Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.LX h. von den fürgesezten der dörfer, versammlung um sotane ermässigung der überspan-neten reichs-anlagen nicht nachsuchen; vilmehr er- fordert die landesherrliche pflicht; solches an der behörde zu besorgen; gleichwohl können die unter- tanen bei irer landesherrschaft sich zuförderst mel- den, daß diselbe 1) um ein zeugniß bei dem kreise sich bewerbe, darauf 2) nach erlangtem zeugnisse des kreises, bei der Reichs-versammlung einkom- me, auch 3) die überspannung gehörig beifüge. Wofern aber dise landesherrschaft sich wegern soll- te; so können die untertanen wegen der versageten gerechtigkeit bei einem Reichs-gerichte, nebst be- scheinigung der übersezung, auch ires unvermö- gens, einkommen. Worauf das Reichs-gericht, nach fürschrift der kaiserlichen walcapitulation, art. XII, § 4, die untertanen an den kreiß verweiset, welches disen nunmehr die gegründete ursache dar- reichet, den kreiß um ein zeugniß der überspannung gezimend anzugehen, und darauf bei der Reichs- versammlung um die ermässigung untertänigst zu bitten. Sind aber die Reichs- und kreißsteuern vermittels der execution eingetriben, und die unter- tanen mit dem tage gelt für dijenigen, welche zu diser hülfsvollstreckung gebrauchet worden sind, allzuhoch angeschriben, und eingetriben; kan aus der kreis-kanzellei vom lande ein zeugniß erbeten werden, was einer ieden gedachter personen gebü- re. Worauf, nach befinden, bei einem Reichs- gerichte wegen der ermässigung nachsuchung gesche- hen kan, nachdem vorher der gegenwärtigen execu- tions-kosten halber das land eine rechnung unter gewissen zifern von post zu post ausgeworfen, und sodann deren ermässigung zu erbitten hat; wofern aber die landschaft für sich solche nach dem gerichts- brauche zu fertigen nicht vermag; so darf sie ire landesherrschaft bittlich darum angehen; falls dise die
LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer, verſammlung um ſotane ermaͤſſigung der uͤberſpan-neten reichs-anlagen nicht nachſuchen; vilmehr er- fordert die landesherrliche pflicht; ſolches an der behoͤrde zu beſorgen; gleichwohl koͤnnen die unter- tanen bei irer landesherrſchaft ſich zufoͤrderſt mel- den, daß diſelbe 1) um ein zeugniß bei dem kreiſe ſich bewerbe, darauf 2) nach erlangtem zeugniſſe des kreiſes, bei der Reichs-verſammlung einkom- me, auch 3) die uͤberſpannung gehoͤrig beifuͤge. Wofern aber diſe landesherrſchaft ſich wegern ſoll- te; ſo koͤnnen die untertanen wegen der verſageten gerechtigkeit bei einem Reichs-gerichte, nebſt be- ſcheinigung der uͤberſezung, auch ires unvermoͤ- gens, einkommen. Worauf das Reichs-gericht, nach fuͤrſchrift der kaiſerlichen walcapitulation, art. XII, § 4, die untertanen an den kreiß verweiſet, welches diſen nunmehr die gegruͤndete urſache dar- reichet, den kreiß um ein zeugniß der uͤberſpannung gezimend anzugehen, und darauf bei der Reichs- verſammlung um die ermaͤſſigung untertaͤnigſt zu bitten. Sind aber die Reichs- und kreißſteuern vermittels der execution eingetriben, und die unter- tanen mit dem tage gelt fuͤr dijenigen, welche zu diſer huͤlfsvollſtreckung gebrauchet worden ſind, allzuhoch angeſchriben, und eingetriben; kan aus der kreis-kanzellei vom lande ein zeugniß erbeten werden, was einer ieden gedachter perſonen gebuͤ- re. Worauf, nach befinden, bei einem Reichs- gerichte wegen der ermaͤſſigung nachſuchung geſche- hen kan, nachdem vorher der gegenwaͤrtigen execu- tions-koſten halber das land eine rechnung unter gewiſſen zifern von poſt zu poſt ausgeworfen, und ſodann deren ermaͤſſigung zu erbitten hat; wofern aber die landſchaft fuͤr ſich ſolche nach dem gerichts- brauche zu fertigen nicht vermag; ſo darf ſie ire landesherrſchaft bittlich darum angehen; falls diſe die
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LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer,
verſammlung um ſotane ermaͤſſigung der uͤberſpan-
neten reichs-anlagen nicht nachſuchen; vilmehr er-
fordert die landesherrliche pflicht; ſolches an der
behoͤrde zu beſorgen; gleichwohl koͤnnen die unter-
tanen bei irer landesherrſchaft ſich zufoͤrderſt mel-
den, daß diſelbe 1) um ein zeugniß bei dem kreiſe
ſich bewerbe, darauf 2) nach erlangtem zeugniſſe
des kreiſes, bei der Reichs-verſammlung einkom-
me, auch 3) die uͤberſpannung gehoͤrig beifuͤge.
Wofern aber diſe landesherrſchaft ſich wegern ſoll-
te; ſo koͤnnen die untertanen wegen der verſageten
gerechtigkeit bei einem Reichs-gerichte, nebſt be-
ſcheinigung der uͤberſezung, auch ires unvermoͤ-
gens, einkommen. Worauf das Reichs-gericht,
nach fuͤrſchrift der kaiſerlichen walcapitulation, art.
XII, § 4, die untertanen an den kreiß verweiſet,
welches diſen nunmehr die gegruͤndete urſache dar-
reichet, den kreiß um ein zeugniß der uͤberſpannung
gezimend anzugehen, und darauf bei der Reichs-
verſammlung um die ermaͤſſigung untertaͤnigſt zu
bitten. Sind aber die Reichs- und kreißſteuern
vermittels der execution eingetriben, und die unter-
tanen mit dem tage gelt fuͤr dijenigen, welche zu
diſer huͤlfsvollſtreckung gebrauchet worden ſind,
allzuhoch angeſchriben, und eingetriben; kan aus
der kreis-kanzellei vom lande ein zeugniß erbeten
werden, was einer ieden gedachter perſonen gebuͤ-
re. Worauf, nach befinden, bei einem Reichs-
gerichte wegen der ermaͤſſigung nachſuchung geſche-
hen kan, nachdem vorher der gegenwaͤrtigen execu-
tions-koſten halber das land eine rechnung unter
gewiſſen zifern von poſt zu poſt ausgeworfen, und
ſodann deren ermaͤſſigung zu erbitten hat; wofern
aber die landſchaft fuͤr ſich ſolche nach dem gerichts-
brauche zu fertigen nicht vermag; ſo darf ſie ire
landesherrſchaft bittlich darum angehen; falls diſe
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