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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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der güter unter den eheleuten.
ganz besondere societas victus, et mensae für. Allso
hatten ein paar eheleute zu Reutlingen mit einan-
der festgesezet: daß ein jeder 200 fl. aus seinem ver-
mögen zur gemeinschaftlichen haushaltung järlich
hergeben wolle. Dahingegen behilt sich ein iedes
sein eigentum völlig bevor; folglich erwarb dahir
kein ehegatt dem andern etwas; beide leiden den
verlust an dem irigen vermögen; ein ieder hatte den
gewinnst von seinen gütern, und einkünften; mußte
die steuern abtragen; seine schulden bezalen; wenn
sie auch wärender ehe gemachet worden, Lauter-
bach
de societ. bon. conjug. cap. 2, thes. vlt. n. 6,
cap. 6, th. 1, n. 1 fg. Was aber von den gedachten
400 fl. übrig bleibet, und davon etwas angeschaf-
fet wird, das gehöret zu der ganz besonderen ge-
meinschaft, und wird auch gemeinschaftlich getei-
let. Von den 400 fl. sollten bestritten werden:
der unterhalt, die kleidung, und die so genannte
erengelter beider eheleute, und was sonst gemein-
schaftlich nötig wäre. Sonst aber bekömmt in
Reutlingen der überbleibende ehegatt einen ansen-
lichen voraus, und einen kindesteil von gesamten
vermögen. Es war allso im jare 1760 in sachen
der Pfäfflingischen erben wider die vogelweidische
erben, in Reutlingen die frage: ob die erben der
verstorbenen ehefrau an den von dem ehemanne
gemacheten schulden anteil nemen müssten? welche
verneinet wurde. Nach den statuten der Reichs-
stadt Heilbronn vom jare 1641, th. III, tit. 22,
sollen die eheleute die mit gesamter hand gemacheten
schulden ebenfalls bezalen; besonders auch, wo die
eheleute gemeines gewerb, oder feilen verkauf, oder
die güter sonst gemein haben; folglich durch hei-
ratsbrife, testamente, und andere rechtliche ver-
schreibung, oder ein geding, nichts anders versehen
ist; darnebst mögen die freiheiten des brautscha-

zes,
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der guͤter unter den eheleuten.
ganz beſondere ſocietas victus, et menſae fuͤr. Allſo
hatten ein paar eheleute zu Reutlingen mit einan-
der feſtgeſezet: daß ein jeder 200 fl. aus ſeinem ver-
moͤgen zur gemeinſchaftlichen haushaltung jaͤrlich
hergeben wolle. Dahingegen behilt ſich ein iedes
ſein eigentum voͤllig bevor; folglich erwarb dahir
kein ehegatt dem andern etwas; beide leiden den
verluſt an dem irigen vermoͤgen; ein ieder hatte den
gewinnſt von ſeinen guͤtern, und einkuͤnften; mußte
die ſteuern abtragen; ſeine ſchulden bezalen; wenn
ſie auch waͤrender ehe gemachet worden, Lauter-
bach
de ſociet. bon. conjug. cap. 2, theſ. vlt. n. 6,
cap. 6, th. 1, n. 1 fg. Was aber von den gedachten
400 fl. uͤbrig bleibet, und davon etwas angeſchaf-
fet wird, das gehoͤret zu der ganz beſonderen ge-
meinſchaft, und wird auch gemeinſchaftlich getei-
let. Von den 400 fl. ſollten beſtritten werden:
der unterhalt, die kleidung, und die ſo genannte
erengelter beider eheleute, und was ſonſt gemein-
ſchaftlich noͤtig waͤre. Sonſt aber bekoͤmmt in
Reutlingen der uͤberbleibende ehegatt einen anſen-
lichen voraus, und einen kindesteil von geſamten
vermoͤgen. Es war allſo im jare 1760 in ſachen
der Pfaͤfflingiſchen erben wider die vogelweidiſche
erben, in Reutlingen die frage: ob die erben der
verſtorbenen ehefrau an den von dem ehemanne
gemacheten ſchulden anteil nemen muͤſſten? welche
verneinet wurde. Nach den ſtatuten der Reichs-
ſtadt Heilbronn vom jare 1641, th. III, tit. 22,
ſollen die eheleute die mit geſamter hand gemacheten
ſchulden ebenfalls bezalen; beſonders auch, wo die
eheleute gemeines gewerb, oder feilen verkauf, oder
die guͤter ſonſt gemein haben; folglich durch hei-
ratsbrife, teſtamente, und andere rechtliche ver-
ſchreibung, oder ein geding, nichts anders verſehen
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[439/0463] der guͤter unter den eheleuten. ganz beſondere ſocietas victus, et menſae fuͤr. Allſo hatten ein paar eheleute zu Reutlingen mit einan- der feſtgeſezet: daß ein jeder 200 fl. aus ſeinem ver- moͤgen zur gemeinſchaftlichen haushaltung jaͤrlich hergeben wolle. Dahingegen behilt ſich ein iedes ſein eigentum voͤllig bevor; folglich erwarb dahir kein ehegatt dem andern etwas; beide leiden den verluſt an dem irigen vermoͤgen; ein ieder hatte den gewinnſt von ſeinen guͤtern, und einkuͤnften; mußte die ſteuern abtragen; ſeine ſchulden bezalen; wenn ſie auch waͤrender ehe gemachet worden, Lauter- bach de ſociet. bon. conjug. cap. 2, theſ. vlt. n. 6, cap. 6, th. 1, n. 1 fg. Was aber von den gedachten 400 fl. uͤbrig bleibet, und davon etwas angeſchaf- fet wird, das gehoͤret zu der ganz beſonderen ge- meinſchaft, und wird auch gemeinſchaftlich getei- let. Von den 400 fl. ſollten beſtritten werden: der unterhalt, die kleidung, und die ſo genannte erengelter beider eheleute, und was ſonſt gemein- ſchaftlich noͤtig waͤre. Sonſt aber bekoͤmmt in Reutlingen der uͤberbleibende ehegatt einen anſen- lichen voraus, und einen kindesteil von geſamten vermoͤgen. Es war allſo im jare 1760 in ſachen der Pfaͤfflingiſchen erben wider die vogelweidiſche erben, in Reutlingen die frage: ob die erben der verſtorbenen ehefrau an den von dem ehemanne gemacheten ſchulden anteil nemen muͤſſten? welche verneinet wurde. Nach den ſtatuten der Reichs- ſtadt Heilbronn vom jare 1641, th. III, tit. 22, ſollen die eheleute die mit geſamter hand gemacheten ſchulden ebenfalls bezalen; beſonders auch, wo die eheleute gemeines gewerb, oder feilen verkauf, oder die guͤter ſonſt gemein haben; folglich durch hei- ratsbrife, teſtamente, und andere rechtliche ver- ſchreibung, oder ein geding, nichts anders verſehen iſt; darnebſt moͤgen die freiheiten des brautſcha- zes, E e 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/463>, abgerufen am 22.11.2024.