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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der gerichtbarkeit etc.
rio über das schwaben-recht am 2ten bande des
von Senkenbergischen corp. iuris germ. s. 3 s. 4,
allwo auch der achtschaz bemerket wird, welchen
der geächtete für seine besreiung von der acht zu lei-
sten hatte, s. 4. Allso wurden auch dijenige sa-
chen, welche für die achtgerichte gehören sollten, zu
einem fridensbruche qualificiret, wodurch der täter
sich des gemeinen fridens verlustig gemachet; mit-
hin die acht verdinet habe. Er hat sowohl wider
dijenigen statt, welche der übeltaten halber ausge-
treten sind, als auch sonst wider dijenigen, welche
ungehorsamlich vor gerichte nicht erschinen, woraus
die ungehorsamsacht ersprosset, (§ 6203 des 2ten
th.), (hofraht Kochs zu Wolfenbüttel) anmer-
kungen von den westphälischen gerichten, auch den
vormaligen landgerichten in Teutschlande, 1751,
4t, s. 4 fgg. Die wirkung der acht richtete sich
nach der gewalt des gerichtes, entweder des stadt-
rahtes, des richters, oder des landesherrn; es konn-
te aber der unterrichter seine verfassung an den ober-
richter bringen, und von disem bestätigen lassen.
Der landfride wurde nicht allein von den Kaisern
in den landen, sondern auch von den herzogen auf
öffentlichen landtagen gestistet. Allso aechtete auch
das botting, Koch am a. o. s. 13. Die über-
bleibsel der achtgerichte kamen an die sogenannten
landgerichte, als die grosse herzogtümer in Teutsch-
lande nach, und nach zerfilen. Jn den unterm
Kaiser unmittelbar stehenden ländern bestellete er
einen landrichter. Jn Baiern etc hilten die herzoge
die landgerichte. Alle in der acht stehende wurden
wie hunde betrachtet; sie gaben achtung, wenn der
fürst einstig, um gnade von ihm zu erlangen. Es
wurde auch wohl ein geächteter in sein haus einge-
sperret, und ein graben um dasselbe gezogen. Die
freigerichte bedeuteten eigentlich nichts anders alsfreigerichte.

die
III Teil. R r r r

von der gerichtbarkeit ꝛc.
rio uͤber das ſchwaben-recht am 2ten bande des
von Senkenbergiſchen corp. iuris germ. ſ. 3 ſ. 4,
allwo auch der achtſchaz bemerket wird, welchen
der geaͤchtete fuͤr ſeine beſreiung von der acht zu lei-
ſten hatte, ſ. 4. Allſo wurden auch dijenige ſa-
chen, welche fuͤr die achtgerichte gehoͤren ſollten, zu
einem fridensbruche qualificiret, wodurch der taͤter
ſich des gemeinen fridens verluſtig gemachet; mit-
hin die acht verdinet habe. Er hat ſowohl wider
dijenigen ſtatt, welche der uͤbeltaten halber ausge-
treten ſind, als auch ſonſt wider dijenigen, welche
ungehorſamlich vor gerichte nicht erſchinen, woraus
die ungehorſamsacht erſproſſet, (§ 6203 des 2ten
th.), (hofraht Kochs zu Wolfenbuͤttel) anmer-
kungen von den weſtphaͤliſchen gerichten, auch den
vormaligen landgerichten in Teutſchlande, 1751,
4t, ſ. 4 fgg. Die wirkung der acht richtete ſich
nach der gewalt des gerichtes, entweder des ſtadt-
rahtes, des richters, oder des landesherrn; es konn-
te aber der unterrichter ſeine verfaſſung an den ober-
richter bringen, und von diſem beſtaͤtigen laſſen.
Der landfride wurde nicht allein von den Kaiſern
in den landen, ſondern auch von den herzogen auf
oͤffentlichen landtagen geſtiſtet. Allſo aechtete auch
das botting, Koch am a. o. ſ. 13. Die uͤber-
bleibſel der achtgerichte kamen an die ſogenannten
landgerichte, als die groſſe herzogtuͤmer in Teutſch-
lande nach, und nach zerfilen. Jn den unterm
Kaiſer unmittelbar ſtehenden laͤndern beſtellete er
einen landrichter. Jn Baiern ꝛc hilten die herzoge
die landgerichte. Alle in der acht ſtehende wurden
wie hunde betrachtet; ſie gaben achtung, wenn der
fuͤrſt einſtig, um gnade von ihm zu erlangen. Es
wurde auch wohl ein geaͤchteter in ſein haus einge-
ſperret, und ein graben um daſſelbe gezogen. Die
freigerichte bedeuteten eigentlich nichts anders alsfreigerichte.

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[1361/1385] von der gerichtbarkeit ꝛc. rio uͤber das ſchwaben-recht am 2ten bande des von Senkenbergiſchen corp. iuris germ. ſ. 3 ſ. 4, allwo auch der achtſchaz bemerket wird, welchen der geaͤchtete fuͤr ſeine beſreiung von der acht zu lei- ſten hatte, ſ. 4. Allſo wurden auch dijenige ſa- chen, welche fuͤr die achtgerichte gehoͤren ſollten, zu einem fridensbruche qualificiret, wodurch der taͤter ſich des gemeinen fridens verluſtig gemachet; mit- hin die acht verdinet habe. Er hat ſowohl wider dijenigen ſtatt, welche der uͤbeltaten halber ausge- treten ſind, als auch ſonſt wider dijenigen, welche ungehorſamlich vor gerichte nicht erſchinen, woraus die ungehorſamsacht erſproſſet, (§ 6203 des 2ten th.), (hofraht Kochs zu Wolfenbuͤttel) anmer- kungen von den weſtphaͤliſchen gerichten, auch den vormaligen landgerichten in Teutſchlande, 1751, 4t, ſ. 4 fgg. Die wirkung der acht richtete ſich nach der gewalt des gerichtes, entweder des ſtadt- rahtes, des richters, oder des landesherrn; es konn- te aber der unterrichter ſeine verfaſſung an den ober- richter bringen, und von diſem beſtaͤtigen laſſen. Der landfride wurde nicht allein von den Kaiſern in den landen, ſondern auch von den herzogen auf oͤffentlichen landtagen geſtiſtet. Allſo aechtete auch das botting, Koch am a. o. ſ. 13. Die uͤber- bleibſel der achtgerichte kamen an die ſogenannten landgerichte, als die groſſe herzogtuͤmer in Teutſch- lande nach, und nach zerfilen. Jn den unterm Kaiſer unmittelbar ſtehenden laͤndern beſtellete er einen landrichter. Jn Baiern ꝛc hilten die herzoge die landgerichte. Alle in der acht ſtehende wurden wie hunde betrachtet; ſie gaben achtung, wenn der fuͤrſt einſtig, um gnade von ihm zu erlangen. Es wurde auch wohl ein geaͤchteter in ſein haus einge- ſperret, und ein graben um daſſelbe gezogen. Die freigerichte bedeuteten eigentlich nichts anders als die freigerichte. III Teil. R r r r

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1385>, abgerufen am 22.11.2024.