zalet, wird durch das recht selbst befreiet, wie sollte allso die befreiung des menschen noch nötig seyn? wer demnach noch vollmacht hat, die gelter in em- pfang zu nemen, der bedarf keiner gewalt zu quitti- ren, weil das recht quittiret. Jnzwischen aber wird in allen denen fällen, welche zur verwaltung eines geschäftes, oder der güter nicht gerechnet wer- den können, eine besondere gewalt erfodert, z. e. wenn der anwalt, welcher den proceß gefüret hat, das gelt erheben will, und seine gemeine vollmacht darauf nicht lautet, Mich. Heinr. Gribnerde mandato speciali et actibus, qui sine eo a procura- tore in iudicio peragi nequeunt, Witt. 1712, und 1750, 4t, § 7 § 20 s. 16 s. 34 fg., MeviusP. VI decis. 26 und 27, von Cocceji im iure controu. ciu. lib. III tit. 3 qu. 10. Ob aber eine quittung in einem kauf- oder schuldbrife etwas gelte? die gemeine lehre ist: daß, wenn darin stehe: der schul- dener, oder verkäufer habe das gelt wohl zu handen bekommen, und quittire demnach den gläubiger rc wegen des empfangenen geltes etc, dises quittiren keinen beweiß mache (§ 3878 des 2ten th.). Es hat aber entweder der richter bei der bestätigung nach- gefraget, ob die zalung erfolget sey? oder nicht. Erfolget im ersten falle die antwort: ja! so zeiget dises widerholete geständniß allerdinges ein kräfti- ges bekenntniß des empfanges an. Hat aber der richter die verneinende antwort erhalten, oder hat gar nicht gefraget; so ist es freilich ein anderes. Frid. Philippide querela non numeratae pecuniae contra apocham mouenda Leipz. 1684, th. X s. 11. Wenn der schuldener die quittung gefertiget, und der gläubiger sie unterschriben hat, wird sie passi- ret, Casp. Zieglerde apochis, 1713, th. 19 -- 21 th. 24, Frommann am a. o. th. 23. Ob aber eine weibesperson nach sachsenrechte eine quittung
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III buch, XLII haubtſtuͤck.
zalet, wird durch das recht ſelbſt befreiet, wie ſollte allſo die befreiung des menſchen noch noͤtig ſeyn? wer demnach noch vollmacht hat, die gelter in em- pfang zu nemen, der bedarf keiner gewalt zu quitti- ren, weil das recht quittiret. Jnzwiſchen aber wird in allen denen faͤllen, welche zur verwaltung eines geſchaͤftes, oder der guͤter nicht gerechnet wer- den koͤnnen, eine beſondere gewalt erfodert, z. e. wenn der anwalt, welcher den proceß gefuͤret hat, das gelt erheben will, und ſeine gemeine vollmacht darauf nicht lautet, Mich. Heinr. Gribnerde mandato ſpeciali et actibus, qui ſine eo a procura- tore in iudicio peragi nequeunt, Witt. 1712, und 1750, 4t, § 7 § 20 ſ. 16 ſ. 34 fg., MeviusP. VI deciſ. 26 und 27, von Cocceji im iure controu. ciu. lib. III tit. 3 qu. 10. Ob aber eine quittung in einem kauf- oder ſchuldbrife etwas gelte? die gemeine lehre iſt: daß, wenn darin ſtehe: der ſchul- dener, oder verkaͤufer habe das gelt wohl zu handen bekommen, und quittire demnach den glaͤubiger ꝛc wegen des empfangenen geltes ꝛc, diſes quittiren keinen beweiß mache (§ 3878 des 2ten th.). Es hat aber entweder der richter bei der beſtaͤtigung nach- gefraget, ob die zalung erfolget ſey? oder nicht. Erfolget im erſten falle die antwort: ja! ſo zeiget diſes widerholete geſtaͤndniß allerdinges ein kraͤfti- ges bekenntniß des empfanges an. Hat aber der richter die verneinende antwort erhalten, oder hat gar nicht gefraget; ſo iſt es freilich ein anderes. Frid. Philippide querela non numeratae pecuniae contra apocham mouenda Leipz. 1684, th. X ſ. 11. Wenn der ſchuldener die quittung gefertiget, und der glaͤubiger ſie unterſchriben hat, wird ſie paſſi- ret, Caſp. Zieglerde apochis, 1713, th. 19 — 21 th. 24, Frommann am a. o. th. 23. Ob aber eine weibesperſon nach ſachſenrechte eine quittung
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III buch, XLII haubtſtuͤck.
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wer demnach noch vollmacht hat, die gelter in em-
pfang zu nemen, der bedarf keiner gewalt zu quitti-
ren, weil das recht quittiret. Jnzwiſchen aber
wird in allen denen faͤllen, welche zur verwaltung
eines geſchaͤftes, oder der guͤter nicht gerechnet wer-
den koͤnnen, eine beſondere gewalt erfodert, z. e.
wenn der anwalt, welcher den proceß gefuͤret hat,
das gelt erheben will, und ſeine gemeine vollmacht
darauf nicht lautet, Mich. Heinr. Gribner de
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tore in iudicio peragi nequeunt, Witt. 1712, und
1750, 4t, § 7 § 20 ſ. 16 ſ. 34 fg., Mevius P. VI
deciſ. 26 und 27, von Cocceji im iure controu.
ciu. lib. III tit. 3 qu. 10. Ob aber eine quittung
in einem kauf- oder ſchuldbrife etwas gelte? die
gemeine lehre iſt: daß, wenn darin ſtehe: der ſchul-
dener, oder verkaͤufer habe das gelt wohl zu handen
bekommen, und quittire demnach den glaͤubiger ꝛc
wegen des empfangenen geltes ꝛc, diſes quittiren
keinen beweiß mache (§ 3878 des 2ten th.). Es hat
aber entweder der richter bei der beſtaͤtigung nach-
gefraget, ob die zalung erfolget ſey? oder nicht.
Erfolget im erſten falle die antwort: ja! ſo zeiget
diſes widerholete geſtaͤndniß allerdinges ein kraͤfti-
ges bekenntniß des empfanges an. Hat aber der
richter die verneinende antwort erhalten, oder hat
gar nicht gefraget; ſo iſt es freilich ein anderes.
Frid. Philippi de querela non numeratae pecuniae
contra apocham mouenda Leipz. 1684, th. X ſ. 11.
Wenn der ſchuldener die quittung gefertiget, und
der glaͤubiger ſie unterſchriben hat, wird ſie paſſi-
ret, Caſp. Ziegler de apochis, 1713, th. 19 — 21
th. 24, Frommann am a. o. th. 23. Ob aber
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1265>, abgerufen am 22.11.2024.
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