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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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u. obervorm., auch krigischen vorm.
nidern adel, oder bürger, und bauern seyn. Die
gemeine rechte, auch das kur mainzische landrecht
s. 9, § 5, verordnen: daß dem bestelleten vormun-
de das ganze vermögen des unmündigen einzulifern
sei, damit er rechnung deshalber tun könne. Bei
der verwaltung ist als eine nüzliche cautel zu merken:
daß man sich ein manual machet, und alles, was
man einnimmt, sogleich dahin einträget, und in
seine gehörige rubrik bringet, darnebst ein register
darzu verfertiget, sich auch über alles, was man
bezalet, und ausgibet, quittungen geben lässet,
solche an einen faden reihet, und allso verwaret.
Bei der vormundschaft eines adelichen im Reiche
wird es allso gehalten: daß, wenn der adeliche un-
mündige auf seinem rittersize eine besondere reposi-
tur, oder ein aufbehältniß der briflichen urkunden
hat, werden die urschriften allda verwaret, und
falls der vormund einer bedarf, so nimmt er, gegen
einen an den plaz zu legenden schein, solche urkunde
zu sich; jedoch nach geschehenem brauche leget er sol-
che wider in die repositur nider. Alle posten sind bei
sertigung einer solchen rechnung unter gewisse zifern
zu sezen; damit man im eräugenden falle wisse, wel-
che post es eigentlich betreffe, und auf die numeri-
rung spricht man auch in praxi. Denn bei vor-
mundschafts-rechnungen kommen erinnerungen,
bald in absicht auf die formalien, bald der materia-
lien halber für. Der materialien halber wird allso
zu werk geschritten: das passiret, das nicht, da fe-
let quittung, und passiret, falls quittung darzu
kömmt. Allso possiret nichts von erheblichkeit, wo
die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun-
gen da sind; die sache aber an sich in rechnungen
nicht passiren kan. Bei järlicher ablegung der vor-
mundschafts-rechnung reichet der vormund die auf
kosten des unmündigen geschribenen, und einge-

bun-
O o 2

u. obervorm., auch krigiſchen vorm.
nidern adel, oder buͤrger, und bauern ſeyn. Die
gemeine rechte, auch das kur mainziſche landrecht
ſ. 9, § 5, verordnen: daß dem beſtelleten vormun-
de das ganze vermoͤgen des unmuͤndigen einzulifern
ſei, damit er rechnung deshalber tun koͤnne. Bei
der verwaltung iſt als eine nuͤzliche cautel zu merken:
daß man ſich ein manual machet, und alles, was
man einnimmt, ſogleich dahin eintraͤget, und in
ſeine gehoͤrige rubrik bringet, darnebſt ein regiſter
darzu verfertiget, ſich auch uͤber alles, was man
bezalet, und ausgibet, quittungen geben laͤſſet,
ſolche an einen faden reihet, und allſo verwaret.
Bei der vormundſchaft eines adelichen im Reiche
wird es allſo gehalten: daß, wenn der adeliche un-
muͤndige auf ſeinem ritterſize eine beſondere repoſi-
tur, oder ein aufbehaͤltniß der briflichen urkunden
hat, werden die urſchriften allda verwaret, und
falls der vormund einer bedarf, ſo nimmt er, gegen
einen an den plaz zu legenden ſchein, ſolche urkunde
zu ſich; jedoch nach geſchehenem brauche leget er ſol-
che wider in die repoſitur nider. Alle poſten ſind bei
ſertigung einer ſolchen rechnung unter gewiſſe zifern
zu ſezen; damit man im eraͤugenden falle wiſſe, wel-
che poſt es eigentlich betreffe, und auf die numeri-
rung ſpricht man auch in praxi. Denn bei vor-
mundſchafts-rechnungen kommen erinnerungen,
bald in abſicht auf die formalien, bald der materia-
lien halber fuͤr. Der materialien halber wird allſo
zu werk geſchritten: das paſſiret, das nicht, da fe-
let quittung, und paſſiret, falls quittung darzu
koͤmmt. Allſo poſſiret nichts von erheblichkeit, wo
die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun-
gen da ſind; die ſache aber an ſich in rechnungen
nicht paſſiren kan. Bei jaͤrlicher ablegung der vor-
mundſchafts-rechnung reichet der vormund die auf
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[579/0603] u. obervorm., auch krigiſchen vorm. nidern adel, oder buͤrger, und bauern ſeyn. Die gemeine rechte, auch das kur mainziſche landrecht ſ. 9, § 5, verordnen: daß dem beſtelleten vormun- de das ganze vermoͤgen des unmuͤndigen einzulifern ſei, damit er rechnung deshalber tun koͤnne. Bei der verwaltung iſt als eine nuͤzliche cautel zu merken: daß man ſich ein manual machet, und alles, was man einnimmt, ſogleich dahin eintraͤget, und in ſeine gehoͤrige rubrik bringet, darnebſt ein regiſter darzu verfertiget, ſich auch uͤber alles, was man bezalet, und ausgibet, quittungen geben laͤſſet, ſolche an einen faden reihet, und allſo verwaret. Bei der vormundſchaft eines adelichen im Reiche wird es allſo gehalten: daß, wenn der adeliche un- muͤndige auf ſeinem ritterſize eine beſondere repoſi- tur, oder ein aufbehaͤltniß der briflichen urkunden hat, werden die urſchriften allda verwaret, und falls der vormund einer bedarf, ſo nimmt er, gegen einen an den plaz zu legenden ſchein, ſolche urkunde zu ſich; jedoch nach geſchehenem brauche leget er ſol- che wider in die repoſitur nider. Alle poſten ſind bei ſertigung einer ſolchen rechnung unter gewiſſe zifern zu ſezen; damit man im eraͤugenden falle wiſſe, wel- che poſt es eigentlich betreffe, und auf die numeri- rung ſpricht man auch in praxi. Denn bei vor- mundſchafts-rechnungen kommen erinnerungen, bald in abſicht auf die formalien, bald der materia- lien halber fuͤr. Der materialien halber wird allſo zu werk geſchritten: das paſſiret, das nicht, da fe- let quittung, und paſſiret, falls quittung darzu koͤmmt. Allſo poſſiret nichts von erheblichkeit, wo die quittungen felen, oder, wenn auch ja quittun- gen da ſind; die ſache aber an ſich in rechnungen nicht paſſiren kan. Bei jaͤrlicher ablegung der vor- mundſchafts-rechnung reichet der vormund die auf koſten des unmuͤndigen geſchribenen, und einge- bun- O o 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/603>, abgerufen am 22.11.2024.