und auf die güter geleget; mithin bleibet eine un- vollkommene freiheit, Just Henning Boehmerde libertate imperfecta rusticorum in Germania,Kem- merichin access. instit. s. 279, Aug. von Baltha- sarde manumiss. seruorum s. hom. prop. secundum ius rom. et germ. et speciatim Pomeran. Greifsw. 1743, 4t, Ge. Christian Gebauerde libertinitate vet. Germ. § 2 § 6 s. 3 fgg., s. 30 fg. Die fall- zinsen, welche Zurzach, Clingenau, Coblenz, und alle übrige aembter der grafschaft Baaden einer hohen landes-obrigkeit järlich bezalen, rüren ur- sprünglich von der leibeigenschaft her, indem alle bischöffe constanzische gerichts-angehörige vor dem leibeigen gewesen sind; sich aber bei den löblich re- girenden orten der grafschaft, vermittels eines ge- wissen järlichen fallzinses, ausgekaufet haben; wie dann Zurzach diserwegen järlich 50 fl. inen, als der hohen obrigkeit, wirklich erleget, Moser im statsrechte des F. hochstiftes Costanz etc s. 92 n. 9. Wenn ein solcher aus dem lande zihet, hat er das mannrecht zu erlangen eb. s. 93 n. 13. Jnzwi- schen können sie dennoch one bewilligung der herren heiraten; darnebst das bürgerrecht erlangen, auch handwerke zünftig lernen; ferner können sie die herren nicht zurück sodern, wie die leibeigenen, noch deren erbschaft fodern; sie geben auch keine leib- hüner, wie die eigenbehörige. Jeweilen wird die leibeigenschaft unter gewissen umständen erlassen. Als demnach die herren landgrafen zu Hessen: Heinrich, und Ludewig, des teutschen ritter-ordens commende dem hof Stedebach im jare 1476 ab- traten, und überlissen, wurde von höchstdenenselben diser vergönnet: von den hessischen leibeigenen (gotteslehnen) auf disen hof aufzunemen, und sich deren zum acker- auch feldbau zu bedinen, welche alsdann dem herren landgrafen, und deren erben
mit
LV haubtſtuͤck,
und auf die guͤter geleget; mithin bleibet eine un- vollkommene freiheit, Juſt Henning Boehmerde libertate imperfecta ruſticorum in Germania,Kem- merichin acceſſ. inſtit. ſ. 279, Aug. von Baltha- ſarde manumiſſ. ſeruorum ſ. hom. prop. ſecundum ius rom. et germ. et ſpeciatim Pomeran. Greifsw. 1743, 4t, Ge. Chriſtian Gebauerde libertinitate vet. Germ. § 2 § 6 ſ. 3 fgg., ſ. 30 fg. Die fall- zinſen, welche Zurzach, Clingenau, Coblenz, und alle uͤbrige aembter der grafſchaft Baaden einer hohen landes-obrigkeit jaͤrlich bezalen, ruͤren ur- ſpruͤnglich von der leibeigenſchaft her, indem alle biſchoͤffe conſtanziſche gerichts-angehoͤrige vor dem leibeigen geweſen ſind; ſich aber bei den loͤblich re- girenden orten der grafſchaft, vermittels eines ge- wiſſen jaͤrlichen fallzinſes, ausgekaufet haben; wie dann Zurzach diſerwegen jaͤrlich 50 fl. inen, als der hohen obrigkeit, wirklich erleget, Moſer im ſtatsrechte des F. hochſtiftes Coſtanz ꝛc ſ. 92 n. 9. Wenn ein ſolcher aus dem lande zihet, hat er das mannrecht zu erlangen eb. ſ. 93 n. 13. Jnzwi- ſchen koͤnnen ſie dennoch one bewilligung der herren heiraten; darnebſt das buͤrgerrecht erlangen, auch handwerke zuͤnftig lernen; ferner koͤnnen ſie die herren nicht zuruͤck ſodern, wie die leibeigenen, noch deren erbſchaft fodern; ſie geben auch keine leib- huͤner, wie die eigenbehoͤrige. Jeweilen wird die leibeigenſchaft unter gewiſſen umſtaͤnden erlaſſen. Als demnach die herren landgrafen zu Heſſen: Heinrich, und Ludewig, des teutſchen ritter-ordens commende dem hof Stedebach im jare 1476 ab- traten, und uͤberliſſen, wurde von hoͤchſtdenenſelben diſer vergoͤnnet: von den heſſiſchen leibeigenen (gotteslehnen) auf diſen hof aufzunemen, und ſich deren zum acker- auch feldbau zu bedinen, welche alsdann dem herren landgrafen, und deren erben
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LV haubtſtuͤck,
und auf die guͤter geleget; mithin bleibet eine un-
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merich in acceſſ. inſtit. ſ. 279, Aug. von Baltha-
ſar de manumiſſ. ſeruorum ſ. hom. prop. ſecundum
ius rom. et germ. et ſpeciatim Pomeran. Greifsw.
1743, 4t, Ge. Chriſtian Gebauer de libertinitate
vet. Germ. § 2 § 6 ſ. 3 fgg., ſ. 30 fg. Die fall-
zinſen, welche Zurzach, Clingenau, Coblenz, und
alle uͤbrige aembter der grafſchaft Baaden einer
hohen landes-obrigkeit jaͤrlich bezalen, ruͤren ur-
ſpruͤnglich von der leibeigenſchaft her, indem alle
biſchoͤffe conſtanziſche gerichts-angehoͤrige vor dem
leibeigen geweſen ſind; ſich aber bei den loͤblich re-
girenden orten der grafſchaft, vermittels eines ge-
wiſſen jaͤrlichen fallzinſes, ausgekaufet haben; wie
dann Zurzach diſerwegen jaͤrlich 50 fl. inen, als
der hohen obrigkeit, wirklich erleget, Moſer im
ſtatsrechte des F. hochſtiftes Coſtanz ꝛc ſ. 92 n. 9.
Wenn ein ſolcher aus dem lande zihet, hat er das
mannrecht zu erlangen eb. ſ. 93 n. 13. Jnzwi-
ſchen koͤnnen ſie dennoch one bewilligung der herren
heiraten; darnebſt das buͤrgerrecht erlangen, auch
handwerke zuͤnftig lernen; ferner koͤnnen ſie die
herren nicht zuruͤck ſodern, wie die leibeigenen, noch
deren erbſchaft fodern; ſie geben auch keine leib-
huͤner, wie die eigenbehoͤrige. Jeweilen wird die
leibeigenſchaft unter gewiſſen umſtaͤnden erlaſſen.
Als demnach die herren landgrafen zu Heſſen:
Heinrich, und Ludewig, des teutſchen ritter-ordens
commende dem hof Stedebach im jare 1476 ab-
traten, und uͤberliſſen, wurde von hoͤchſtdenenſelben
diſer vergoͤnnet: von den heſſiſchen leibeigenen
(gotteslehnen) auf diſen hof aufzunemen, und ſich
deren zum acker- auch feldbau zu bedinen, welche
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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