Hundert vir und zwanzigstes haubtstück von den erlosen, anrüchtigen, beflecketen menschen, auch andern lumpenvolke. § 987
von der ere, hochachtung u. erlosigkeit.
Der freie Teutsche ist äusserst auf die ere be- dacht. Daher heissen die rittergerichte eren- tafeln, erengerichte (§ 159) Dreyers sammlung vermischeter abhand. im 3ten th. s. 1194 fg. Die ere erbiten bedeutet so vil: als um vergebung bit- ten, von der Lahr im glossario über das ala- mannische recht s. 20. Die ere ist ein urteil, wel- ches man von eines andern vollkommenheit fället; mithin ihn für vollkommen erkläret. Dises urtel ist die würdigung einer person, dadurch sie ge- schickt geachtet wird, daß sie wegen irer vollkom- menheiten andern verglichen, nachgesezet, auch vorgezogen werde. Die vollkommenheiten haben stufen. Nach der grösse und wenigkeit derselben richtet sich die hochachtung, teils im natürlichen, teils im bürgerlichen zustande, da man nämlich einen entweder bloß als einen menschen, oder als einen bürger betrachtet; folgbar die hochachtung teils natürlich, teils bürgerlich ist. Sie hat bald die innerlichen vorzüge, bald die natürlichen gaben, und den sonderbaren verstand eines andern zum augenmerke; woraus dann entweder eine blos- se oder natürliche, oder grössere hochachtung er- sprosset, Canz in discipl. moral. s. 497 fg., § 1448, Marq. Freherde existimatione adquirenda, con- seruanda, et amittenda, Basel 1591, 8v, de fa- ma, und de infamia,Christian Thomasiusde existimat. fama et infamia extra rem publicam,
Halle
CXXIV h. von den erloſen, anricht.
Hundert vir und zwanzigſtes haubtſtuͤck von den erloſen, anruͤchtigen, beflecketen menſchen, auch andern lumpenvolke. § 987
von der ere, hochachtung u. erloſigkeit.
Der freie Teutſche iſt aͤuſſerſt auf die ere be- dacht. Daher heiſſen die rittergerichte eren- tafeln, erengerichte (§ 159) Dreyers ſammlung vermiſcheter abhand. im 3ten th. ſ. 1194 fg. Die ere erbiten bedeutet ſo vil: als um vergebung bit- ten, von der Lahr im gloſſario uͤber das ala- manniſche recht ſ. 20. Die ere iſt ein urteil, wel- ches man von eines andern vollkommenheit faͤllet; mithin ihn fuͤr vollkommen erklaͤret. Diſes urtel iſt die wuͤrdigung einer perſon, dadurch ſie ge- ſchickt geachtet wird, daß ſie wegen irer vollkom- menheiten andern verglichen, nachgeſezet, auch vorgezogen werde. Die vollkommenheiten haben ſtufen. Nach der groͤſſe und wenigkeit derſelben richtet ſich die hochachtung, teils im natuͤrlichen, teils im buͤrgerlichen zuſtande, da man naͤmlich einen entweder bloß als einen menſchen, oder als einen buͤrger betrachtet; folgbar die hochachtung teils natuͤrlich, teils buͤrgerlich iſt. Sie hat bald die innerlichen vorzuͤge, bald die natuͤrlichen gaben, und den ſonderbaren verſtand eines andern zum augenmerke; woraus dann entweder eine bloſ- ſe oder natuͤrliche, oder groͤſſere hochachtung er- ſproſſet, Canz in diſcipl. moral. ſ. 497 fg., § 1448, Marq. Freherde exiſtimatione adquirenda, con- ſeruanda, et amittenda, Baſel 1591, 8v, de fa- ma, und de infamia,Chriſtian Thomaſiusde exiſtimat. fama et infamia extra rem publicam,
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CXXIV h. von den erloſen, anricht.
Hundert vir und zwanzigſtes haubtſtuͤck
von
den erloſen, anruͤchtigen, beflecketen
menſchen, auch andern lumpenvolke.
§ 987
Der freie Teutſche iſt aͤuſſerſt auf die ere be-
dacht. Daher heiſſen die rittergerichte eren-
tafeln, erengerichte (§ 159) Dreyers ſammlung
vermiſcheter abhand. im 3ten th. ſ. 1194 fg. Die
ere erbiten bedeutet ſo vil: als um vergebung bit-
ten, von der Lahr im gloſſario uͤber das ala-
manniſche recht ſ. 20. Die ere iſt ein urteil, wel-
ches man von eines andern vollkommenheit faͤllet;
mithin ihn fuͤr vollkommen erklaͤret. Diſes urtel
iſt die wuͤrdigung einer perſon, dadurch ſie ge-
ſchickt geachtet wird, daß ſie wegen irer vollkom-
menheiten andern verglichen, nachgeſezet, auch
vorgezogen werde. Die vollkommenheiten haben
ſtufen. Nach der groͤſſe und wenigkeit derſelben
richtet ſich die hochachtung, teils im natuͤrlichen,
teils im buͤrgerlichen zuſtande, da man naͤmlich
einen entweder bloß als einen menſchen, oder als
einen buͤrger betrachtet; folgbar die hochachtung
teils natuͤrlich, teils buͤrgerlich iſt. Sie hat
bald die innerlichen vorzuͤge, bald die natuͤrlichen
gaben, und den ſonderbaren verſtand eines andern
zum augenmerke; woraus dann entweder eine bloſ-
ſe oder natuͤrliche, oder groͤſſere hochachtung er-
ſproſſet, Canz in diſcipl. moral. ſ. 497 fg., § 1448,
Marq. Freher de exiſtimatione adquirenda, con-
ſeruanda, et amittenda, Baſel 1591, 8v, de fa-
ma, und de infamia, Chriſtian Thomaſius de
exiſtimat. fama et infamia extra rem publicam,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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