Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

III buch, LXIV haubtstück,
Wiehl, im Homburgischen an der Mark, Sayn-
Witgenstein-Berlenburgischer hoheit, haben wir
alhir einen rechtsstreit über einen verkauf unbeweg-
licher erbgüter zu entscheiden gehabt. Der kauf-
brif enthilt die clauseln: es lige, und stehe, wo es
wolle, in haus, und hof, in land, und sand, besucht,
und unbesucht, in nassen, und trockenen etc. Der
verzeichs- (verzichts-) pfennig sollte erleget werden,
der sich erstrecke auf 4 drittel dessen etc, wie vereini-
get, und abgeredet worden von Deting, und wein-
kaufsleuten etc, und auch rechte wahrhaft geleistet
werden, wie das recht ist in der vogtei Wiehl. Da-
bei war an gotteshäller, weinkauf, und schreibelon
aufgangen 3 rtlr. Der käufer bekömmt das aner-
ben, das ist, bei dem gehaltenen vogteigerichte erhält
er das erbrecht von dem gekaufeten grundstücke.
Das land- und vogtei-gericht wird von den gräf-
lichen kanzelleirähten gehalten, und dise lassen es
vorher durch öffentliche proclamata bekannt ma-
chen, damit in zeiten die feilrufe ordentlich gesche-
hen, und die zu retrahiren gesinnete vom vorhaben
des neuen erwerbers nachricht erlangen mögen.
Beerben, und enterben werden daselbst einander
entgegen gesezet (§ 1820). Enterben heisset so vil:
als seinen blutsfreunden die güter entzihen, oder vil-
mehr die güter auflassen, das eigentum faren lassen,
und sich dessen begeben; hergegen den erwerber,
oder neuen eigentümer damit beerben; immassen
dem Teutschen das erbe, oder unbewegliche eigen-
tum gerichtlich übergeben ward (§ 1857 des 1ten
th.). Jm Diezischen hat man ebenfalls den ver-
zugs-pfennig. Vom gottespfennige (§ 4165 des
2ten th.) findet man auch in der kur-pfälzischen l. o.
und der darin befindlichen allmosen-ordnung fol. 16
§ 15, 17 spuren; man sehe auch den Haltaus un-
ter gottesgelt, gottespfennig, geistpfennig etc.

Hirvon

III buch, LXIV haubtſtuͤck,
Wiehl, im Homburgiſchen an der Mark, Sayn-
Witgenſtein-Berlenburgiſcher hoheit, haben wir
alhir einen rechtsſtreit uͤber einen verkauf unbeweg-
licher erbguͤter zu entſcheiden gehabt. Der kauf-
brif enthilt die clauſeln: es lige, und ſtehe, wo es
wolle, in haus, und hof, in land, und ſand, beſucht,
und unbeſucht, in naſſen, und trockenen ꝛc. Der
verzeichs- (verzichts-) pfennig ſollte erleget werden,
der ſich erſtrecke auf 4 drittel deſſen ꝛc, wie vereini-
get, und abgeredet worden von Deting, und wein-
kaufsleuten ꝛc, und auch rechte wahrhaft geleiſtet
werden, wie das recht iſt in der vogtei Wiehl. Da-
bei war an gotteshaͤller, weinkauf, und ſchreibelon
aufgangen 3 rtlr. Der kaͤufer bekoͤmmt das aner-
ben, das iſt, bei dem gehaltenen vogteigerichte erhaͤlt
er das erbrecht von dem gekaufeten grundſtuͤcke.
Das land- und vogtei-gericht wird von den graͤf-
lichen kanzelleiraͤhten gehalten, und diſe laſſen es
vorher durch oͤffentliche proclamata bekannt ma-
chen, damit in zeiten die feilrufe ordentlich geſche-
hen, und die zu retrahiren geſinnete vom vorhaben
des neuen erwerbers nachricht erlangen moͤgen.
Beerben, und enterben werden daſelbſt einander
entgegen geſezet (§ 1820). Enterben heiſſet ſo vil:
als ſeinen blutsfreunden die guͤter entzihen, oder vil-
mehr die guͤter auflaſſen, das eigentum faren laſſen,
und ſich deſſen begeben; hergegen den erwerber,
oder neuen eigentuͤmer damit beerben; immaſſen
dem Teutſchen das erbe, oder unbewegliche eigen-
tum gerichtlich uͤbergeben ward (§ 1857 des 1ten
th.). Jm Dieziſchen hat man ebenfalls den ver-
zugs-pfennig. Vom gottespfennige (§ 4165 des
2ten th.) findet man auch in der kur-pfaͤlziſchen l. o.
und der darin befindlichen allmoſen-ordnung fol. 16
§ 15, 17 ſpuren; man ſehe auch den Haltaus un-
ter gottesgelt, gottespfennig, geiſtpfennig ꝛc.

Hirvon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1292" n="1268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">LXIV</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
Wiehl, im Homburgi&#x017F;chen an der Mark, Sayn-<lb/>
Witgen&#x017F;tein-Berlenburgi&#x017F;cher hoheit, haben wir<lb/>
alhir einen rechts&#x017F;treit u&#x0364;ber einen verkauf unbeweg-<lb/>
licher erbgu&#x0364;ter zu ent&#x017F;cheiden gehabt. Der kauf-<lb/>
brif enthilt die clau&#x017F;eln: es lige, und &#x017F;tehe, wo es<lb/>
wolle, in haus, und hof, in land, und &#x017F;and, be&#x017F;ucht,<lb/>
und unbe&#x017F;ucht, in na&#x017F;&#x017F;en, und trockenen &#xA75B;c. Der<lb/>
verzeichs- (verzichts-) pfennig &#x017F;ollte erleget werden,<lb/>
der &#x017F;ich er&#x017F;trecke auf 4 drittel de&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c, wie vereini-<lb/>
get, und abgeredet worden von Deting, und wein-<lb/>
kaufsleuten &#xA75B;c, und auch rechte wahrhaft gelei&#x017F;tet<lb/>
werden, wie das recht i&#x017F;t in der vogtei Wiehl. Da-<lb/>
bei war an gottesha&#x0364;ller, weinkauf, und &#x017F;chreibelon<lb/>
aufgangen 3 rtlr. Der ka&#x0364;ufer beko&#x0364;mmt das aner-<lb/>
ben, das i&#x017F;t, bei dem gehaltenen vogteigerichte erha&#x0364;lt<lb/>
er das erbrecht von dem gekaufeten grund&#x017F;tu&#x0364;cke.<lb/>
Das land- und vogtei-gericht wird von den gra&#x0364;f-<lb/>
lichen kanzelleira&#x0364;hten gehalten, und di&#x017F;e la&#x017F;&#x017F;en es<lb/>
vorher durch o&#x0364;ffentliche proclamata bekannt ma-<lb/>
chen, damit in zeiten die feilrufe ordentlich ge&#x017F;che-<lb/>
hen, und die zu retrahiren ge&#x017F;innete vom vorhaben<lb/>
des neuen erwerbers nachricht erlangen mo&#x0364;gen.<lb/><hi rendition="#fr">Beerben,</hi> und <hi rendition="#fr">enterben</hi> werden da&#x017F;elb&#x017F;t einander<lb/>
entgegen ge&#x017F;ezet (§ 1820). Enterben hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;o vil:<lb/>
als &#x017F;einen blutsfreunden die gu&#x0364;ter entzihen, oder vil-<lb/>
mehr die gu&#x0364;ter aufla&#x017F;&#x017F;en, das eigentum faren la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en begeben; hergegen den erwerber,<lb/>
oder neuen eigentu&#x0364;mer damit beerben; imma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
dem Teut&#x017F;chen das erbe, oder unbewegliche eigen-<lb/>
tum gerichtlich u&#x0364;bergeben ward (§ 1857 des 1ten<lb/>
th.). Jm Diezi&#x017F;chen hat man ebenfalls den ver-<lb/>
zugs-pfennig. Vom gottespfennige (§ 4165 des<lb/>
2ten th.) findet man auch in der kur-pfa&#x0364;lzi&#x017F;chen l. o.<lb/>
und der darin befindlichen allmo&#x017F;en-ordnung fol. 16<lb/>
§ 15, 17 &#x017F;puren; man &#x017F;ehe auch den <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> un-<lb/>
ter <hi rendition="#fr">gottesgelt, gottespfennig, gei&#x017F;tpfennig</hi> &#xA75B;c.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hirvon</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1268/1292] III buch, LXIV haubtſtuͤck, Wiehl, im Homburgiſchen an der Mark, Sayn- Witgenſtein-Berlenburgiſcher hoheit, haben wir alhir einen rechtsſtreit uͤber einen verkauf unbeweg- licher erbguͤter zu entſcheiden gehabt. Der kauf- brif enthilt die clauſeln: es lige, und ſtehe, wo es wolle, in haus, und hof, in land, und ſand, beſucht, und unbeſucht, in naſſen, und trockenen ꝛc. Der verzeichs- (verzichts-) pfennig ſollte erleget werden, der ſich erſtrecke auf 4 drittel deſſen ꝛc, wie vereini- get, und abgeredet worden von Deting, und wein- kaufsleuten ꝛc, und auch rechte wahrhaft geleiſtet werden, wie das recht iſt in der vogtei Wiehl. Da- bei war an gotteshaͤller, weinkauf, und ſchreibelon aufgangen 3 rtlr. Der kaͤufer bekoͤmmt das aner- ben, das iſt, bei dem gehaltenen vogteigerichte erhaͤlt er das erbrecht von dem gekaufeten grundſtuͤcke. Das land- und vogtei-gericht wird von den graͤf- lichen kanzelleiraͤhten gehalten, und diſe laſſen es vorher durch oͤffentliche proclamata bekannt ma- chen, damit in zeiten die feilrufe ordentlich geſche- hen, und die zu retrahiren geſinnete vom vorhaben des neuen erwerbers nachricht erlangen moͤgen. Beerben, und enterben werden daſelbſt einander entgegen geſezet (§ 1820). Enterben heiſſet ſo vil: als ſeinen blutsfreunden die guͤter entzihen, oder vil- mehr die guͤter auflaſſen, das eigentum faren laſſen, und ſich deſſen begeben; hergegen den erwerber, oder neuen eigentuͤmer damit beerben; immaſſen dem Teutſchen das erbe, oder unbewegliche eigen- tum gerichtlich uͤbergeben ward (§ 1857 des 1ten th.). Jm Dieziſchen hat man ebenfalls den ver- zugs-pfennig. Vom gottespfennige (§ 4165 des 2ten th.) findet man auch in der kur-pfaͤlziſchen l. o. und der darin befindlichen allmoſen-ordnung fol. 16 § 15, 17 ſpuren; man ſehe auch den Haltaus un- ter gottesgelt, gottespfennig, geiſtpfennig ꝛc. Hirvon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1292
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1292>, abgerufen am 22.11.2024.