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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LV haubtstück,
fern, und auf dem lande befunden haben, welche
so wohl begüterte, als auch herunter gekommene,
oder verarmete waren. Nicht minder finden sich
freibauern, welche ire höfe hatten. Dise gehören
aber nicht zur regel, wenn die rede von den gemei-
nen bauern ist; sondern zur ausname, wie die erb-
freie bauern, von Engelbrecht am a. o. s. 371
note 4.

§ 359
wie die leibei-
genschaft er-
langet wird?

Die leibeigenschaft kan auf mancherlei weise
verschaffet, und hergebracht werden, so wohl aus-
drücklich, als auch stillschweigend. Das erste geschi-
het vermittels eines gedinges, als der eigengebung,
anerkaufung, und auf verschidene andere weise,
ausweißlich meiner abh. denhominibus propriis
Germ.
in den alten kleinen schriften, 2ten bande, s.
84 fgg. 1746, 8v, cap. 1, § 1 fg., cap. 4, § 23 fg.
Die eigengebung geschahe ehedem aus allerhand
ursachen, teils freiwillig, z. e. aus devotion, im
spile, aus armut etc, Joh. Phil. Carrachs differ.
iur. R. et G. de addictione in seruitutem spontanea,

Halle 1753, 4t; teils wider den willen, vermöge
der gesäze, rechtlichen erkenntnisse, wegen eines be-
gangenen verbrechens. Stillschweigend kan die
leibeigenschaft erlanget werden: 1) durch die be-
gebung, und den aufenthalt in einem solchen lan-
de, oder orte, wo die luft leibeigen machet, Pot-
gieser
s. 828. Dises kömmt aus dem alten teut-
schen saze her: ein ieder fremder, welcher in meine
gewalt kam, wurde ein eigenbehöriger. Wer allso
ins Nassau-Weilburgische, Hessen-Darmstädti-
sche, in den Vogelsberg, in den breitenbacher
grund, ins gericht Reizberg zihet, wird leibeigen.
Wo die luft leibeigen machet, wird ein freier bauer
nicht vermutet. Jm ambte Marburg, und grunde

Breiten-

LV haubtſtuͤck,
fern, und auf dem lande befunden haben, welche
ſo wohl beguͤterte, als auch herunter gekommene,
oder verarmete waren. Nicht minder finden ſich
freibauern, welche ire hoͤfe hatten. Diſe gehoͤren
aber nicht zur regel, wenn die rede von den gemei-
nen bauern iſt; ſondern zur ausname, wie die erb-
freie bauern, von Engelbrecht am a. o. ſ. 371
note 4.

§ 359
wie die leibei-
genſchaft er-
langet wird?

Die leibeigenſchaft kan auf mancherlei weiſe
verſchaffet, und hergebracht werden, ſo wohl aus-
druͤcklich, als auch ſtillſchweigend. Das erſte geſchi-
het vermittels eines gedinges, als der eigengebung,
anerkaufung, und auf verſchidene andere weiſe,
ausweißlich meiner abh. denhominibus propriis
Germ.
in den alten kleinen ſchriften, 2ten bande, ſ.
84 fgg. 1746, 8v, cap. 1, § 1 fg., cap. 4, § 23 fg.
Die eigengebung geſchahe ehedem aus allerhand
urſachen, teils freiwillig, z. e. aus devotion, im
ſpile, aus armut ꝛc, Joh. Phil. Carrachs differ.
iur. R. et G. de addictione in ſeruitutem ſpontanea,

Halle 1753, 4t; teils wider den willen, vermoͤge
der geſaͤze, rechtlichen erkenntniſſe, wegen eines be-
gangenen verbrechens. Stillſchweigend kan die
leibeigenſchaft erlanget werden: 1) durch die be-
gebung, und den aufenthalt in einem ſolchen lan-
de, oder orte, wo die luft leibeigen machet, Pot-
gieſer
ſ. 828. Diſes koͤmmt aus dem alten teut-
ſchen ſaze her: ein ieder fremder, welcher in meine
gewalt kam, wurde ein eigenbehoͤriger. Wer allſo
ins Naſſau-Weilburgiſche, Heſſen-Darmſtaͤdti-
ſche, in den Vogelsberg, in den breitenbacher
grund, ins gericht Reizberg zihet, wird leibeigen.
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nicht vermutet. Jm ambte Marburg, und grunde

Breiten-
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[306/0330] LV haubtſtuͤck, fern, und auf dem lande befunden haben, welche ſo wohl beguͤterte, als auch herunter gekommene, oder verarmete waren. Nicht minder finden ſich freibauern, welche ire hoͤfe hatten. Diſe gehoͤren aber nicht zur regel, wenn die rede von den gemei- nen bauern iſt; ſondern zur ausname, wie die erb- freie bauern, von Engelbrecht am a. o. ſ. 371 note 4. § 359 Die leibeigenſchaft kan auf mancherlei weiſe verſchaffet, und hergebracht werden, ſo wohl aus- druͤcklich, als auch ſtillſchweigend. Das erſte geſchi- het vermittels eines gedinges, als der eigengebung, anerkaufung, und auf verſchidene andere weiſe, ausweißlich meiner abh. denhominibus propriis Germ. in den alten kleinen ſchriften, 2ten bande, ſ. 84 fgg. 1746, 8v, cap. 1, § 1 fg., cap. 4, § 23 fg. Die eigengebung geſchahe ehedem aus allerhand urſachen, teils freiwillig, z. e. aus devotion, im ſpile, aus armut ꝛc, Joh. Phil. Carrachs differ. iur. R. et G. de addictione in ſeruitutem ſpontanea, Halle 1753, 4t; teils wider den willen, vermoͤge der geſaͤze, rechtlichen erkenntniſſe, wegen eines be- gangenen verbrechens. Stillſchweigend kan die leibeigenſchaft erlanget werden: 1) durch die be- gebung, und den aufenthalt in einem ſolchen lan- de, oder orte, wo die luft leibeigen machet, Pot- gieſer ſ. 828. Diſes koͤmmt aus dem alten teut- ſchen ſaze her: ein ieder fremder, welcher in meine gewalt kam, wurde ein eigenbehoͤriger. Wer allſo ins Naſſau-Weilburgiſche, Heſſen-Darmſtaͤdti- ſche, in den Vogelsberg, in den breitenbacher grund, ins gericht Reizberg zihet, wird leibeigen. Wo die luft leibeigen machet, wird ein freier bauer nicht vermutet. Jm ambte Marburg, und grunde Breiten-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/330>, abgerufen am 22.11.2024.