Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
XXVIII haubtstück
Acht und zwanzigstes haubtstück
von landsassen, auch untertanen.

§ 131
von den unter-
tanen und de-
ren einteilun-
gen.

Jn einem ieden lande befinden sich untertanen,
das ist, solche menschen, welche dem landes-
herrn treue, gehorsam, auch untertänigkeit schuldig
sind. Dise sind entweder hohe, mittlere, oder
nidere, und geringe. Dise beide leztere teilen sich
nach den städten, und dörfern, in bürger, und
bauern, oder mitglider der gemeinden ein. Wo-
zu noch die beisassen, hinter- und untersassen, auch
schuzverwandte kommen (§ 127); da hingegen fin-
den sich in einem ordentlichen state vilfältig: Prae-
laten, grafen, herren, und der ritterstand, so dann
die landschaft, welche die städte, oder der bürger-
stand heute zu tage ausmachen. Die prälaten,
und ritterschaft haben den namen der landsassen,
und stehen unter den obergerichten des landes-
herrn, Freiherr von Cramer im XVIIIten th. der
wezl. nebenstunden, abh. 1, s. 1 fgg. Man
findet wohl jeweilen in den alten urkunden: daß
landsaß in mancherlei bedeutungen genommen
worden sey; imgleichen die sämtlichen landstände
ebenfalls begreiffe, Haltaus am a. o. sp. 1778,
1279. Dermalen aber wird die sache anders
betrachtet; iedoch sind die gattungen der landsas-
serei mancherlei, besage meiner neuen kleinen schrif-
ten im 1ten bande s. 49 fgg. 1761, 8v. Von den
bürgern, und bauern brauchet man das wort:
Landsaß nicht. Die bauern gehören in Teutsch-
lande unter die landstände nicht: ob sie schon mit
beitragen, und beisteuern müssen; sie haben iren
gerichtsstand bald unter den aembtern, bald bei

den
XXVIII haubtſtuͤck
Acht und zwanzigſtes haubtſtuͤck
von landſaſſen, auch untertanen.

§ 131
von den unter-
tanen und de-
ren einteilun-
gen.

Jn einem ieden lande befinden ſich untertanen,
das iſt, ſolche menſchen, welche dem landes-
herrn treue, gehorſam, auch untertaͤnigkeit ſchuldig
ſind. Diſe ſind entweder hohe, mittlere, oder
nidere, und geringe. Diſe beide leztere teilen ſich
nach den ſtaͤdten, und doͤrfern, in buͤrger, und
bauern, oder mitglider der gemeinden ein. Wo-
zu noch die beiſaſſen, hinter- und unterſaſſen, auch
ſchuzverwandte kommen (§ 127); da hingegen fin-
den ſich in einem ordentlichen ſtate vilfaͤltig: Prae-
laten, grafen, herren, und der ritterſtand, ſo dann
die landſchaft, welche die ſtaͤdte, oder der buͤrger-
ſtand heute zu tage ausmachen. Die praͤlaten,
und ritterſchaft haben den namen der landſaſſen,
und ſtehen unter den obergerichten des landes-
herrn, Freiherr von Cramer im XVIIIten th. der
wezl. nebenſtunden, abh. 1, ſ. 1 fgg. Man
findet wohl jeweilen in den alten urkunden: daß
landſaß in mancherlei bedeutungen genommen
worden ſey; imgleichen die ſaͤmtlichen landſtaͤnde
ebenfalls begreiffe, Haltaus am a. o. ſp. 1778,
1279. Dermalen aber wird die ſache anders
betrachtet; iedoch ſind die gattungen der landſaſ-
ſerei mancherlei, beſage meiner neuen kleinen ſchrif-
ten im 1ten bande ſ. 49 fgg. 1761, 8v. Von den
buͤrgern, und bauern brauchet man das wort:
Landſaß nicht. Die bauern gehoͤren in Teutſch-
lande unter die landſtaͤnde nicht: ob ſie ſchon mit
beitragen, und beiſteuern muͤſſen; ſie haben iren
gerichtsſtand bald unter den aembtern, bald bei

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0176" n="152"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Acht und zwanzig&#x017F;tes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von land&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, auch untertanen.</hi><lb/>
§ 131</head><lb/>
        <note place="left">von den unter-<lb/>
tanen und de-<lb/>
ren einteilun-<lb/>
gen.</note>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>n einem ieden lande befinden &#x017F;ich untertanen,<lb/>
das i&#x017F;t, &#x017F;olche men&#x017F;chen, welche dem landes-<lb/>
herrn treue, gehor&#x017F;am, auch unterta&#x0364;nigkeit &#x017F;chuldig<lb/>
&#x017F;ind. Di&#x017F;e &#x017F;ind entweder hohe, mittlere, oder<lb/>
nidere, und geringe. Di&#x017F;e beide leztere teilen &#x017F;ich<lb/>
nach den &#x017F;ta&#x0364;dten, und do&#x0364;rfern, in bu&#x0364;rger, und<lb/>
bauern, oder mitglider der gemeinden ein. Wo-<lb/>
zu noch die bei&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, hinter- und unter&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, auch<lb/>
&#x017F;chuzverwandte kommen (§ 127); da hingegen fin-<lb/>
den &#x017F;ich in einem ordentlichen &#x017F;tate vilfa&#x0364;ltig: Prae-<lb/>
laten, grafen, herren, und der ritter&#x017F;tand, &#x017F;o dann<lb/>
die land&#x017F;chaft, welche die &#x017F;ta&#x0364;dte, oder der bu&#x0364;rger-<lb/>
&#x017F;tand heute zu tage ausmachen. Die pra&#x0364;laten,<lb/>
und ritter&#x017F;chaft haben den namen der land&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und &#x017F;tehen unter den obergerichten des landes-<lb/>
herrn, Freiherr <hi rendition="#fr">von Cramer</hi> im <hi rendition="#aq">XVIII</hi>ten th. der<lb/>
wezl. neben&#x017F;tunden, abh. 1, &#x017F;. 1 fgg. Man<lb/>
findet wohl jeweilen in den alten urkunden: daß<lb/><hi rendition="#fr">land&#x017F;</hi> in mancherlei bedeutungen genommen<lb/>
worden &#x017F;ey; imgleichen die &#x017F;a&#x0364;mtlichen land&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
ebenfalls begreiffe, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> am a. o. &#x017F;p. 1778,<lb/>
1279. Dermalen aber wird die &#x017F;ache anders<lb/>
betrachtet; iedoch &#x017F;ind die gattungen der land&#x017F;a&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erei mancherlei, be&#x017F;age meiner neuen kleinen &#x017F;chrif-<lb/>
ten im 1ten bande &#x017F;. 49 fgg. 1761, 8v. Von den<lb/>
bu&#x0364;rgern, und bauern brauchet man das wort:<lb/><hi rendition="#fr">Land&#x017F;</hi> nicht. Die bauern geho&#x0364;ren in Teut&#x017F;ch-<lb/>
lande unter die land&#x017F;ta&#x0364;nde nicht: ob &#x017F;ie &#x017F;chon mit<lb/>
beitragen, und bei&#x017F;teuern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ie haben iren<lb/>
gerichts&#x017F;tand bald unter den aembtern, bald bei<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0176] XXVIII haubtſtuͤck Acht und zwanzigſtes haubtſtuͤck von landſaſſen, auch untertanen. § 131 Jn einem ieden lande befinden ſich untertanen, das iſt, ſolche menſchen, welche dem landes- herrn treue, gehorſam, auch untertaͤnigkeit ſchuldig ſind. Diſe ſind entweder hohe, mittlere, oder nidere, und geringe. Diſe beide leztere teilen ſich nach den ſtaͤdten, und doͤrfern, in buͤrger, und bauern, oder mitglider der gemeinden ein. Wo- zu noch die beiſaſſen, hinter- und unterſaſſen, auch ſchuzverwandte kommen (§ 127); da hingegen fin- den ſich in einem ordentlichen ſtate vilfaͤltig: Prae- laten, grafen, herren, und der ritterſtand, ſo dann die landſchaft, welche die ſtaͤdte, oder der buͤrger- ſtand heute zu tage ausmachen. Die praͤlaten, und ritterſchaft haben den namen der landſaſſen, und ſtehen unter den obergerichten des landes- herrn, Freiherr von Cramer im XVIIIten th. der wezl. nebenſtunden, abh. 1, ſ. 1 fgg. Man findet wohl jeweilen in den alten urkunden: daß landſaß in mancherlei bedeutungen genommen worden ſey; imgleichen die ſaͤmtlichen landſtaͤnde ebenfalls begreiffe, Haltaus am a. o. ſp. 1778, 1279. Dermalen aber wird die ſache anders betrachtet; iedoch ſind die gattungen der landſaſ- ſerei mancherlei, beſage meiner neuen kleinen ſchrif- ten im 1ten bande ſ. 49 fgg. 1761, 8v. Von den buͤrgern, und bauern brauchet man das wort: Landſaß nicht. Die bauern gehoͤren in Teutſch- lande unter die landſtaͤnde nicht: ob ſie ſchon mit beitragen, und beiſteuern muͤſſen; ſie haben iren gerichtsſtand bald unter den aembtern, bald bei den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/176
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/176>, abgerufen am 24.11.2024.