Bei der verjärung ist nicht sowohl auf den schuldener, als vilmehr auf die rechte des wechsel- gläubigers rücksicht zu nemen, Hertde collisione legum, sect. 4 § 65. Disemnach muß ein wech- selgläubiger, inhalts der wechselordnung seines or- tes beibringen, daß bei ihm die wechselordnung ihn noch zulasse, oder die verjärung rechtsbeständig un- terbrochen habe.
Acht und dreissigstes haubtstück von den verbrifeten handelungen etc. § 3832
von copial- bücheru.
Die copial-bücher sind zweierlei, entweder ar- chivalische, welche abschriften der original- diplomaten in sich halten; oder die kaufmanns- copialien, welche die abschriften der ausgefertigten brife in handelssachen begreiffen.
§ 3833
von den urkun- den, und deren glauben, wenn sie verlegen, und alt sind.
Das wörtlein: ur, oder or bedeutet die extre- mitatem in vtramque partem, auch principium et originem; darneben terminum et marginem etc, in den meisten zusammen gesezeten worten so vil: als er, vor für aus, oder über, ober und vor, in einigen ohn, un u. s. w. Daher haben wir das urholz, die urfede, den urlaub, den urfrid, die ur- bar, orbar, urbete, urhab, urkunde etc, Haltaus sp. 1997 fgg. Urkunde heisset eigentlich: notitia a veritatis origine petita, auch munusculum testimoni- ale iudici et scabinis offerendum. Die urkunden sind alle dijenige brifschaften, wodurch man etwas zu erweisen suchet. Ob die aus einer adelichen re- positur herfürgeholete urkunden wegen irer alten,
und
III buch, XXXVII haubtſtuͤck,
§ 3819
von der verjaͤ- rung der wech- ſel.
Bei der verjaͤrung iſt nicht ſowohl auf den ſchuldener, als vilmehr auf die rechte des wechſel- glaͤubigers ruͤckſicht zu nemen, Hertde colliſione legum, ſect. 4 § 65. Diſemnach muß ein wech- ſelglaͤubiger, inhalts der wechſelordnung ſeines or- tes beibringen, daß bei ihm die wechſelordnung ihn noch zulaſſe, oder die verjaͤrung rechtsbeſtaͤndig un- terbrochen habe.
Acht und dreiſſigſtes haubtſtuͤck von den verbrifeten handelungen ꝛc. § 3832
von copial- buͤcheru.
Die copial-buͤcher ſind zweierlei, entweder ar- chivaliſche, welche abſchriften der original- diplomaten in ſich halten; oder die kaufmanns- copialien, welche die abſchriften der ausgefertigten brife in handelsſachen begreiffen.
§ 3833
von den urkun- den, und deren glauben, wenn ſie verlegen, und alt ſind.
Das woͤrtlein: ur, oder or bedeutet die extre- mitatem in vtramque partem, auch principium et originem; darneben terminum et marginem etc, in den meiſten zuſammen geſezeten worten ſo vil: als er, vor fuͤr aus, oder uͤber, ober und vor, in einigen ohn, un u. ſ. w. Daher haben wir das urholz, die urfede, den urlaub, den urfrid, die ur- bar, orbar, urbete, urhab, urkunde ꝛc, Haltaus ſp. 1997 fgg. Urkunde heiſſet eigentlich: notitia a veritatis origine petita, auch munuſculum teſtimoni- ale iudici et ſcabinis offerendum. Die urkunden ſind alle dijenige brifſchaften, wodurch man etwas zu erweiſen ſuchet. Ob die aus einer adelichen re- poſitur herfuͤrgeholete urkunden wegen irer alten,
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III buch, XXXVII haubtſtuͤck,
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glaͤubigers ruͤckſicht zu nemen, Hert de colliſione
legum, ſect. 4 § 65. Diſemnach muß ein wech-
ſelglaͤubiger, inhalts der wechſelordnung ſeines or-
tes beibringen, daß bei ihm die wechſelordnung ihn
noch zulaſſe, oder die verjaͤrung rechtsbeſtaͤndig un-
terbrochen habe.
Acht und dreiſſigſtes haubtſtuͤck
von den verbrifeten handelungen ꝛc.
§ 3832
Die copial-buͤcher ſind zweierlei, entweder ar-
chivaliſche, welche abſchriften der original-
diplomaten in ſich halten; oder die kaufmanns-
copialien, welche die abſchriften der ausgefertigten
brife in handelsſachen begreiffen.
§ 3833
Das woͤrtlein: ur, oder or bedeutet die extre-
mitatem in vtramque partem, auch principium et
originem; darneben terminum et marginem etc,
in den meiſten zuſammen geſezeten worten ſo vil:
als er, vor fuͤr aus, oder uͤber, ober und vor, in
einigen ohn, un u. ſ. w. Daher haben wir das
urholz, die urfede, den urlaub, den urfrid, die ur-
bar, orbar, urbete, urhab, urkunde ꝛc, Haltaus
ſp. 1997 fgg. Urkunde heiſſet eigentlich: notitia a
veritatis origine petita, auch munuſculum teſtimoni-
ale iudici et ſcabinis offerendum. Die urkunden
ſind alle dijenige brifſchaften, wodurch man etwas
zu erweiſen ſuchet. Ob die aus einer adelichen re-
poſitur herfuͤrgeholete urkunden wegen irer alten,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1260>, abgerufen am 22.11.2024.
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