Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
CXVI haubtstück,
Hundert und sechzehntes haubtstück
von der
ehrlichmachung der unehelichen kinder.
§ 871
was sie ist?
und deren mit-
teilungen.

Die ehrlichmachung wird als eine abnemung der
anklebenden mackel betrachtet. Der kaiser,
und papst hatten ehedem nur die macht: solchen
fleck wegzunemen. Sie wird in die vollkommene,
und nicht völlige eingeteilet (§ 883 des 1ten th.);
sie geschihet darnebst bald unmittelbar, bald mit-
telbar. Der Teutsche hilt alle geburt, ausser der ehe,
für beflecket, sächs. landr. im 1ten b. art. 37, Freiherr
von Lynker de familiarum nobil. splendore Jena
1689, 4t, th. 6 fgg., s. 6 fgg. Gleichwohl können
die uneheliche kinder bischöffe werden; dafern sie
grosser herren abfälle sind; iedoch anders nicht, als
auf vorgehende päpstliche dispensation. Ehedem
schriben sich dergleichen uneheliche kinder so gar or-
dentlich bastart: bastarte, z. e. Johann, bastart
von Burgund etc, wiwohl auch dijenige, welche
aus ungleichen ehen erzilet, jeweilen mit disem na-
men beleget worden sind; allein dise brauchen kei-
ne legitimation. Denn bei disen schläget das
sprüchwort an: kein weib träget einen bastart,
Ant. Matthaei paroem. s. 3 fg. Sie werden den
hurkindern (spuriis) entgegen gesezet; immassen
jene von einer sonst erbaren person, dise aber von
einer lüderlichen weibesperson, welche nicht mit ei-
nem; sondern mereren in unkeuschheit lebet. Da-
her wurde auch ehedem aus den nothis mehr, als
aus den spuriis gemachet. Jmmittels werden sie
zu keiner academischen würde gelassen; weshal-
ber ein jeder candidat seinen lebenslauf vorher bei-
bringen muß, daß man sehe: ob er ehelich geboren

sey?
CXVI haubtſtuͤck,
Hundert und ſechzehntes haubtſtuͤck
von der
ehrlichmachung der unehelichen kinder.
§ 871
was ſie iſt?
und deren mit-
teilungen.

Die ehrlichmachung wird als eine abnemung der
anklebenden mackel betrachtet. Der kaiſer,
und papſt hatten ehedem nur die macht: ſolchen
fleck wegzunemen. Sie wird in die vollkommene,
und nicht voͤllige eingeteilet (§ 883 des 1ten th.);
ſie geſchihet darnebſt bald unmittelbar, bald mit-
telbar. Der Teutſche hilt alle geburt, auſſer der ehe,
fuͤr beflecket, ſaͤchſ. landr. im 1ten b. art. 37, Freiherr
von Lynker de familiarum nobil. ſplendore Jena
1689, 4t, th. 6 fgg., ſ. 6 fgg. Gleichwohl koͤnnen
die uneheliche kinder biſchoͤffe werden; dafern ſie
groſſer herren abfaͤlle ſind; iedoch anders nicht, als
auf vorgehende paͤpſtliche diſpenſation. Ehedem
ſchriben ſich dergleichen uneheliche kinder ſo gar or-
dentlich baſtart: baſtarte, z. e. Johann, baſtart
von Burgund ꝛc, wiwohl auch dijenige, welche
aus ungleichen ehen erzilet, jeweilen mit diſem na-
men beleget worden ſind; allein diſe brauchen kei-
ne legitimation. Denn bei diſen ſchlaͤget das
ſpruͤchwort an: kein weib traͤget einen baſtart,
Ant. Matthaei paroem. ſ. 3 fg. Sie werden den
hurkindern (ſpuriis) entgegen geſezet; immaſſen
jene von einer ſonſt erbaren perſon, diſe aber von
einer luͤderlichen weibesperſon, welche nicht mit ei-
nem; ſondern mereren in unkeuſchheit lebet. Da-
her wurde auch ehedem aus den nothis mehr, als
aus den ſpuriis gemachet. Jmmittels werden ſie
zu keiner academiſchen wuͤrde gelaſſen; weshal-
ber ein jeder candidat ſeinen lebenslauf vorher bei-
bringen muß, daß man ſehe: ob er ehelich geboren

ſey?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0548" n="524"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXVI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hundert und &#x017F;echzehntes haubt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
von der<lb/>
ehrlichmachung der unehelichen kinder.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 871</head><lb/>
          <note place="left">was &#x017F;ie i&#x017F;t?<lb/>
und deren mit-<lb/>
teilungen.</note>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie ehrlichmachung wird als eine abnemung der<lb/>
anklebenden mackel betrachtet. Der kai&#x017F;er,<lb/>
und pap&#x017F;t hatten ehedem nur die macht: &#x017F;olchen<lb/>
fleck wegzunemen. Sie wird in die vollkommene,<lb/>
und nicht vo&#x0364;llige eingeteilet (§ 883 des 1ten th.);<lb/>
&#x017F;ie ge&#x017F;chihet darneb&#x017F;t bald unmittelbar, bald mit-<lb/>
telbar. Der Teut&#x017F;che hilt alle geburt, au&#x017F;&#x017F;er der ehe,<lb/>
fu&#x0364;r beflecket, &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;. landr. im 1ten b. art. 37, Freiherr<lb/><hi rendition="#fr">von Lynker</hi> <hi rendition="#aq">de familiarum nobil. &#x017F;plendore</hi> Jena<lb/>
1689, 4t, th. 6 fgg., &#x017F;. 6 fgg. Gleichwohl ko&#x0364;nnen<lb/>
die uneheliche kinder bi&#x017F;cho&#x0364;ffe werden; dafern &#x017F;ie<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er herren abfa&#x0364;lle &#x017F;ind; iedoch anders nicht, als<lb/>
auf vorgehende pa&#x0364;p&#x017F;tliche di&#x017F;pen&#x017F;ation. Ehedem<lb/>
&#x017F;chriben &#x017F;ich dergleichen uneheliche kinder &#x017F;o gar or-<lb/>
dentlich ba&#x017F;tart: ba&#x017F;tarte, z. e. Johann, ba&#x017F;tart<lb/>
von Burgund &#xA75B;c, wiwohl auch dijenige, welche<lb/>
aus ungleichen ehen erzilet, jeweilen mit di&#x017F;em na-<lb/>
men beleget worden &#x017F;ind; allein di&#x017F;e brauchen kei-<lb/>
ne legitimation. Denn bei di&#x017F;en &#x017F;chla&#x0364;get das<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;chwort an: kein weib tra&#x0364;get einen ba&#x017F;tart,<lb/><hi rendition="#fr">Ant. Matthaei</hi> <hi rendition="#aq">paroem.</hi> &#x017F;. 3 fg. Sie werden den<lb/>
hurkindern (&#x017F;puriis) entgegen ge&#x017F;ezet; imma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
jene von einer &#x017F;on&#x017F;t erbaren per&#x017F;on, di&#x017F;e aber von<lb/>
einer lu&#x0364;derlichen weibesper&#x017F;on, welche nicht mit ei-<lb/>
nem; &#x017F;ondern mereren in unkeu&#x017F;chheit lebet. Da-<lb/>
her wurde auch ehedem aus den nothis mehr, als<lb/>
aus den &#x017F;puriis gemachet. Jmmittels werden &#x017F;ie<lb/>
zu keiner academi&#x017F;chen wu&#x0364;rde gela&#x017F;&#x017F;en; weshal-<lb/>
ber ein jeder candidat &#x017F;einen lebenslauf vorher bei-<lb/>
bringen muß, daß man &#x017F;ehe: ob er ehelich geboren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ey?</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[524/0548] CXVI haubtſtuͤck, Hundert und ſechzehntes haubtſtuͤck von der ehrlichmachung der unehelichen kinder. § 871 Die ehrlichmachung wird als eine abnemung der anklebenden mackel betrachtet. Der kaiſer, und papſt hatten ehedem nur die macht: ſolchen fleck wegzunemen. Sie wird in die vollkommene, und nicht voͤllige eingeteilet (§ 883 des 1ten th.); ſie geſchihet darnebſt bald unmittelbar, bald mit- telbar. Der Teutſche hilt alle geburt, auſſer der ehe, fuͤr beflecket, ſaͤchſ. landr. im 1ten b. art. 37, Freiherr von Lynker de familiarum nobil. ſplendore Jena 1689, 4t, th. 6 fgg., ſ. 6 fgg. Gleichwohl koͤnnen die uneheliche kinder biſchoͤffe werden; dafern ſie groſſer herren abfaͤlle ſind; iedoch anders nicht, als auf vorgehende paͤpſtliche diſpenſation. Ehedem ſchriben ſich dergleichen uneheliche kinder ſo gar or- dentlich baſtart: baſtarte, z. e. Johann, baſtart von Burgund ꝛc, wiwohl auch dijenige, welche aus ungleichen ehen erzilet, jeweilen mit diſem na- men beleget worden ſind; allein diſe brauchen kei- ne legitimation. Denn bei diſen ſchlaͤget das ſpruͤchwort an: kein weib traͤget einen baſtart, Ant. Matthaei paroem. ſ. 3 fg. Sie werden den hurkindern (ſpuriis) entgegen geſezet; immaſſen jene von einer ſonſt erbaren perſon, diſe aber von einer luͤderlichen weibesperſon, welche nicht mit ei- nem; ſondern mereren in unkeuſchheit lebet. Da- her wurde auch ehedem aus den nothis mehr, als aus den ſpuriis gemachet. Jmmittels werden ſie zu keiner academiſchen wuͤrde gelaſſen; weshal- ber ein jeder candidat ſeinen lebenslauf vorher bei- bringen muß, daß man ſehe: ob er ehelich geboren ſey?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/548
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/548>, abgerufen am 22.11.2024.