Kestnerde iure connagii, Rinteln 1704, und Jena 1734.
§ 379
vom zustande der leibeigenen im grunde Seelbach.
Der zustand der leibeigenen im grunde Seel- bach, inhalts des angezogenen berichtes (§ 358), wird auf folgende puncte gesezet: 1) das abforde- rungs- und besazungsrecht, 2) die züchtigung, und bestrafung; daß sie 3) one bewilligung der hals- herren sich nicht verheiraten dürfen; 4) durch keu- te, oder wechsel gegen einander verwechselt, ver- tauschet, mit, oder one gut verkaufet werden kön- nen; werden sie unter beiden gemeinherrschaften verwechselt, oder vertauschet; so bleiben alsdann die leibeigene der vorigen herrschaft zugehörig; des bauern kopf ist gemeinschaftlich, in peinlichen sa- chen, die hände, und füsse aber werden für ge- teilet gehalten, und sind entweder nassauisch, oder saynisch; 5) in den rechten, in ansehung irer häuser, und güter. Die häuser können nicht ver- äusert werden; wenn dises nicht notwendig ge- schehen muß; jedoch bleibet das einstands-recht dem leibe genen desjenigen herrn, welchem der verkäufer angehörig ist, auf 10 jare lang vorbe- halten; 6) die taidigung, wird alljärlich nach ver- mögen der leibeigenen von den beambten, und ambtsgeschwornen, angesezet; 7) die zinsen, gül- ten, früchte etc, als a) dinstgelt, und dinstbeten; das dinstgelt beträget 12 sogenannte rader-albus; die dinstbet aber wird mit 3 dergleichen albus, welche 71/2 Pf. ausmachen, järlich 2 mal von je- dem hausvater, so bald er seinen eigenen tisch an- richtet, für sich, und seine famili entrichtet. Hat er so vil güter, daß er ein pferd, oder ein paar ochsen darauf hält, gibet er järlich ebenfalls da- von 12 albus, und 3 albus zweimal; b) futter-
hafer,
LV haubtſtuͤck,
Keſtnerde iure connagii, Rinteln 1704, und Jena 1734.
§ 379
vom zuſtande der leibeigenen im grunde Seelbach.
Der zuſtand der leibeigenen im grunde Seel- bach, inhalts des angezogenen berichtes (§ 358), wird auf folgende puncte geſezet: 1) das abforde- rungs- und beſazungsrecht, 2) die zuͤchtigung, und beſtrafung; daß ſie 3) one bewilligung der hals- herren ſich nicht verheiraten duͤrfen; 4) durch keu- te, oder wechſel gegen einander verwechſelt, ver- tauſchet, mit, oder one gut verkaufet werden koͤn- nen; werden ſie unter beiden gemeinherrſchaften verwechſelt, oder vertauſchet; ſo bleiben alsdann die leibeigene der vorigen herrſchaft zugehoͤrig; des bauern kopf iſt gemeinſchaftlich, in peinlichen ſa- chen, die haͤnde, und fuͤſſe aber werden fuͤr ge- teilet gehalten, und ſind entweder naſſauiſch, oder ſayniſch; 5) in den rechten, in anſehung irer haͤuſer, und guͤter. Die haͤuſer koͤnnen nicht ver- aͤuſert werden; wenn diſes nicht notwendig ge- ſchehen muß; jedoch bleibet das einſtands-recht dem leibe genen desjenigen herrn, welchem der verkaͤufer angehoͤrig iſt, auf 10 jare lang vorbe- halten; 6) die taidigung, wird alljaͤrlich nach ver- moͤgen der leibeigenen von den beambten, und ambtsgeſchwornen, angeſezet; 7) die zinſen, guͤl- ten, fruͤchte ꝛc, als a) dinſtgelt, und dinſtbeten; das dinſtgelt betraͤget 12 ſogenannte rader-albus; die dinſtbet aber wird mit 3 dergleichen albus, welche 7½ Pf. ausmachen, jaͤrlich 2 mal von je- dem hausvater, ſo bald er ſeinen eigenen tiſch an- richtet, fuͤr ſich, und ſeine famili entrichtet. Hat er ſo vil guͤter, daß er ein pferd, oder ein paar ochſen darauf haͤlt, gibet er jaͤrlich ebenfalls da- von 12 albus, und 3 albus zweimal; b) futter-
hafer,
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LV haubtſtuͤck,
Keſtner de iure connagii, Rinteln 1704, und
Jena 1734.
§ 379
Der zuſtand der leibeigenen im grunde Seel-
bach, inhalts des angezogenen berichtes (§ 358),
wird auf folgende puncte geſezet: 1) das abforde-
rungs- und beſazungsrecht, 2) die zuͤchtigung, und
beſtrafung; daß ſie 3) one bewilligung der hals-
herren ſich nicht verheiraten duͤrfen; 4) durch keu-
te, oder wechſel gegen einander verwechſelt, ver-
tauſchet, mit, oder one gut verkaufet werden koͤn-
nen; werden ſie unter beiden gemeinherrſchaften
verwechſelt, oder vertauſchet; ſo bleiben alsdann
die leibeigene der vorigen herrſchaft zugehoͤrig; des
bauern kopf iſt gemeinſchaftlich, in peinlichen ſa-
chen, die haͤnde, und fuͤſſe aber werden fuͤr ge-
teilet gehalten, und ſind entweder naſſauiſch,
oder ſayniſch; 5) in den rechten, in anſehung irer
haͤuſer, und guͤter. Die haͤuſer koͤnnen nicht ver-
aͤuſert werden; wenn diſes nicht notwendig ge-
ſchehen muß; jedoch bleibet das einſtands-recht
dem leibe genen desjenigen herrn, welchem der
verkaͤufer angehoͤrig iſt, auf 10 jare lang vorbe-
halten; 6) die taidigung, wird alljaͤrlich nach ver-
moͤgen der leibeigenen von den beambten, und
ambtsgeſchwornen, angeſezet; 7) die zinſen, guͤl-
ten, fruͤchte ꝛc, als a) dinſtgelt, und dinſtbeten;
das dinſtgelt betraͤget 12 ſogenannte rader-albus;
die dinſtbet aber wird mit 3 dergleichen albus,
welche 7½ Pf. ausmachen, jaͤrlich 2 mal von je-
dem hausvater, ſo bald er ſeinen eigenen tiſch an-
richtet, fuͤr ſich, und ſeine famili entrichtet. Hat
er ſo vil guͤter, daß er ein pferd, oder ein paar
ochſen darauf haͤlt, gibet er jaͤrlich ebenfalls da-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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