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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XV haubtstück,
trachtet wer-
den?
che von eingebornen ältern an dem orte das licht
der welt erblicket, und sich des bürger-oder nach-
bar-rechts zu erfreuen, auch die gemeinschaft der
bürgerlichen freihelten zu genüssen haben. Das
recht, welches auf den dörfern in hisigen gegenden
daraus ersprosset, wird die einart genennet; wi-
wohl dises wort noch merere bedeutungen hat, z. e.
im mainzischen, was ein nachbar von dem gemei-
nen holze, auch gemeinen wisewachse erhält. Wo
man geboren ist, wird die heimat genennet. Der-
jenige, welcher in einer stadt das bürgerrecht nicht
hat, noch daselbst wonhaft ist, noch zu einem
dorfe gehöret, wird als ein fremder angesehen. Je-
weilen sich dises auch wohl auf eine ganze mark,
flur, und einen gewissen strich erstrecket, woraus
die mark-köter, markgenossen, vollerben, halb-
erben etc entstehen, welche den leibzüchtern, heuer-
leuten, schuzverwandten etc entgegen gesezet werden,
Haltaus unter dem worte: Gast sp. 586, sp. 587,
und zu den gemeinen lasten nichts beitragen, wie
die markgenossen, und erbgesessene bürger, und
bauern. Die eingeborne in Teutschlande kommen
in betrachtung, entweder in absicht auf das reich,
welchem sie unterwürfig sind, oder in ansehung
des landes, wozu sie gehören, oder nach dem
orte, wo sie wonen, und sich befinden. Den ein-
gebornen werden die einkommende, einkömmlinge
entgegen gesezet. Die eingeborne mannen, einge-
borne dinstmannen, werden auch in den urkun-
den gefunden, Haltaus sp. 1017, sp. 1014 fg.
unter dem worte: ingeboren; imgleichen sind die
eingesessene bürger, einsassen, einwoner etc, einge-
sessene, und mahlgenossen von den ausbürgern,
auch fremden, nach den teutschen rechten, unter-
schiden, Haltaus s. 1017. Die eingeborne Teut-
sche haben vor den fremden vile vorzüge, sowohl

bei

XV haubtſtuͤck,
trachtet wer-
den?
che von eingebornen aͤltern an dem orte das licht
der welt erblicket, und ſich des buͤrger-oder nach-
bar-rechts zu erfreuen, auch die gemeinſchaft der
buͤrgerlichen freihelten zu genuͤſſen haben. Das
recht, welches auf den doͤrfern in hiſigen gegenden
daraus erſproſſet, wird die einart genennet; wi-
wohl diſes wort noch merere bedeutungen hat, z. e.
im mainziſchen, was ein nachbar von dem gemei-
nen holze, auch gemeinen wiſewachſe erhaͤlt. Wo
man geboren iſt, wird die heimat genennet. Der-
jenige, welcher in einer ſtadt das buͤrgerrecht nicht
hat, noch daſelbſt wonhaft iſt, noch zu einem
dorfe gehoͤret, wird als ein fremder angeſehen. Je-
weilen ſich diſes auch wohl auf eine ganze mark,
flur, und einen gewiſſen ſtrich erſtrecket, woraus
die mark-koͤter, markgenoſſen, vollerben, halb-
erben ꝛc entſtehen, welche den leibzuͤchtern, heuer-
leuten, ſchuzverwandten ꝛc entgegen geſezet werden,
Haltaus unter dem worte: Gaſt ſp. 586, ſp. 587,
und zu den gemeinen laſten nichts beitragen, wie
die markgenoſſen, und erbgeſeſſene buͤrger, und
bauern. Die eingeborne in Teutſchlande kommen
in betrachtung, entweder in abſicht auf das reich,
welchem ſie unterwuͤrfig ſind, oder in anſehung
des landes, wozu ſie gehoͤren, oder nach dem
orte, wo ſie wonen, und ſich befinden. Den ein-
gebornen werden die einkommende, einkoͤmmlinge
entgegen geſezet. Die eingeborne mannen, einge-
borne dinſtmannen, werden auch in den urkun-
den gefunden, Haltaus ſp. 1017, ſp. 1014 fg.
unter dem worte: ingeboren; imgleichen ſind die
eingeſeſſene buͤrger, einſaſſen, einwoner ꝛc, einge-
ſeſſene, und mahlgenoſſen von den ausbuͤrgern,
auch fremden, nach den teutſchen rechten, unter-
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[128/0152] XV haubtſtuͤck, che von eingebornen aͤltern an dem orte das licht der welt erblicket, und ſich des buͤrger-oder nach- bar-rechts zu erfreuen, auch die gemeinſchaft der buͤrgerlichen freihelten zu genuͤſſen haben. Das recht, welches auf den doͤrfern in hiſigen gegenden daraus erſproſſet, wird die einart genennet; wi- wohl diſes wort noch merere bedeutungen hat, z. e. im mainziſchen, was ein nachbar von dem gemei- nen holze, auch gemeinen wiſewachſe erhaͤlt. Wo man geboren iſt, wird die heimat genennet. Der- jenige, welcher in einer ſtadt das buͤrgerrecht nicht hat, noch daſelbſt wonhaft iſt, noch zu einem dorfe gehoͤret, wird als ein fremder angeſehen. Je- weilen ſich diſes auch wohl auf eine ganze mark, flur, und einen gewiſſen ſtrich erſtrecket, woraus die mark-koͤter, markgenoſſen, vollerben, halb- erben ꝛc entſtehen, welche den leibzuͤchtern, heuer- leuten, ſchuzverwandten ꝛc entgegen geſezet werden, Haltaus unter dem worte: Gaſt ſp. 586, ſp. 587, und zu den gemeinen laſten nichts beitragen, wie die markgenoſſen, und erbgeſeſſene buͤrger, und bauern. Die eingeborne in Teutſchlande kommen in betrachtung, entweder in abſicht auf das reich, welchem ſie unterwuͤrfig ſind, oder in anſehung des landes, wozu ſie gehoͤren, oder nach dem orte, wo ſie wonen, und ſich befinden. Den ein- gebornen werden die einkommende, einkoͤmmlinge entgegen geſezet. Die eingeborne mannen, einge- borne dinſtmannen, werden auch in den urkun- den gefunden, Haltaus ſp. 1017, ſp. 1014 fg. unter dem worte: ingeboren; imgleichen ſind die eingeſeſſene buͤrger, einſaſſen, einwoner ꝛc, einge- ſeſſene, und mahlgenoſſen von den ausbuͤrgern, auch fremden, nach den teutſchen rechten, unter- ſchiden, Haltaus ſ. 1017. Die eingeborne Teut- ſche haben vor den fremden vile vorzuͤge, ſowohl bei trachtet wer- den?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/152>, abgerufen am 22.11.2024.