Römer dreifache einteilung der heiligen sachen war bei den heidnischen Teutschen nicht bekannt; son- dern sie ist bei inen aus den päbstlichen, und kai- serlichen rechten, nach eingefüreter christlicher reli- gion, angenommen worden, Kemmerich am a. o. cap. II, § 3 fgg., s. 56 fg, Gundling in p. lib. 1, tit. 8, s. 102 fg. Jmmittels wurde bei den alten Teutschen eine sache für heilig gehalten, welcher man eine vererung, und hochachtung schuldig war; mithin nicht verlezet werden durfte, und wo man auch nimanden begünstigen sollte, als z. e. frei- städte, die residenzen, pfalzen, höfe, oder schlös- ser, und wonungen grosser herren, auch der apa- nagirten herren, kanzeleien, raht- und gerichts- häuser, die tore, schlagbäume (postellae); im- massen dise zu den toren gehören, welche zu den unverlezlichen sachen gerechnet werden (§ 1810 des Iten th.), die anweisung für die beambten s. 719 fg.; die lehrstüle bei den evangelischen, Boehmer T. I, P. I, cons. 115, n. 33, s. 429; die stadt- mauern, inhalts der longobardischen gesäze b. I, tit. 25, § 1; die schildwachen, in betracht sie den fürsten fürstellen; die heerstrassen, brücken, wel- che die öffentlichen heerstrassen fortsezen etc, Si- monde obsess. viarum c. 31. Die verbrechen, welche in einem residenzschlosse verübet sind, wer- den härter bestrafet, als wenn sie an einem andern gemeinen orte begangen worden wären; sie gehö- ren auch nicht für das hofmarschallambt; sondern für die regirungen, oder andere hohe peinliche ge- richte. Gewisse bäume wurden bei den alten Teutschen ebenfalls für unverlezlich gehalten, un- ter selbigen die götter vereret, gerichte darunter ge- halten, welche daher auch wohl nach den bäumen genennet wurden, z. e. eichen-dinge etc, von Pi- storius in der vorrede zum 5ten bande der amoe-
nit.,
II buch, I haubtſtuͤck,
Roͤmer dreifache einteilung der heiligen ſachen war bei den heidniſchen Teutſchen nicht bekannt; ſon- dern ſie iſt bei inen aus den paͤbſtlichen, und kai- ſerlichen rechten, nach eingefuͤreter chriſtlicher reli- gion, angenommen worden, Kemmerich am a. o. cap. II, § 3 fgg., ſ. 56 fg, Gundling in π. lib. 1, tit. 8, ſ. 102 fg. Jmmittels wurde bei den alten Teutſchen eine ſache fuͤr heilig gehalten, welcher man eine vererung, und hochachtung ſchuldig war; mithin nicht verlezet werden durfte, und wo man auch nimanden beguͤnſtigen ſollte, als z. e. frei- ſtaͤdte, die reſidenzen, pfalzen, hoͤfe, oder ſchloͤſ- ſer, und wonungen groſſer herren, auch der apa- nagirten herren, kanzeleien, raht- und gerichts- haͤuſer, die tore, ſchlagbaͤume (poſtellae); im- maſſen diſe zu den toren gehoͤren, welche zu den unverlezlichen ſachen gerechnet werden (§ 1810 des Iten th.), die anweiſung fuͤr die beambten ſ. 719 fg.; die lehrſtuͤle bei den evangeliſchen, Boehmer T. I, P. I, conſ. 115, n. 33, ſ. 429; die ſtadt- mauern, inhalts der longobardiſchen geſaͤze b. I, tit. 25, § 1; die ſchildwachen, in betracht ſie den fuͤrſten fuͤrſtellen; die heerſtraſſen, bruͤcken, wel- che die oͤffentlichen heerſtraſſen fortſezen ꝛc, Si- monde obſeſſ. viarum c. 31. Die verbrechen, welche in einem reſidenzſchloſſe veruͤbet ſind, wer- den haͤrter beſtrafet, als wenn ſie an einem andern gemeinen orte begangen worden waͤren; ſie gehoͤ- ren auch nicht fuͤr das hofmarſchallambt; ſondern fuͤr die regirungen, oder andere hohe peinliche ge- richte. Gewiſſe baͤume wurden bei den alten Teutſchen ebenfalls fuͤr unverlezlich gehalten, un- ter ſelbigen die goͤtter vereret, gerichte darunter ge- halten, welche daher auch wohl nach den baͤumen genennet wurden, z. e. eichen-dinge ꝛc, von Pi- ſtorius in der vorrede zum 5ten bande der amoe-
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II buch, I haubtſtuͤck,
Roͤmer dreifache einteilung der heiligen ſachen war
bei den heidniſchen Teutſchen nicht bekannt; ſon-
dern ſie iſt bei inen aus den paͤbſtlichen, und kai-
ſerlichen rechten, nach eingefuͤreter chriſtlicher reli-
gion, angenommen worden, Kemmerich am a. o.
cap. II, § 3 fgg., ſ. 56 fg, Gundling in π. lib. 1,
tit. 8, ſ. 102 fg. Jmmittels wurde bei den alten
Teutſchen eine ſache fuͤr heilig gehalten, welcher
man eine vererung, und hochachtung ſchuldig war;
mithin nicht verlezet werden durfte, und wo man
auch nimanden beguͤnſtigen ſollte, als z. e. frei-
ſtaͤdte, die reſidenzen, pfalzen, hoͤfe, oder ſchloͤſ-
ſer, und wonungen groſſer herren, auch der apa-
nagirten herren, kanzeleien, raht- und gerichts-
haͤuſer, die tore, ſchlagbaͤume (poſtellae); im-
maſſen diſe zu den toren gehoͤren, welche zu den
unverlezlichen ſachen gerechnet werden (§ 1810 des
Iten th.), die anweiſung fuͤr die beambten ſ. 719
fg.; die lehrſtuͤle bei den evangeliſchen, Boehmer
T. I, P. I, conſ. 115, n. 33, ſ. 429; die ſtadt-
mauern, inhalts der longobardiſchen geſaͤze b. I,
tit. 25, § 1; die ſchildwachen, in betracht ſie den
fuͤrſten fuͤrſtellen; die heerſtraſſen, bruͤcken, wel-
che die oͤffentlichen heerſtraſſen fortſezen ꝛc, Si-
mon de obſeſſ. viarum c. 31. Die verbrechen,
welche in einem reſidenzſchloſſe veruͤbet ſind, wer-
den haͤrter beſtrafet, als wenn ſie an einem andern
gemeinen orte begangen worden waͤren; ſie gehoͤ-
ren auch nicht fuͤr das hofmarſchallambt; ſondern
fuͤr die regirungen, oder andere hohe peinliche ge-
richte. Gewiſſe baͤume wurden bei den alten
Teutſchen ebenfalls fuͤr unverlezlich gehalten, un-
ter ſelbigen die goͤtter vereret, gerichte darunter ge-
halten, welche daher auch wohl nach den baͤumen
genennet wurden, z. e. eichen-dinge ꝛc, von Pi-
ſtorius in der vorrede zum 5ten bande der amoe-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/666>, abgerufen am 22.11.2024.
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