bedingete vormund stehet ebenfalls zu bestätigen. Er wird auch in den urkunden der erkorne vor- mund genennet.
§ 953
von der agnati- ea tutela der Teutschen.
Die Teutsche hatten vom anfange nur die tu- telam agnaticam (§ 952). Daher waren die ver- wandte mütterlicher seite ausgeschlossen, kaiser- recht cap. 32, s. 35, im Iten th. des von Sen- kenbergischencorp. iur. Germ. Wenn allso der nächste vätter die vormundschaft hatte, und eines von den kindern mündig wurde, legete der vor- mund die vormundschaft nider, und übergab sie dem großjärigen über sein geschwister. Dises tat, und beobachtete noch der kurfürst Johann George der Ite, zu Sachsen, welcher über den unmündi- gen herzog Johann Ernsten zu Sachsen Weimar vormund war, und bei abgegebener vormundschaft, disem die vormundschaft über sein geschwister über- trug. Hiraus ersprosset die besondere brüderliche vormundschaft, welche der regirende herr über sein unmündiges geschwister füret, von Neumann s. 332 fg., § 519, s. 272 fg., § 432, s. 360, § 568, Struve th. VI, s. 107 fg., § 6; herzog Heinrich der Loewe, zu Sachsen, stand unter der vormundschaft seines vaters-bruders. Sind me- rere vättern gleiches grades vorhanden, überkömmt nach sachsen-rechte der aelteste die vormundschaft allein; wie in sachen des herzoges Johann Wil- helms zu Sachsen-Jena gesprochen worden ist, Lüder Menken am a. o. § 26, von Neumann s. 298 fg. Jst der vasall, als unmündiger, der lezte seines stammes; so fället die vormundschaft auf den lehnherrn, welcher onedem auf das wohl des minderjärigen vasallens, und des lehnes zu se- hen hat, Jac. Carl Spenerde datiua tutela sub
vasal-
CXXII h. von den vormunden,
bedingete vormund ſtehet ebenfalls zu beſtaͤtigen. Er wird auch in den urkunden der erkorne vor- mund genennet.
§ 953
von der agnati- ea tutela der Teutſchen.
Die Teutſche hatten vom anfange nur die tu- telam agnaticam (§ 952). Daher waren die ver- wandte muͤtterlicher ſeite ausgeſchloſſen, kaiſer- recht cap. 32, ſ. 35, im Iten th. des von Sen- kenbergiſchencorp. iur. Germ. Wenn allſo der naͤchſte vaͤtter die vormundſchaft hatte, und eines von den kindern muͤndig wurde, legete der vor- mund die vormundſchaft nider, und uͤbergab ſie dem großjaͤrigen uͤber ſein geſchwiſter. Diſes tat, und beobachtete noch der kurfuͤrſt Johann George der Ite, zu Sachſen, welcher uͤber den unmuͤndi- gen herzog Johann Ernſten zu Sachſen Weimar vormund war, und bei abgegebener vormundſchaft, diſem die vormundſchaft uͤber ſein geſchwiſter uͤber- trug. Hiraus erſproſſet die beſondere bruͤderliche vormundſchaft, welche der regirende herr uͤber ſein unmuͤndiges geſchwiſter fuͤret, von Neumann ſ. 332 fg., § 519, ſ. 272 fg., § 432, ſ. 360, § 568, Struve th. VI, ſ. 107 fg., § 6; herzog Heinrich der Loewe, zu Sachſen, ſtand unter der vormundſchaft ſeines vaters-bruders. Sind me- rere vaͤttern gleiches grades vorhanden, uͤberkoͤmmt nach ſachſen-rechte der aelteſte die vormundſchaft allein; wie in ſachen des herzoges Johann Wil- helms zu Sachſen-Jena geſprochen worden iſt, Luͤder Menken am a. o. § 26, von Neumann ſ. 298 fg. Jſt der vaſall, als unmuͤndiger, der lezte ſeines ſtammes; ſo faͤllet die vormundſchaft auf den lehnherrn, welcher onedem auf das wohl des minderjaͤrigen vaſallens, und des lehnes zu ſe- hen hat, Jac. Carl Spenerde datiua tutela ſub
vaſal-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0572"n="548"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">CXXII</hi> h. von den vormunden,</hi></fw><lb/>
bedingete vormund ſtehet ebenfalls zu beſtaͤtigen.<lb/>
Er wird auch in den urkunden der erkorne vor-<lb/>
mund genennet.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 953</head><lb/><noteplace="left">von der agnati-<lb/>
ea tutela der<lb/>
Teutſchen.</note><p>Die Teutſche hatten vom anfange nur die tu-<lb/>
telam agnaticam (§ 952). Daher waren die ver-<lb/>
wandte muͤtterlicher ſeite ausgeſchloſſen, kaiſer-<lb/>
recht <hirendition="#aq">cap.</hi> 32, ſ. 35, im <hirendition="#aq">I</hi>ten th. des <hirendition="#fr">von Sen-<lb/>
kenbergiſchen</hi><hirendition="#aq">corp. iur. Germ.</hi> Wenn allſo der<lb/>
naͤchſte vaͤtter die vormundſchaft hatte, und eines<lb/>
von den kindern muͤndig wurde, legete der vor-<lb/>
mund die vormundſchaft nider, und uͤbergab ſie<lb/>
dem großjaͤrigen uͤber ſein geſchwiſter. Diſes tat,<lb/>
und beobachtete noch der kurfuͤrſt Johann George<lb/>
der <hirendition="#aq">I</hi>te, zu Sachſen, welcher uͤber den unmuͤndi-<lb/>
gen herzog Johann Ernſten zu Sachſen Weimar<lb/>
vormund war, und bei abgegebener vormundſchaft,<lb/>
diſem die vormundſchaft uͤber ſein geſchwiſter uͤber-<lb/>
trug. Hiraus erſproſſet die beſondere bruͤderliche<lb/>
vormundſchaft, welche der regirende herr uͤber ſein<lb/>
unmuͤndiges geſchwiſter fuͤret, <hirendition="#fr">von Neumann</hi><lb/>ſ. 332 fg., § 519, ſ. 272 fg., § 432, ſ. 360,<lb/>
§ 568, <hirendition="#fr">Struve</hi> th. <hirendition="#aq">VI,</hi>ſ. 107 fg., § 6; herzog<lb/>
Heinrich der Loewe, zu Sachſen, ſtand unter der<lb/>
vormundſchaft ſeines vaters-bruders. Sind me-<lb/>
rere vaͤttern gleiches grades vorhanden, uͤberkoͤmmt<lb/>
nach ſachſen-rechte der aelteſte die vormundſchaft<lb/>
allein; wie in ſachen des herzoges Johann Wil-<lb/>
helms zu Sachſen-Jena geſprochen worden iſt,<lb/><hirendition="#fr">Luͤder Menken</hi> am a. o. § 26, <hirendition="#fr">von Neumann</hi><lb/>ſ. 298 fg. Jſt der vaſall, als unmuͤndiger, der<lb/>
lezte ſeines ſtammes; ſo faͤllet die vormundſchaft<lb/>
auf den lehnherrn, welcher onedem auf das wohl<lb/>
des minderjaͤrigen vaſallens, und des lehnes zu ſe-<lb/>
hen hat, <hirendition="#fr">Jac. Carl Spener</hi><hirendition="#aq">de datiua tutela ſub</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">vaſal-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[548/0572]
CXXII h. von den vormunden,
bedingete vormund ſtehet ebenfalls zu beſtaͤtigen.
Er wird auch in den urkunden der erkorne vor-
mund genennet.
§ 953
Die Teutſche hatten vom anfange nur die tu-
telam agnaticam (§ 952). Daher waren die ver-
wandte muͤtterlicher ſeite ausgeſchloſſen, kaiſer-
recht cap. 32, ſ. 35, im Iten th. des von Sen-
kenbergiſchen corp. iur. Germ. Wenn allſo der
naͤchſte vaͤtter die vormundſchaft hatte, und eines
von den kindern muͤndig wurde, legete der vor-
mund die vormundſchaft nider, und uͤbergab ſie
dem großjaͤrigen uͤber ſein geſchwiſter. Diſes tat,
und beobachtete noch der kurfuͤrſt Johann George
der Ite, zu Sachſen, welcher uͤber den unmuͤndi-
gen herzog Johann Ernſten zu Sachſen Weimar
vormund war, und bei abgegebener vormundſchaft,
diſem die vormundſchaft uͤber ſein geſchwiſter uͤber-
trug. Hiraus erſproſſet die beſondere bruͤderliche
vormundſchaft, welche der regirende herr uͤber ſein
unmuͤndiges geſchwiſter fuͤret, von Neumann
ſ. 332 fg., § 519, ſ. 272 fg., § 432, ſ. 360,
§ 568, Struve th. VI, ſ. 107 fg., § 6; herzog
Heinrich der Loewe, zu Sachſen, ſtand unter der
vormundſchaft ſeines vaters-bruders. Sind me-
rere vaͤttern gleiches grades vorhanden, uͤberkoͤmmt
nach ſachſen-rechte der aelteſte die vormundſchaft
allein; wie in ſachen des herzoges Johann Wil-
helms zu Sachſen-Jena geſprochen worden iſt,
Luͤder Menken am a. o. § 26, von Neumann
ſ. 298 fg. Jſt der vaſall, als unmuͤndiger, der
lezte ſeines ſtammes; ſo faͤllet die vormundſchaft
auf den lehnherrn, welcher onedem auf das wohl
des minderjaͤrigen vaſallens, und des lehnes zu ſe-
hen hat, Jac. Carl Spener de datiua tutela ſub
vaſal-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/572>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.