichtung der 4 wochen erſt abwarten wollte, das leere nachſehen. Dieſem nach muß man, ſo bald kaum einer tod iſt, allſofort den beſiz ergreif- fen. Was auſſer dem an die geiſtlichen, ſchulen, fuͤr den ſarg und andere perſonen, welche bei der leiche gebrauchet worden ſind, oder etwas darzu hergegeben haben, abzutragen ſtehet, kan eben- falls gleich bezalet werden.
§ 3254
Wenn die 4 wochen verſtrichen ſind, folget,von der entſi- gelung. nach der regel, die entſigelung. Bevor ſolche ge- ſchihet, muͤſſen die ſigel erſtlich beſehen, oder an- erkannt werden, ob ſie noch unverſeret ſind. Ein anderes iſt die eroͤfnung eines bei den gerichten hinterlegeten verſchloſſenen teſtamentes, im falle die erben darum nachſuchen; wobei ebenfalls die ſigel, und haͤnde recognoſciret werden; ſodann wird das teſtament erbrochen, von dem richter, oder actuarien von wort zu wort hergeleſen, und einem ie- den erben die abſchrift davon, auf verlangen, mit- geteilet. Die urſchrift aber bleibet im gerichte, oder wenn ja die erben ſolches brauchen, zum we- nigſten eine vidimirte abſchrift davon bei den acten behalten.
§ 3258
Die eroͤfnung eines geſchribenen lezten willensvon eroͤfnung des teſtamen- tes. geſchihet bald feierlich, bald nicht feierlich. Die
feier-
B b b b 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1153"n="1129"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">vir wochen, auch dem dreißigſten ꝛc.</hi></fw><lb/>
halten, und iſt daher das ſpruͤchwort: „Der tode iſt<lb/>
noch nicht einmal kalt.‟ Ja es kan auch keiner von<lb/>
den erben binnen gedachter zeit nicht einmal verkla-<lb/>
get werden. Ein anders aber iſt es wegen der be-<lb/>ſizergreifung. Mit diſer wartet man ſo lange nicht.<lb/>
Denn es koͤnnte leicht ein anderer kommen, und be-<lb/>ſiz nemen; mithin haͤtte derjenige, welcher die<lb/>
verpflichtung der 4 wochen erſt abwarten wollte,<lb/>
das leere nachſehen. Dieſem nach muß man, ſo<lb/>
bald kaum einer tod iſt, allſofort den beſiz ergreif-<lb/>
fen. Was auſſer dem an die geiſtlichen, ſchulen,<lb/>
fuͤr den ſarg und andere perſonen, welche bei der<lb/>
leiche gebrauchet worden ſind, oder etwas darzu<lb/>
hergegeben haben, abzutragen ſtehet, kan eben-<lb/>
falls gleich bezalet werden.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 3254</head><lb/><p>Wenn die 4 wochen verſtrichen ſind, folget,<noteplace="right">von der entſi-<lb/>
gelung.</note><lb/>
nach der regel, die entſigelung. Bevor ſolche ge-<lb/>ſchihet, muͤſſen die ſigel erſtlich beſehen, oder an-<lb/>
erkannt werden, ob ſie noch unverſeret ſind. Ein<lb/>
anderes iſt die eroͤfnung eines bei den gerichten<lb/>
hinterlegeten verſchloſſenen teſtamentes, im falle<lb/>
die erben darum nachſuchen; wobei ebenfalls die<lb/>ſigel, und haͤnde recognoſciret werden; ſodann wird<lb/>
das teſtament erbrochen, von dem richter, oder<lb/>
actuarien von wort zu wort hergeleſen, und einem ie-<lb/>
den erben die abſchrift davon, auf verlangen, mit-<lb/>
geteilet. Die urſchrift aber bleibet im gerichte,<lb/>
oder wenn ja die erben ſolches brauchen, zum we-<lb/>
nigſten eine vidimirte abſchrift davon bei den acten<lb/>
behalten.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 3258</head><lb/><p>Die eroͤfnung eines geſchribenen lezten willens<noteplace="right">von eroͤfnung<lb/>
des teſtamen-<lb/>
tes.</note><lb/>
geſchihet bald feierlich, bald nicht feierlich. Die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b b 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">feier-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1129/1153]
vir wochen, auch dem dreißigſten ꝛc.
halten, und iſt daher das ſpruͤchwort: „Der tode iſt
noch nicht einmal kalt.‟ Ja es kan auch keiner von
den erben binnen gedachter zeit nicht einmal verkla-
get werden. Ein anders aber iſt es wegen der be-
ſizergreifung. Mit diſer wartet man ſo lange nicht.
Denn es koͤnnte leicht ein anderer kommen, und be-
ſiz nemen; mithin haͤtte derjenige, welcher die
verpflichtung der 4 wochen erſt abwarten wollte,
das leere nachſehen. Dieſem nach muß man, ſo
bald kaum einer tod iſt, allſofort den beſiz ergreif-
fen. Was auſſer dem an die geiſtlichen, ſchulen,
fuͤr den ſarg und andere perſonen, welche bei der
leiche gebrauchet worden ſind, oder etwas darzu
hergegeben haben, abzutragen ſtehet, kan eben-
falls gleich bezalet werden.
§ 3254
Wenn die 4 wochen verſtrichen ſind, folget,
nach der regel, die entſigelung. Bevor ſolche ge-
ſchihet, muͤſſen die ſigel erſtlich beſehen, oder an-
erkannt werden, ob ſie noch unverſeret ſind. Ein
anderes iſt die eroͤfnung eines bei den gerichten
hinterlegeten verſchloſſenen teſtamentes, im falle
die erben darum nachſuchen; wobei ebenfalls die
ſigel, und haͤnde recognoſciret werden; ſodann wird
das teſtament erbrochen, von dem richter, oder
actuarien von wort zu wort hergeleſen, und einem ie-
den erben die abſchrift davon, auf verlangen, mit-
geteilet. Die urſchrift aber bleibet im gerichte,
oder wenn ja die erben ſolches brauchen, zum we-
nigſten eine vidimirte abſchrift davon bei den acten
behalten.
von der entſi-
gelung.
§ 3258
Die eroͤfnung eines geſchribenen lezten willens
geſchihet bald feierlich, bald nicht feierlich. Die
feier-
von eroͤfnung
des teſtamen-
tes.
B b b b 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1153>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.