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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XII haubtstück
ansann: die jüden todtzuschlagen, besage der hist.
nachrichten von Nordhausen s. 612, Heumanns
initia iur. polit. s. 265, § 213, Jac. Aug. Fran-
kenstein
de iur. sing. circa Iudaeos etc Leipz. 1722,
von den hof-
jüden.
4t, cap. II § 2 fg. s. 29 fg.; jedoch findet man
wohl an den höfen: hofjüden, welche grosse her-
ren haben, z. e. in Dresden etc; wodurch sich an-
dere jüden mit einschleichen. Jmmittels dürfen
sie in denen orten, wo sie schuz haben, und sich zehn
jüden, männlichen geschlechtes, aufhalten, welche
von den schu-
len und caere-
monien der
schuzjüden.
über 14 jare alt sind, eine schule halten, und sich
einen barnaß, d. i. schulz, und vorsänger, bestellen.
Der erste aber bei den jüden heisset 1) Koehr,
als der jüden obrigkeit, 2) der parnaß, welcher
unter dem koehr stehet; 3) Chassu, welcher über
die schulen gesezet ist. Jn einem jeden lande ist
in solchem falle ein land-rabbiner (jüden-bischof,
jüdenmeister, Haltaus sp. 1051), welcher die klei-
nigkeiten abtut, und bestrafet, in disciplin- und
caeremonien-sachen, Hessische Jüden-ordnung
1749 § 13 und § 15; inhalts des protocoles, wel-
ches der hessische landrabbiner gefüret hat, und in
der anweisung für die beambten etc 1762, 8v, s.
460 fg. s. 528 fg. sich befindet. Gerichtliche han-
delungen, auch der freiwilligen gerichtbarkeit, und
deren ausübung, gehören den jüden nicht. Ob
aber schlägereien, und schimpfworte in der schule
für den rabbiner, oder den gerichtsherren gehören?
Darüber ist zwischen dem hisigen Fürstlich-Hessi-
schen fiscale, und den schenkischen gerichten streit
fürgefallen. Von der jüdischen annemung an kin-
des statt, und dem mantel-griffe dabei, handelt der
Heinecc in den vermischten anmerkungen, und
rechtlichen gutachten, 1742, 8v, ein schuzjüde hat
über seine kinder die im lande herkömmlichen vä-
terlichen rechte. Wenden sich ire kinder zum chri-

sten-

XII haubtſtuͤck
anſann: die juͤden todtzuſchlagen, beſage der hiſt.
nachrichten von Nordhauſen ſ. 612, Heumanns
initia iur. polit. ſ. 265, § 213, Jac. Aug. Fran-
kenſtein
de iur. ſing. circa Iudaeos etc Leipz. 1722,
von den hof-
juͤden.
4t, cap. II § 2 fg. ſ. 29 fg.; jedoch findet man
wohl an den hoͤfen: hofjuͤden, welche groſſe her-
ren haben, z. e. in Dresden ꝛc; wodurch ſich an-
dere juͤden mit einſchleichen. Jmmittels duͤrfen
ſie in denen orten, wo ſie ſchuz haben, und ſich zehn
juͤden, maͤnnlichen geſchlechtes, aufhalten, welche
von den ſchu-
len und caere-
monien der
ſchuzjuͤden.
uͤber 14 jare alt ſind, eine ſchule halten, und ſich
einen barnaß, d. i. ſchulz, und vorſaͤnger, beſtellen.
Der erſte aber bei den juͤden heiſſet 1) Koehr,
als der juͤden obrigkeit, 2) der parnaß, welcher
unter dem koehr ſtehet; 3) Chaſſu, welcher uͤber
die ſchulen geſezet iſt. Jn einem jeden lande iſt
in ſolchem falle ein land-rabbiner (juͤden-biſchof,
juͤdenmeiſter, Haltaus ſp. 1051), welcher die klei-
nigkeiten abtut, und beſtrafet, in diſciplin- und
caeremonien-ſachen, Heſſiſche Juͤden-ordnung
1749 § 13 und § 15; inhalts des protocoles, wel-
ches der heſſiſche landrabbiner gefuͤret hat, und in
der anweiſung fuͤr die beambten ꝛc 1762, 8v, ſ.
460 fg. ſ. 528 fg. ſich befindet. Gerichtliche han-
delungen, auch der freiwilligen gerichtbarkeit, und
deren ausuͤbung, gehoͤren den juͤden nicht. Ob
aber ſchlaͤgereien, und ſchimpfworte in der ſchule
fuͤr den rabbiner, oder den gerichtsherren gehoͤren?
Daruͤber iſt zwiſchen dem hiſigen Fuͤrſtlich-Heſſi-
ſchen fiscale, und den ſchenkiſchen gerichten ſtreit
fuͤrgefallen. Von der juͤdiſchen annemung an kin-
des ſtatt, und dem mantel-griffe dabei, handelt der
Heinecc in den vermiſchten anmerkungen, und
rechtlichen gutachten, 1742, 8v, ein ſchuzjuͤde hat
uͤber ſeine kinder die im lande herkoͤmmlichen vaͤ-
terlichen rechte. Wenden ſich ire kinder zum chri-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/136>, abgerufen am 21.11.2024.