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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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befleck. mensch. u. andern lump. volke.
nis, und cinnitus stehen öfters zusammen, der un-
zucht mit einem hunde treidet, Sam Stryk de
etcetera,
Halle 1675, cap. V, n. 53 fgg., s. 59
fg., Joh. Wilh. Hofmann obs. iur. Germ. lib. I,
cap.
10, 1738, 8v, von Eccard ad L. Sal. s. 64,
Haltaus sp. 825, sp. 974 fgg. Hundejunge ist
ebenfalls jeweilen ein schimpfwort; gleichwie hun-
desson. Das hunde-tragen war eine straffe des
hohen adels. Wenn ein jüde zum tode gefüret
wurde, hatte er auf jeder seite einen hund, wel-
che mit ihm aufgehenket wurden. Daher haben
wir ein hundsbegräbniß in den rechten. Alle in
der acht stehende wurden wie hunde geachtet; sie
gaben achtung, wenn der fürst einstig, um gnade
zu erhalten. Die Teutsche hatten mancherlei
schelt- und schimpfworte (§ 6223 fg. des 2ten th.),
deren einige aus dem heidentume, und einige nach
eingefürten christentume dahir angemerket werden
können. Allso war ein scheltwort der Teutschen:
fui teck an, oder pfui dich an, ist noch im Osna-
brückischen gebräuchlich, Strodtmanns idiot.
Osnabr.
1756, 8v; Tutinges! ist sovil, als eine
sau, weil die Antoniter ein schwein bei sich füre-
ten, Hofmann in obseruat. iuris germanici. Apo-
thecker-büchse,
damit werden untüchtige candi-
daten verglichen, von Pistorius amoen th. II, s. 8,
Baerenhäuter leiten einige von den häuten der tire
her, worauf die Teutsche gern zu schlafen pflege-
ten; mithin durch dises wort einen schläferigen,
saulen kerl anzeigen wollten; andere aber nemen
es von baer, und hüter her. Baer bedeutet auch
so vil, als ein waz, maz, eber, einen schweins-
hengst, hacksch, von Pufendorf in obs. 93, § 1,
s. 232, und noten zu den verdischen statuten, vol.
1; folglich verstehet man darunter einen schwein-
hirten, Wachter sp. 95 fg. Baerwolf ist auch

bekannt;
Q q 3

befleck. menſch. u. andern lump. volke.
nis, und cinnitus ſtehen oͤfters zuſammen, der un-
zucht mit einem hunde treidet, Sam Stryk de
etcetera,
Halle 1675, cap. V, n. 53 fgg., ſ. 59
fg., Joh. Wilh. Hofmann obſ. iur. Germ. lib. I,
cap.
10, 1738, 8v, von Eccard ad L. Sal. ſ. 64,
Haltaus ſp. 825, ſp. 974 fgg. Hundejunge iſt
ebenfalls jeweilen ein ſchimpfwort; gleichwie hun-
desſon. Das hunde-tragen war eine ſtraffe des
hohen adels. Wenn ein juͤde zum tode gefuͤret
wurde, hatte er auf jeder ſeite einen hund, wel-
che mit ihm aufgehenket wurden. Daher haben
wir ein hundsbegraͤbniß in den rechten. Alle in
der acht ſtehende wurden wie hunde geachtet; ſie
gaben achtung, wenn der fuͤrſt einſtig, um gnade
zu erhalten. Die Teutſche hatten mancherlei
ſchelt- und ſchimpfworte (§ 6223 fg. des 2ten th.),
deren einige aus dem heidentume, und einige nach
eingefuͤrten chriſtentume dahir angemerket werden
koͤnnen. Allſo war ein ſcheltwort der Teutſchen:
fui teck an, oder pfui dich an, iſt noch im Osna-
bruͤckiſchen gebraͤuchlich, Strodtmanns idiot.
Osnabr.
1756, 8v; Tutinges! iſt ſovil, als eine
ſau, weil die Antoniter ein ſchwein bei ſich fuͤre-
ten, Hofmann in obſeruat. iuris germanici. Apo-
thecker-buͤchſe,
damit werden untuͤchtige candi-
daten verglichen, von Piſtorius amoen th. II, ſ. 8,
Baerenhaͤuter leiten einige von den haͤuten der tire
her, worauf die Teutſche gern zu ſchlafen pflege-
ten; mithin durch diſes wort einen ſchlaͤferigen,
ſaulen kerl anzeigen wollten; andere aber nemen
es von baer, und huͤter her. Baer bedeutet auch
ſo vil, als ein waz, maz, eber, einen ſchweins-
hengſt, hackſch, von Pufendorf in obſ. 93, § 1,
ſ. 232, und noten zu den verdiſchen ſtatuten, vol.
1; folglich verſtehet man darunter einen ſchwein-
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[613/0637] befleck. menſch. u. andern lump. volke. nis, und cinnitus ſtehen oͤfters zuſammen, der un- zucht mit einem hunde treidet, Sam Stryk de etcetera, Halle 1675, cap. V, n. 53 fgg., ſ. 59 fg., Joh. Wilh. Hofmann obſ. iur. Germ. lib. I, cap. 10, 1738, 8v, von Eccard ad L. Sal. ſ. 64, Haltaus ſp. 825, ſp. 974 fgg. Hundejunge iſt ebenfalls jeweilen ein ſchimpfwort; gleichwie hun- desſon. Das hunde-tragen war eine ſtraffe des hohen adels. Wenn ein juͤde zum tode gefuͤret wurde, hatte er auf jeder ſeite einen hund, wel- che mit ihm aufgehenket wurden. Daher haben wir ein hundsbegraͤbniß in den rechten. Alle in der acht ſtehende wurden wie hunde geachtet; ſie gaben achtung, wenn der fuͤrſt einſtig, um gnade zu erhalten. Die Teutſche hatten mancherlei ſchelt- und ſchimpfworte (§ 6223 fg. des 2ten th.), deren einige aus dem heidentume, und einige nach eingefuͤrten chriſtentume dahir angemerket werden koͤnnen. Allſo war ein ſcheltwort der Teutſchen: fui teck an, oder pfui dich an, iſt noch im Osna- bruͤckiſchen gebraͤuchlich, Strodtmanns idiot. Osnabr. 1756, 8v; Tutinges! iſt ſovil, als eine ſau, weil die Antoniter ein ſchwein bei ſich fuͤre- ten, Hofmann in obſeruat. iuris germanici. Apo- thecker-buͤchſe, damit werden untuͤchtige candi- daten verglichen, von Piſtorius amoen th. II, ſ. 8, Baerenhaͤuter leiten einige von den haͤuten der tire her, worauf die Teutſche gern zu ſchlafen pflege- ten; mithin durch diſes wort einen ſchlaͤferigen, ſaulen kerl anzeigen wollten; andere aber nemen es von baer, und huͤter her. Baer bedeutet auch ſo vil, als ein waz, maz, eber, einen ſchweins- hengſt, hackſch, von Pufendorf in obſ. 93, § 1, ſ. 232, und noten zu den verdiſchen ſtatuten, vol. 1; folglich verſtehet man darunter einen ſchwein- hirten, Wachter ſp. 95 fg. Baerwolf iſt auch bekannt; Q q 3

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/637>, abgerufen am 22.11.2024.