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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
tern, von Ludewig in opusc. misc. th. II sp. 1115
fgg, de tutelis mat. Wenn aber allenfalls die
mutter den nüßbrauch aus dem lehne haben sollte
(§ 3079 des 2ten th., und § 869 des 3ten th.), wel-
ches eine ausname von der regel ehedem war; so
hatte sie 1) die kinder zu ernären, 2) einen tüchti-
gen lehnträger zu stellen; sie legete auch keine rech-
nung ab. Heute zu tage ist es, vermöge der kai-
serlichen rechte, dahin gekommen: daß der nidere
adel selten, oder gar nicht mehr, die einkünfte der
lehne, als lehnvormund, erhebet; sondern solche
dem unmündigen lassen muß, und die mütter wer-
den vilfältig zu den vormundschaften gelassen; ob
inen schon öfters andere vormunden zur seiten gese-
zet werden (§ 966 des 1ten th.), Gylmann in
quaest. in iure controuers. decis. in symph. T. III
s. 346 am ende, und s. 347; obschon die müt-
ter darzu nicht gezwungen werden, Volkamer am
a. o. s 16 fg., Joh. Gottfr. Krause de eo quod
iustum est circa tutelam mat.
§ 41, Manzel am
a. o. § 27 s. 16 fg., Jenichen s. 10 fgg., Jer. Eb.
Link
de tutela anomala matris et auiae, Straßb.
1746, von Neumann de patria potestate et tutela
principum lib. II
tit. 4 § 410 s. 260, s. 277. Jn
wie es in den
fürstl. hessisch.
gesamthause
der vormund-
schaften wegen
gehalten wor-
den ist?
dem bochfüstlichen hause Hessen findet man hirvon
verschidene beispile in dem geschichts- und acten-
mässigen berichte von den vormundschaften im
fürstlichen gesamthause Hessen 1751 fol. Allso
fürete die ritterschaft die regirung nach ableiben des
herrn landgrafen Ludewigs II, wärender minderjä-
rigkeit seines hinterlassenen 10järigen prinzens:
Landgrafens Ludwigs des IIten, bis zum 18ten
jare. Der beiden prinzen: Wilhelms des Iten
und IIten, des landgrafen Ludewigs des IIIten, zu
Hessen, hinterlassenen söne vormundschaft unter-
zoge sich landgraf Heinrich, und Hanß von Dorn-

bergk

CXXII h. von den vormunden,
tern, von Ludewig in opuſc. miſc. th. II ſp. 1115
fgg, de tutelis mat. Wenn aber allenfalls die
mutter den nuͤßbrauch aus dem lehne haben ſollte
(§ 3079 des 2ten th., und § 869 des 3ten th.), wel-
ches eine ausname von der regel ehedem war; ſo
hatte ſie 1) die kinder zu ernaͤren, 2) einen tuͤchti-
gen lehntraͤger zu ſtellen; ſie legete auch keine rech-
nung ab. Heute zu tage iſt es, vermoͤge der kai-
ſerlichen rechte, dahin gekommen: daß der nidere
adel ſelten, oder gar nicht mehr, die einkuͤnfte der
lehne, als lehnvormund, erhebet; ſondern ſolche
dem unmuͤndigen laſſen muß, und die muͤtter wer-
den vilfaͤltig zu den vormundſchaften gelaſſen; ob
inen ſchon oͤfters andere vormunden zur ſeiten geſe-
zet werden (§ 966 des 1ten th.), Gylmann in
quaeſt. in iure controuerſ. deciſ. in ſymph. T. III
ſ. 346 am ende, und ſ. 347; obſchon die muͤt-
ter darzu nicht gezwungen werden, Volkamer am
a. o. ſ 16 fg., Joh. Gottfr. Krauſe de eo quod
iuſtum eſt circa tutelam mat.
§ 41, Manzel am
a. o. § 27 ſ. 16 fg., Jenichen ſ. 10 fgg., Jer. Eb.
Link
de tutela anomala matris et auiae, Straßb.
1746, von Neumann de patria poteſtate et tutela
principum lib. II
tit. 4 § 410 ſ. 260, ſ. 277. Jn
wie es in den
fuͤrſtl. heſſiſch.
geſamthauſe
der vormund-
ſchaften wegen
gehalten wor-
den iſt?
dem bochfuͤſtlichen hauſe Heſſen findet man hirvon
verſchidene beiſpile in dem geſchichts- und acten-
maͤſſigen berichte von den vormundſchaften im
fuͤrſtlichen geſamthauſe Heſſen 1751 fol. Allſo
fuͤrete die ritterſchaft die regirung nach ableiben des
herrn landgrafen Ludewigs II, waͤrender minderjaͤ-
rigkeit ſeines hinterlaſſenen 10jaͤrigen prinzens:
Landgrafens Ludwigs des IIten, bis zum 18ten
jare. Der beiden prinzen: Wilhelms des Iten
und IIten, des landgrafen Ludewigs des IIIten, zu
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[568/0592] CXXII h. von den vormunden, tern, von Ludewig in opuſc. miſc. th. II ſp. 1115 fgg, de tutelis mat. Wenn aber allenfalls die mutter den nuͤßbrauch aus dem lehne haben ſollte (§ 3079 des 2ten th., und § 869 des 3ten th.), wel- ches eine ausname von der regel ehedem war; ſo hatte ſie 1) die kinder zu ernaͤren, 2) einen tuͤchti- gen lehntraͤger zu ſtellen; ſie legete auch keine rech- nung ab. Heute zu tage iſt es, vermoͤge der kai- ſerlichen rechte, dahin gekommen: daß der nidere adel ſelten, oder gar nicht mehr, die einkuͤnfte der lehne, als lehnvormund, erhebet; ſondern ſolche dem unmuͤndigen laſſen muß, und die muͤtter wer- den vilfaͤltig zu den vormundſchaften gelaſſen; ob inen ſchon oͤfters andere vormunden zur ſeiten geſe- zet werden (§ 966 des 1ten th.), Gylmann in quaeſt. in iure controuerſ. deciſ. in ſymph. T. III ſ. 346 am ende, und ſ. 347; obſchon die muͤt- ter darzu nicht gezwungen werden, Volkamer am a. o. ſ 16 fg., Joh. Gottfr. Krauſe de eo quod iuſtum eſt circa tutelam mat. § 41, Manzel am a. o. § 27 ſ. 16 fg., Jenichen ſ. 10 fgg., Jer. Eb. Link de tutela anomala matris et auiae, Straßb. 1746, von Neumann de patria poteſtate et tutela principum lib. II tit. 4 § 410 ſ. 260, ſ. 277. Jn dem bochfuͤſtlichen hauſe Heſſen findet man hirvon verſchidene beiſpile in dem geſchichts- und acten- maͤſſigen berichte von den vormundſchaften im fuͤrſtlichen geſamthauſe Heſſen 1751 fol. Allſo fuͤrete die ritterſchaft die regirung nach ableiben des herrn landgrafen Ludewigs II, waͤrender minderjaͤ- rigkeit ſeines hinterlaſſenen 10jaͤrigen prinzens: Landgrafens Ludwigs des IIten, bis zum 18ten jare. Der beiden prinzen: Wilhelms des Iten und IIten, des landgrafen Ludewigs des IIIten, zu Heſſen, hinterlaſſenen ſoͤne vormundſchaft unter- zoge ſich landgraf Heinrich, und Hanß von Dorn- bergk wie es in den fuͤrſtl. heſſiſch. geſamthauſe der vormund- ſchaften wegen gehalten wor- den iſt?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/592>, abgerufen am 22.11.2024.