von den leibei- genen im ober- fürstentume Marburg, hes- sen-cassel. an- teiles.
Vermöge eines ausschreibens vom 23 märz 1722 sollten die leibeigene verzeichnet werden; wo- bei noch inhalts eines andern befeles der fürstlichen regirung in Marburg vom 29ten aug. 1724 von den aembtern, und gerichten des oberfürstentu- mes Hessen zu wissen verlanget wurde: 1) was es mit der leibeigenschaft für eine eigentliche bewandt- niß habe; besonders aber: ob sie auf den gütern hafte, oder persönlich sey; folglich nur gewissen häubtern, und familien anklebe, und durchs weib- liche geschlecht fortgepflanzet werde? ob, 2) wenn im lezteren falle sotaner leibeigenschaft jemand von inen, gegen zalung einer gewissen summe geltes wirklich in gnaden besreiet worden, alsdann so- tane befreiung beständig sei? oder aber, ob auch die persönliche leibeigenschaft in dem falle, wenn eine dergleichen befreiete person nachgehends von dem orte, wo sie einmal sich hingesezet, sich ab- und entweder unter fremde herrschaft, oder wider an den vorigen ort, oder sonst wohin, allwo Se. hochfürstl. Durchl. leibeigene haben, begibet, auf- lebe, und selbige vom neuen bestricke; ungeach- tet die güter, welche daselbst gebauet werden, an sich frei, und keiner dinstbarkeit unterworffen seynd? Um aber dise sache in richtige, und bessere ordnung zu bringen, auch zu erhalten, wurde vom consistorien zu Marburg den 22ten sept. 1736 verordnet: daß 1) bei errichtung der ehe-protocolle die verlobete einen schein von ortes beambten, oder beterheber, worunter sie gesessen wären, beibrin- gen sollten: ob sie der landesherrschaft mit leibei- genschaft verhaftet, und im bete-register eingeschri- ben, oder freie leute wären; 2) alle junge leute, welche ausser landes zu gehen willens, sich bei iren beambien, welche sie aufschreiben, und bei
inen
LV haubtſtuͤck,
§ 386
von den leibei- genen im ober- fuͤrſtentume Marburg, heſ- ſen-caſſel. an- teiles.
Vermoͤge eines ausſchreibens vom 23 maͤrz 1722 ſollten die leibeigene verzeichnet werden; wo- bei noch inhalts eines andern befeles der fuͤrſtlichen regirung in Marburg vom 29ten aug. 1724 von den aembtern, und gerichten des oberfuͤrſtentu- mes Heſſen zu wiſſen verlanget wurde: 1) was es mit der leibeigenſchaft fuͤr eine eigentliche bewandt- niß habe; beſonders aber: ob ſie auf den guͤtern hafte, oder perſoͤnlich ſey; folglich nur gewiſſen haͤubtern, und familien anklebe, und durchs weib- liche geſchlecht fortgepflanzet werde? ob, 2) wenn im lezteren falle ſotaner leibeigenſchaft jemand von inen, gegen zalung einer gewiſſen ſumme geltes wirklich in gnaden beſreiet worden, alsdann ſo- tane befreiung beſtaͤndig ſei? oder aber, ob auch die perſoͤnliche leibeigenſchaft in dem falle, wenn eine dergleichen befreiete perſon nachgehends von dem orte, wo ſie einmal ſich hingeſezet, ſich ab- und entweder unter fremde herrſchaft, oder wider an den vorigen ort, oder ſonſt wohin, allwo Se. hochfuͤrſtl. Durchl. leibeigene haben, begibet, auf- lebe, und ſelbige vom neuen beſtricke; ungeach- tet die guͤter, welche daſelbſt gebauet werden, an ſich frei, und keiner dinſtbarkeit unterworffen ſeynd? Um aber diſe ſache in richtige, und beſſere ordnung zu bringen, auch zu erhalten, wurde vom conſiſtorien zu Marburg den 22ten ſept. 1736 verordnet: daß 1) bei errichtung der ehe-protocolle die verlobete einen ſchein von ortes beambten, oder beterheber, worunter ſie geſeſſen waͤren, beibrin- gen ſollten: ob ſie der landesherrſchaft mit leibei- genſchaft verhaftet, und im bete-regiſter eingeſchri- ben, oder freie leute waͤren; 2) alle junge leute, welche auſſer landes zu gehen willens, ſich bei iren beambien, welche ſie aufſchreiben, und bei
inen
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LV haubtſtuͤck,
§ 386
Vermoͤge eines ausſchreibens vom 23 maͤrz
1722 ſollten die leibeigene verzeichnet werden; wo-
bei noch inhalts eines andern befeles der fuͤrſtlichen
regirung in Marburg vom 29ten aug. 1724 von
den aembtern, und gerichten des oberfuͤrſtentu-
mes Heſſen zu wiſſen verlanget wurde: 1) was es
mit der leibeigenſchaft fuͤr eine eigentliche bewandt-
niß habe; beſonders aber: ob ſie auf den guͤtern
hafte, oder perſoͤnlich ſey; folglich nur gewiſſen
haͤubtern, und familien anklebe, und durchs weib-
liche geſchlecht fortgepflanzet werde? ob, 2) wenn
im lezteren falle ſotaner leibeigenſchaft jemand von
inen, gegen zalung einer gewiſſen ſumme geltes
wirklich in gnaden beſreiet worden, alsdann ſo-
tane befreiung beſtaͤndig ſei? oder aber, ob auch
die perſoͤnliche leibeigenſchaft in dem falle, wenn
eine dergleichen befreiete perſon nachgehends von
dem orte, wo ſie einmal ſich hingeſezet, ſich ab-
und entweder unter fremde herrſchaft, oder wider
an den vorigen ort, oder ſonſt wohin, allwo Se.
hochfuͤrſtl. Durchl. leibeigene haben, begibet, auf-
lebe, und ſelbige vom neuen beſtricke; ungeach-
tet die guͤter, welche daſelbſt gebauet werden, an
ſich frei, und keiner dinſtbarkeit unterworffen
ſeynd? Um aber diſe ſache in richtige, und beſſere
ordnung zu bringen, auch zu erhalten, wurde
vom conſiſtorien zu Marburg den 22ten ſept. 1736
verordnet: daß 1) bei errichtung der ehe-protocolle
die verlobete einen ſchein von ortes beambten, oder
beterheber, worunter ſie geſeſſen waͤren, beibrin-
gen ſollten: ob ſie der landesherrſchaft mit leibei-
genſchaft verhaftet, und im bete-regiſter eingeſchri-
ben, oder freie leute waͤren; 2) alle junge leute,
welche auſſer landes zu gehen willens, ſich bei
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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