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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den leibeigenen bauern.
Breitenbach wird allso die freiheit bei dem bauer
nicht vermutet; iedoch gilt diser saz nicht durchge-
hend im ganzen oberfürstentume Hessen, one aus-
name. Als demnach eine weibesperson aus dem
ambte Homberg, an der Ohme, nach Haarhausen
heiratete, und der rentmeister sie in das leibeigen-
register eintrug; brachte sie von Homberg an der
Ohme ein zeugniß, daß sie eine freie wäre; worauf
sie aus dem register wider ausgestrichen wurde.
Von den hausgenossen im Osnabrückischen sihe
den Kreß in der erläuterung des archidiac. wesens
in beil. s. 152 n. 18. Jnhalts der lippischen poli-
zeiordn. tit. VII, § 2, 5 machet der insiz auf einem
leibeigenen gute den maier leibeigen. Dises findet
auch im Baierischen, Wirtenbergischen an verschi-
denen orten, im Algau, Paderbornischen, Hildes-
heimischen, Münsterischen, Ritbergischen, Jsenbur-
gischen, in Franken, und anderwärts statt, von
Buri
s. 1091, Kuchenbeckers annal. Hass. coll.
VIIII
s. 65. Hirauf gründet sich auch der pfäl-
zische wildfang. Der kurfürst in der Pfalz erstre-
cket solchen sogar auf die benachbarten lande, und
hochstifter: Speier, Worms etc; sodann auf die
Reichs-ritterschaftlichen orte am Rheine etc. Jm
jar 1763 hatten wir den fall bei der juristen-facul-
taet, in sachen des herrn grafen von Degenfeld-
Schonburg, wider den ambtmann W., und den
sich einmischenden pfälzischen ausfaut (beambten),
zu Germersheim. Der ambtmann sollte die magd
geschwängert haben. Das uneheliche kind zu
Altdorf, unfern Speier, wurde als pfälzischer wild-
fang in anspruch genommen. Aus disem grunde
mengete sich der pfälzische ausfaut in die sache, und
wollte selbiges zu sich zihen. 2) Die verheiratung
an einen solchen ort, wo die luft leibeigen machet,
und an eine leibeigene dirne, Potgieser lib. V, cap.

2 § 8
U 2

von den leibeigenen bauern.
Breitenbach wird allſo die freiheit bei dem bauer
nicht vermutet; iedoch gilt diſer ſaz nicht durchge-
hend im ganzen oberfuͤrſtentume Heſſen, one aus-
name. Als demnach eine weibesperſon aus dem
ambte Homberg, an der Ohme, nach Haarhauſen
heiratete, und der rentmeiſter ſie in das leibeigen-
regiſter eintrug; brachte ſie von Homberg an der
Ohme ein zeugniß, daß ſie eine freie waͤre; worauf
ſie aus dem regiſter wider ausgeſtrichen wurde.
Von den hausgenoſſen im Osnabruͤckiſchen ſihe
den Kreß in der erlaͤuterung des archidiac. weſens
in beil. ſ. 152 n. 18. Jnhalts der lippiſchen poli-
zeiordn. tit. VII, § 2, 5 machet der inſiz auf einem
leibeigenen gute den maier leibeigen. Diſes findet
auch im Baieriſchen, Wirtenbergiſchen an verſchi-
denen orten, im Algau, Paderborniſchen, Hildes-
heimiſchen, Muͤnſteriſchen, Ritbergiſchen, Jſenbur-
giſchen, in Franken, und anderwaͤrts ſtatt, von
Buri
ſ. 1091, Kuchenbeckers annal. Haſſ. coll.
VIIII
ſ. 65. Hirauf gruͤndet ſich auch der pfaͤl-
ziſche wildfang. Der kurfuͤrſt in der Pfalz erſtre-
cket ſolchen ſogar auf die benachbarten lande, und
hochſtifter: Speier, Worms ꝛc; ſodann auf die
Reichs-ritterſchaftlichen orte am Rheine ꝛc. Jm
jar 1763 hatten wir den fall bei der juriſten-facul-
taet, in ſachen des herrn grafen von Degenfeld-
Schonburg, wider den ambtmann W., und den
ſich einmiſchenden pfaͤlziſchen ausfaut (beambten),
zu Germersheim. Der ambtmann ſollte die magd
geſchwaͤngert haben. Das uneheliche kind zu
Altdorf, unfern Speier, wurde als pfaͤlziſcher wild-
fang in anſpruch genommen. Aus diſem grunde
mengete ſich der pfaͤlziſche ausfaut in die ſache, und
wollte ſelbiges zu ſich zihen. 2) Die verheiratung
an einen ſolchen ort, wo die luft leibeigen machet,
und an eine leibeigene dirne, Potgieſer lib. V, cap.

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[307/0331] von den leibeigenen bauern. Breitenbach wird allſo die freiheit bei dem bauer nicht vermutet; iedoch gilt diſer ſaz nicht durchge- hend im ganzen oberfuͤrſtentume Heſſen, one aus- name. Als demnach eine weibesperſon aus dem ambte Homberg, an der Ohme, nach Haarhauſen heiratete, und der rentmeiſter ſie in das leibeigen- regiſter eintrug; brachte ſie von Homberg an der Ohme ein zeugniß, daß ſie eine freie waͤre; worauf ſie aus dem regiſter wider ausgeſtrichen wurde. Von den hausgenoſſen im Osnabruͤckiſchen ſihe den Kreß in der erlaͤuterung des archidiac. weſens in beil. ſ. 152 n. 18. Jnhalts der lippiſchen poli- zeiordn. tit. VII, § 2, 5 machet der inſiz auf einem leibeigenen gute den maier leibeigen. Diſes findet auch im Baieriſchen, Wirtenbergiſchen an verſchi- denen orten, im Algau, Paderborniſchen, Hildes- heimiſchen, Muͤnſteriſchen, Ritbergiſchen, Jſenbur- giſchen, in Franken, und anderwaͤrts ſtatt, von Buri ſ. 1091, Kuchenbeckers annal. Haſſ. coll. VIIII ſ. 65. Hirauf gruͤndet ſich auch der pfaͤl- ziſche wildfang. Der kurfuͤrſt in der Pfalz erſtre- cket ſolchen ſogar auf die benachbarten lande, und hochſtifter: Speier, Worms ꝛc; ſodann auf die Reichs-ritterſchaftlichen orte am Rheine ꝛc. Jm jar 1763 hatten wir den fall bei der juriſten-facul- taet, in ſachen des herrn grafen von Degenfeld- Schonburg, wider den ambtmann W., und den ſich einmiſchenden pfaͤlziſchen ausfaut (beambten), zu Germersheim. Der ambtmann ſollte die magd geſchwaͤngert haben. Das uneheliche kind zu Altdorf, unfern Speier, wurde als pfaͤlziſcher wild- fang in anſpruch genommen. Aus diſem grunde mengete ſich der pfaͤlziſche ausfaut in die ſache, und wollte ſelbiges zu ſich zihen. 2) Die verheiratung an einen ſolchen ort, wo die luft leibeigen machet, und an eine leibeigene dirne, Potgieſer lib. V, cap. 2 § 8 U 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/331>, abgerufen am 22.11.2024.