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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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C h. vom beschreiten des ehebettes.
über den Wesenbec ad tit. p. de tut. n. 5. Die
teutsche frau darf selbst in gerichten erscheinen, und
die männer selbst schicken sie dahin öfters, ausser
Sachsens, und Schwabens. Den nüßbrauch
hat der ehemann auf seines eheweibes gütern, von
Engelbrecht
obs VII s. 71 fg.; im falle keine all-
gemeine gemeinschaft da ist, noch es einshandgüter
sind, welche in eines ehegenossens freier eigener
hand, und gewalt stehen. Von der weiber herr-
schaft (§ 715 des 1ten th.) sihe den Andr. Mylius
de muliere domina Leipz. 1687 und 1718, 4t.
Daß aber zu Wipach, in Crain, in der braut-
nacht der mann die hose der ehefrau unter das küs-
sen legen müsse, hat dise absicht nicht, besage
Gottfr. Rud. Pommers, sonst Bugenbagen,
und den samml. hist. und geograph. merkwürdig-
keiten, Altenb. 1752, 8v, s. 118; sondern um seine
ehefrau gänzlich zu beerben; tue hinzu: den Mich.
Heinr. Gribner
de fideiussore mulieris apud Sa-
xones sine curatore contrah.
Leip. 1703, Johann
Conr. Stiegliz
2 abh. de eo quod vxores in prae-
iudicium maritorum facere possunt,
Leipz. 1711,
und de eo, quod mariti in praeiudicium vxorum
facere pqssunt,
eb. 1741, 4t. Disemnach sahen
die Teutsche besonders bei iren ehen auf 2 haubt-
stücke, 1) auf den gleichen stand; 2) die besizne-
mung des ehebettes, welches disen namen um des-
willen hat, weil durch dessen besteigung die ehe ire
vollkommenheit erlanget. Das bett bringet die
braut mit, und gehöret ihr. Davon muß der
mann besiz nemen. Daher erbet auch der mann,
wenn die frau stirbet, das ehebett.



Hundert

C h. vom beſchreiten des ehebettes.
uͤber den Weſenbec ad tit. π. de tut. n. 5. Die
teutſche frau darf ſelbſt in gerichten erſcheinen, und
die maͤnner ſelbſt ſchicken ſie dahin oͤfters, auſſer
Sachſens, und Schwabens. Den nuͤßbrauch
hat der ehemann auf ſeines eheweibes guͤtern, von
Engelbrecht
obſ VII ſ. 71 fg.; im falle keine all-
gemeine gemeinſchaft da iſt, noch es einshandguͤter
ſind, welche in eines ehegenoſſens freier eigener
hand, und gewalt ſtehen. Von der weiber herr-
ſchaft (§ 715 des 1ten th.) ſihe den Andr. Mylius
de muliere domina Leipz. 1687 und 1718, 4t.
Daß aber zu Wipach, in Crain, in der braut-
nacht der mann die hoſe der ehefrau unter das kuͤſ-
ſen legen muͤſſe, hat diſe abſicht nicht, beſage
Gottfr. Rud. Pommers, ſonſt Bugenbagen,
und den ſamml. hiſt. und geograph. merkwuͤrdig-
keiten, Altenb. 1752, 8v, ſ. 118; ſondern um ſeine
ehefrau gaͤnzlich zu beerben; tue hinzu: den Mich.
Heinr. Gribner
de fideiuſſore mulieris apud Sa-
xones ſine curatore contrah.
Leip. 1703, Johann
Conr. Stiegliz
2 abh. de eo quod vxores in prae-
iudicium maritorum facere poſſunt,
Leipz. 1711,
und de eo, quod mariti in praeiudicium vxorum
facere pqſſunt,
eb. 1741, 4t. Diſemnach ſahen
die Teutſche beſonders bei iren ehen auf 2 haubt-
ſtuͤcke, 1) auf den gleichen ſtand; 2) die beſizne-
mung des ehebettes, welches diſen namen um des-
willen hat, weil durch deſſen beſteigung die ehe ire
vollkommenheit erlanget. Das bett bringet die
braut mit, und gehoͤret ihr. Davon muß der
mann beſiz nemen. Daher erbet auch der mann,
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Hundert
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[428/0452] C h. vom beſchreiten des ehebettes. uͤber den Weſenbec ad tit. π. de tut. n. 5. Die teutſche frau darf ſelbſt in gerichten erſcheinen, und die maͤnner ſelbſt ſchicken ſie dahin oͤfters, auſſer Sachſens, und Schwabens. Den nuͤßbrauch hat der ehemann auf ſeines eheweibes guͤtern, von Engelbrecht obſ VII ſ. 71 fg.; im falle keine all- gemeine gemeinſchaft da iſt, noch es einshandguͤter ſind, welche in eines ehegenoſſens freier eigener hand, und gewalt ſtehen. Von der weiber herr- ſchaft (§ 715 des 1ten th.) ſihe den Andr. Mylius de muliere domina Leipz. 1687 und 1718, 4t. Daß aber zu Wipach, in Crain, in der braut- nacht der mann die hoſe der ehefrau unter das kuͤſ- ſen legen muͤſſe, hat diſe abſicht nicht, beſage Gottfr. Rud. Pommers, ſonſt Bugenbagen, und den ſamml. hiſt. und geograph. merkwuͤrdig- keiten, Altenb. 1752, 8v, ſ. 118; ſondern um ſeine ehefrau gaͤnzlich zu beerben; tue hinzu: den Mich. Heinr. Gribner de fideiuſſore mulieris apud Sa- xones ſine curatore contrah. Leip. 1703, Johann Conr. Stiegliz 2 abh. de eo quod vxores in prae- iudicium maritorum facere poſſunt, Leipz. 1711, und de eo, quod mariti in praeiudicium vxorum facere pqſſunt, eb. 1741, 4t. Diſemnach ſahen die Teutſche beſonders bei iren ehen auf 2 haubt- ſtuͤcke, 1) auf den gleichen ſtand; 2) die beſizne- mung des ehebettes, welches diſen namen um des- willen hat, weil durch deſſen beſteigung die ehe ire vollkommenheit erlanget. Das bett bringet die braut mit, und gehoͤret ihr. Davon muß der mann beſiz nemen. Daher erbet auch der mann, wenn die frau ſtirbet, das ehebett. Hundert

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/452>, abgerufen am 22.11.2024.