gewonheiten, biß gegen das 13te jarhundert, wel- ches auch die Franzosen taten; wobei gewonheit so vil, als lex, und lex so vil als consuetudo bedeu- tete, Freiherr von Senkenberg in den gedanken rc s. 8, note a); immassen dann alte gesäze, deren ur- heber man nicht weiß, zu gewonheiten gedihen sind. Sihe das Schwäbische landrecht cap. 6, s. 40, der von Bergerischen ausgabe, 1726, 4, den Dreyer in der vorrede zum 3ten th. der samm- lung vermischter abhandl. s. 37 fgg.
§ 7
Ob schon der Kaiser Max I ein grosser verehrerdas alte teut- sche recht ist durch das rö- mische nicht gänzlich ver- drungen wor- den. des römischen rechtes war (§ 4); anbenebst aus verschidenen absichten demselben allen vorschub that; wodurch dann vile teutsche gewonheiten unterdru- cket wurden, und in vergessenheit gerihten (§ 4); so hat dises dennoch die teutschen rechte nicht gänzlich zu verdringen vermocht; vilmehr stehen die teut- sche statuten als eine wehr darwider; darnebst sind diselbe als die erste, und väterliche rechte verbliben, und das römische hat nur ein hülfs- oder nachrecht seyn sollen, dessen gebrauch, wie auch des päbstli- chen rechtes, in Teutschlande willkürlich ist; es äussert sich auch oft ein mißbrauch dieser fremden rechte in Teutschlande; welcher iedoch zu vermei- den ist; ieweilen stehen sie gar nicht zu gebrauchen. Wenn allso ein Fürst seine untertanen drücket, so, daß diese sich deswegen beklagen müssen; so kan dises aus den römischen rechten nicht am K. und R. Kammer-gerichte, noch bei dem K. und R. Hofrahte, noch auf dem Reichstage geschehen; al- lein die teutsche rechte, und gedinge wissen hirzu verschidene auskünfte, wie die Reichsgesäze, kaiser- liche wahl-capitulation, und ordnungen der höch- sten Reichsgerichte ausweissen, Freiherr von Sen-
ken-
IIITeil. B
des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
gewonheiten, biß gegen das 13te jarhundert, wel- ches auch die Franzoſen taten; wobei gewonheit ſo vil, als lex, und lex ſo vil als conſuetudo bedeu- tete, Freiherr von Senkenberg in den gedanken ꝛc ſ. 8, note a); immaſſen dann alte geſaͤze, deren ur- heber man nicht weiß, zu gewonheiten gedihen ſind. Sihe das Schwaͤbiſche landrecht cap. 6, ſ. 40, der von Bergeriſchen ausgabe, 1726, 4, den Dreyer in der vorrede zum 3ten th. der ſamm- lung vermiſchter abhandl. ſ. 37 fgg.
§ 7
Ob ſchon der Kaiſer Max I ein groſſer verehrerdas alte teut- ſche recht iſt durch das roͤ- miſche nicht gaͤnzlich ver- drungen wor- den. des roͤmiſchen rechtes war (§ 4); anbenebſt aus verſchidenen abſichten demſelben allen vorſchub that; wodurch dann vile teutſche gewonheiten unterdru- cket wurden, und in vergeſſenheit gerihten (§ 4); ſo hat diſes dennoch die teutſchen rechte nicht gaͤnzlich zu verdringen vermocht; vilmehr ſtehen die teut- ſche ſtatuten als eine wehr darwider; darnebſt ſind diſelbe als die erſte, und vaͤterliche rechte verbliben, und das roͤmiſche hat nur ein huͤlfs- oder nachrecht ſeyn ſollen, deſſen gebrauch, wie auch des paͤbſtli- chen rechtes, in Teutſchlande willkuͤrlich iſt; es aͤuſſert ſich auch oft ein mißbrauch dieſer fremden rechte in Teutſchlande; welcher iedoch zu vermei- den iſt; ieweilen ſtehen ſie gar nicht zu gebrauchen. Wenn allſo ein Fuͤrſt ſeine untertanen druͤcket, ſo, daß dieſe ſich deswegen beklagen muͤſſen; ſo kan diſes aus den roͤmiſchen rechten nicht am K. und R. Kammer-gerichte, noch bei dem K. und R. Hofrahte, noch auf dem Reichstage geſchehen; al- lein die teutſche rechte, und gedinge wiſſen hirzu verſchidene auskuͤnfte, wie die Reichsgeſaͤze, kaiſer- liche wahl-capitulation, und ordnungen der hoͤch- ſten Reichsgerichte ausweiſſen, Freiherr von Sen-
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IIITeil. B
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[17/0041]
des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
gewonheiten, biß gegen das 13te jarhundert, wel-
ches auch die Franzoſen taten; wobei gewonheit
ſo vil, als lex, und lex ſo vil als conſuetudo bedeu-
tete, Freiherr von Senkenberg in den gedanken ꝛc
ſ. 8, note a); immaſſen dann alte geſaͤze, deren ur-
heber man nicht weiß, zu gewonheiten gedihen
ſind. Sihe das Schwaͤbiſche landrecht cap. 6,
ſ. 40, der von Bergeriſchen ausgabe, 1726, 4,
den Dreyer in der vorrede zum 3ten th. der ſamm-
lung vermiſchter abhandl. ſ. 37 fgg.
§ 7
Ob ſchon der Kaiſer Max I ein groſſer verehrer
des roͤmiſchen rechtes war (§ 4); anbenebſt aus
verſchidenen abſichten demſelben allen vorſchub that;
wodurch dann vile teutſche gewonheiten unterdru-
cket wurden, und in vergeſſenheit gerihten (§ 4); ſo
hat diſes dennoch die teutſchen rechte nicht gaͤnzlich
zu verdringen vermocht; vilmehr ſtehen die teut-
ſche ſtatuten als eine wehr darwider; darnebſt ſind
diſelbe als die erſte, und vaͤterliche rechte verbliben,
und das roͤmiſche hat nur ein huͤlfs- oder nachrecht
ſeyn ſollen, deſſen gebrauch, wie auch des paͤbſtli-
chen rechtes, in Teutſchlande willkuͤrlich iſt; es
aͤuſſert ſich auch oft ein mißbrauch dieſer fremden
rechte in Teutſchlande; welcher iedoch zu vermei-
den iſt; ieweilen ſtehen ſie gar nicht zu gebrauchen.
Wenn allſo ein Fuͤrſt ſeine untertanen druͤcket, ſo,
daß dieſe ſich deswegen beklagen muͤſſen; ſo kan
diſes aus den roͤmiſchen rechten nicht am K. und R.
Kammer-gerichte, noch bei dem K. und R.
Hofrahte, noch auf dem Reichstage geſchehen; al-
lein die teutſche rechte, und gedinge wiſſen hirzu
verſchidene auskuͤnfte, wie die Reichsgeſaͤze, kaiſer-
liche wahl-capitulation, und ordnungen der hoͤch-
ſten Reichsgerichte ausweiſſen, Freiherr von Sen-
ken-
das alte teut-
ſche recht iſt
durch das roͤ-
miſche nicht
gaͤnzlich ver-
drungen wor-
den.
III Teil. B
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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