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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XLVIII haubtst. von den rechten
§ 316
von dem hand-
werkswesen,
der stadt-käm-
merei, dem bir-
brauen.

14) Jm Reiche wird das handwerks-wesen,
und dessen einrichtung, für ein herrschaftliches werk
gehalten. Die aufsicht darüber stehet den stadt-
rähten zu. Und wenn auch schon in Sachsen die
städte hin, und wider allerhand ordnungen, z. e.
kleider-hochzeit- und andere sazungen errichten mö-
gen, Joh. Klein de lege vestiaria cap. II, num.
5 -- 10; so wird inen doch solches ausser Sach-
sen langsam beigeleget. 16) Die einkünfte der
stadt werden in die kämmerei, den stadtkasten rc
bezalet (§ 314). Die abgaben heissen der schoß,
bürgergeschoß, acht- ucht zinsen, bürgerpflicht,
bürgerrecht, heuer-schilling, beisaßgelt etc; wozu
noch das bürgergelt, heiligen gelt etc kömmt, wel-
ches neue bürger erlegen müssen, Chr. Gottfr.
Hofmann
de aerariis priuatis, Leipz. 1721, Ge.
Sillem
de censu habitat. collecta reali non person.
Giessen 1756, Strubens nebenstund. th. I, s. 482
fg. Sonst hatten die städte wegen verwaltung-
kämmerei freiere hände, als heute zu tage. Der
Välten Werner hatte grossen einfluß in bürgerli-
chen sachen; allein nach dem westphälischen friden
sind inen die hände gebunden worden, Struben
in nebenstunden Iter th., s. 429 fg., s. 458 fg.,
th. V, s. 382 fg. Vile haben noch schulden aus
dem 30järigen krige auf dem halse, und die biß-
herige kriges-zeiten haben neue zu den alten ge-
bracht 17) Es fraget sich: wenn ein adelicher
an einem entlegenen orte wonet, und seine frucht
nicht anbringen kan; mithin er seine frucht ver-
brauen, oder brantewein daraus brennen will, ob
ihm accise darauf geschlagen werden möge, und
er solche zu bezalen schuldig sei? dises ist eine freie
handelung (negotiatio libera), und kan ihm sol-
che nicht aufgedrangen werden. Die hisige stadt

Marburg
XLVIII haubtſt. von den rechten
§ 316
von dem hand-
werksweſen,
der ſtadt-kaͤm-
merei, dem bir-
brauen.

14) Jm Reiche wird das handwerks-weſen,
und deſſen einrichtung, fuͤr ein herrſchaftliches werk
gehalten. Die aufſicht daruͤber ſtehet den ſtadt-
raͤhten zu. Und wenn auch ſchon in Sachſen die
ſtaͤdte hin, und wider allerhand ordnungen, z. e.
kleider-hochzeit- und andere ſazungen errichten moͤ-
gen, Joh. Klein de lege veſtiaria cap. II, num.
5 — 10; ſo wird inen doch ſolches auſſer Sach-
ſen langſam beigeleget. 16) Die einkuͤnfte der
ſtadt werden in die kaͤmmerei, den ſtadtkaſten ꝛc
bezalet (§ 314). Die abgaben heiſſen der ſchoß,
buͤrgergeſchoß, acht- ucht zinſen, buͤrgerpflicht,
buͤrgerrecht, heuer-ſchilling, beiſaßgelt ꝛc; wozu
noch das buͤrgergelt, heiligen gelt ꝛc koͤmmt, wel-
ches neue buͤrger erlegen muͤſſen, Chr. Gottfr.
Hofmann
de aerariis priuatis, Leipz. 1721, Ge.
Sillem
de cenſu habitat. collecta reali non perſon.
Gieſſen 1756, Strubens nebenſtund. th. I, ſ. 482
fg. Sonſt hatten die ſtaͤdte wegen verwaltung-
kaͤmmerei freiere haͤnde, als heute zu tage. Der
Vaͤlten Werner hatte groſſen einfluß in buͤrgerli-
chen ſachen; allein nach dem weſtphaͤliſchen friden
ſind inen die haͤnde gebunden worden, Struben
in nebenſtunden Iter th., ſ. 429 fg., ſ. 458 fg.,
th. V, ſ. 382 fg. Vile haben noch ſchulden aus
dem 30jaͤrigen krige auf dem halſe, und die biß-
herige kriges-zeiten haben neue zu den alten ge-
bracht 17) Es fraget ſich: wenn ein adelicher
an einem entlegenen orte wonet, und ſeine frucht
nicht anbringen kan; mithin er ſeine frucht ver-
brauen, oder brantewein daraus brennen will, ob
ihm acciſe darauf geſchlagen werden moͤge, und
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handelung (negotiatio libera), und kan ihm ſol-
che nicht aufgedrangen werden. Die hiſige ſtadt

Marburg
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[282/0306] XLVIII haubtſt. von den rechten § 316 14) Jm Reiche wird das handwerks-weſen, und deſſen einrichtung, fuͤr ein herrſchaftliches werk gehalten. Die aufſicht daruͤber ſtehet den ſtadt- raͤhten zu. Und wenn auch ſchon in Sachſen die ſtaͤdte hin, und wider allerhand ordnungen, z. e. kleider-hochzeit- und andere ſazungen errichten moͤ- gen, Joh. Klein de lege veſtiaria cap. II, num. 5 — 10; ſo wird inen doch ſolches auſſer Sach- ſen langſam beigeleget. 16) Die einkuͤnfte der ſtadt werden in die kaͤmmerei, den ſtadtkaſten ꝛc bezalet (§ 314). Die abgaben heiſſen der ſchoß, buͤrgergeſchoß, acht- ucht zinſen, buͤrgerpflicht, buͤrgerrecht, heuer-ſchilling, beiſaßgelt ꝛc; wozu noch das buͤrgergelt, heiligen gelt ꝛc koͤmmt, wel- ches neue buͤrger erlegen muͤſſen, Chr. Gottfr. Hofmann de aerariis priuatis, Leipz. 1721, Ge. Sillem de cenſu habitat. collecta reali non perſon. Gieſſen 1756, Strubens nebenſtund. th. I, ſ. 482 fg. Sonſt hatten die ſtaͤdte wegen verwaltung- kaͤmmerei freiere haͤnde, als heute zu tage. Der Vaͤlten Werner hatte groſſen einfluß in buͤrgerli- chen ſachen; allein nach dem weſtphaͤliſchen friden ſind inen die haͤnde gebunden worden, Struben in nebenſtunden Iter th., ſ. 429 fg., ſ. 458 fg., th. V, ſ. 382 fg. Vile haben noch ſchulden aus dem 30jaͤrigen krige auf dem halſe, und die biß- herige kriges-zeiten haben neue zu den alten ge- bracht 17) Es fraget ſich: wenn ein adelicher an einem entlegenen orte wonet, und ſeine frucht nicht anbringen kan; mithin er ſeine frucht ver- brauen, oder brantewein daraus brennen will, ob ihm acciſe darauf geſchlagen werden moͤge, und er ſolche zu bezalen ſchuldig ſei? diſes iſt eine freie handelung (negotiatio libera), und kan ihm ſol- che nicht aufgedrangen werden. Die hiſige ſtadt Marburg

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/306>, abgerufen am 22.11.2024.