Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II b., XLVI h. von dem eigentume,
aber die compagnie nicht; sondern nur das regi-
ment; so hat der chef solches zu bezalen. Kan
man auch dises nicht angeben; so hat man sich bei
dem kriges-commissariate desfalls zu melden. Hat
man allso eine quittung; so muß 1) die geschichte
(factum) feste gesezet werden; 2) kan der fouragi-
rete zur hülfe zum erfüllungseide gelassen werden.
Nach dem gemeinen brauche erstattet der landes-
herr dasjenige nach dem waren werte, was den
untertanen abgenommen worden ist. Das un-
entgeltliche wegnemen der beweglichen sachen nen-
net man plündern. Dises tun entweder übeltäter,
oder andere, bald zu wasser, bald zu lande. Da-
her sind capers, commißfarer, seeräuber, strassen-
räuber, marodeurs, freibeuter etc bekannt, Stre-
cker
am a. o. § X, s. 17 fg. Disem nach wird
das plündern in das vergönnete, und verbotene,
auch unerlaubete eingeteilet. Die capers, welche
sich selbst ausrüsten dürfen, suchen dem feinde
auf ire gefar abbruch zu tun, von Bynkershoeck
in quaestion. iur. publ., auch behandeln sie dijeni-
gen feindselig, welche den feind irer kräfte teilhaf-
tig machen. Denn dise werden ebenfalls wie fein-
de angesehen. Derowegen nennete man ehedem
die reiter in Teutschlande freibeuter. Jn Teutsch-
lande ist die caperei, und räuberei vor dem errichteten
landfriden, unter dem K. Max I, für erlaubet geachtet
worden; ja auch nach dem gestifteten landfriden
ruheten die vom raube zu leben gewonete, und
nicht gern arbeiten wollende Teutsche noch nicht
gänzlich; immassen dann noch kaiser Carl der Vte
dißfalls, und den befehdungen genug zu steuern,
und zu weren gehabt hat; zu dessen beweise kan
Goezens von Berlichingen leben nachgesehen wer-
den. Die seeräubereien übeten die alte Teutsche,
vermittels der käne, aus, hilten auch das ausge-

hen

II b., XLVI h. von dem eigentume,
aber die compagnie nicht; ſondern nur das regi-
ment; ſo hat der chef ſolches zu bezalen. Kan
man auch diſes nicht angeben; ſo hat man ſich bei
dem kriges-commiſſariate desfalls zu melden. Hat
man allſo eine quittung; ſo muß 1) die geſchichte
(factum) feſte geſezet werden; 2) kan der fouragi-
rete zur huͤlfe zum erfuͤllungseide gelaſſen werden.
Nach dem gemeinen brauche erſtattet der landes-
herr dasjenige nach dem waren werte, was den
untertanen abgenommen worden iſt. Das un-
entgeltliche wegnemen der beweglichen ſachen nen-
net man pluͤndern. Diſes tun entweder uͤbeltaͤter,
oder andere, bald zu waſſer, bald zu lande. Da-
her ſind capers, commißfarer, ſeeraͤuber, ſtraſſen-
raͤuber, marodeurs, freibeuter ꝛc bekannt, Stre-
cker
am a. o. § X, ſ. 17 fg. Diſem nach wird
das pluͤndern in das vergoͤnnete, und verbotene,
auch unerlaubete eingeteilet. Die capers, welche
ſich ſelbſt ausruͤſten duͤrfen, ſuchen dem feinde
auf ire gefar abbruch zu tun, von Bynkershoeck
in quaeſtion. iur. publ., auch behandeln ſie dijeni-
gen feindſelig, welche den feind irer kraͤfte teilhaf-
tig machen. Denn diſe werden ebenfalls wie fein-
de angeſehen. Derowegen nennete man ehedem
die reiter in Teutſchlande freibeuter. Jn Teutſch-
lande iſt die caperei, und raͤuberei vor dem errichteten
landfriden, unter dem K. Max I, fuͤr erlaubet geachtet
worden; ja auch nach dem geſtifteten landfriden
ruheten die vom raube zu leben gewonete, und
nicht gern arbeiten wollende Teutſche noch nicht
gaͤnzlich; immaſſen dann noch kaiſer Carl der Vte
dißfalls, und den befehdungen genug zu ſteuern,
und zu weren gehabt hat; zu deſſen beweiſe kan
Goezens von Berlichingen leben nachgeſehen wer-
den. Die ſeeraͤubereien uͤbeten die alte Teutſche,
vermittels der kaͤne, aus, hilten auch das ausge-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0818" n="794"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> b., <hi rendition="#aq">XLVI</hi> h. von dem eigentume,</hi></fw><lb/>
aber die compagnie nicht; &#x017F;ondern nur das regi-<lb/>
ment; &#x017F;o hat der chef &#x017F;olches zu bezalen. Kan<lb/>
man auch di&#x017F;es nicht angeben; &#x017F;o hat man &#x017F;ich bei<lb/>
dem kriges-commi&#x017F;&#x017F;ariate desfalls zu melden. Hat<lb/>
man all&#x017F;o eine quittung; &#x017F;o muß 1) die ge&#x017F;chichte<lb/>
(factum) fe&#x017F;te ge&#x017F;ezet werden; 2) kan der fouragi-<lb/>
rete zur hu&#x0364;lfe zum erfu&#x0364;llungseide gela&#x017F;&#x017F;en werden.<lb/>
Nach dem gemeinen brauche er&#x017F;tattet der landes-<lb/>
herr dasjenige nach dem waren werte, was den<lb/>
untertanen abgenommen worden i&#x017F;t. Das un-<lb/>
entgeltliche wegnemen der beweglichen &#x017F;achen nen-<lb/>
net man plu&#x0364;ndern. Di&#x017F;es tun entweder u&#x0364;belta&#x0364;ter,<lb/>
oder andere, bald zu wa&#x017F;&#x017F;er, bald zu lande. Da-<lb/>
her &#x017F;ind capers, commißfarer, &#x017F;eera&#x0364;uber, &#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
ra&#x0364;uber, marodeurs, freibeuter &#xA75B;c bekannt, <hi rendition="#fr">Stre-<lb/>
cker</hi> am a. o. § <hi rendition="#aq">X,</hi> &#x017F;. 17 fg. Di&#x017F;em nach wird<lb/>
das plu&#x0364;ndern in das vergo&#x0364;nnete, und verbotene,<lb/>
auch unerlaubete eingeteilet. Die capers, welche<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ausru&#x0364;&#x017F;ten du&#x0364;rfen, &#x017F;uchen dem feinde<lb/>
auf ire gefar abbruch zu tun, <hi rendition="#fr">von Bynkershoeck</hi><lb/>
in <hi rendition="#aq">quae&#x017F;tion. iur. publ.,</hi> auch behandeln &#x017F;ie dijeni-<lb/>
gen feind&#x017F;elig, welche den feind irer kra&#x0364;fte teilhaf-<lb/>
tig machen. Denn di&#x017F;e werden ebenfalls wie fein-<lb/>
de ange&#x017F;ehen. Derowegen nennete man ehedem<lb/>
die reiter in Teut&#x017F;chlande freibeuter. Jn Teut&#x017F;ch-<lb/>
lande i&#x017F;t die caperei, und ra&#x0364;uberei vor dem errichteten<lb/>
landfriden, unter dem K. Max <hi rendition="#aq">I,</hi> fu&#x0364;r erlaubet geachtet<lb/>
worden; ja auch nach dem ge&#x017F;tifteten landfriden<lb/>
ruheten die vom raube zu leben gewonete, und<lb/>
nicht gern arbeiten wollende Teut&#x017F;che noch nicht<lb/>
ga&#x0364;nzlich; imma&#x017F;&#x017F;en dann noch kai&#x017F;er Carl der <hi rendition="#aq">V</hi>te<lb/>
dißfalls, und den befehdungen genug zu &#x017F;teuern,<lb/>
und zu weren gehabt hat; zu de&#x017F;&#x017F;en bewei&#x017F;e kan<lb/><hi rendition="#fr">Goezens von Berlichingen</hi> leben nachge&#x017F;ehen wer-<lb/>
den. Die &#x017F;eera&#x0364;ubereien u&#x0364;beten die alte Teut&#x017F;che,<lb/>
vermittels der ka&#x0364;ne, aus, hilten auch das ausge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[794/0818] II b., XLVI h. von dem eigentume, aber die compagnie nicht; ſondern nur das regi- ment; ſo hat der chef ſolches zu bezalen. Kan man auch diſes nicht angeben; ſo hat man ſich bei dem kriges-commiſſariate desfalls zu melden. Hat man allſo eine quittung; ſo muß 1) die geſchichte (factum) feſte geſezet werden; 2) kan der fouragi- rete zur huͤlfe zum erfuͤllungseide gelaſſen werden. Nach dem gemeinen brauche erſtattet der landes- herr dasjenige nach dem waren werte, was den untertanen abgenommen worden iſt. Das un- entgeltliche wegnemen der beweglichen ſachen nen- net man pluͤndern. Diſes tun entweder uͤbeltaͤter, oder andere, bald zu waſſer, bald zu lande. Da- her ſind capers, commißfarer, ſeeraͤuber, ſtraſſen- raͤuber, marodeurs, freibeuter ꝛc bekannt, Stre- cker am a. o. § X, ſ. 17 fg. Diſem nach wird das pluͤndern in das vergoͤnnete, und verbotene, auch unerlaubete eingeteilet. Die capers, welche ſich ſelbſt ausruͤſten duͤrfen, ſuchen dem feinde auf ire gefar abbruch zu tun, von Bynkershoeck in quaeſtion. iur. publ., auch behandeln ſie dijeni- gen feindſelig, welche den feind irer kraͤfte teilhaf- tig machen. Denn diſe werden ebenfalls wie fein- de angeſehen. Derowegen nennete man ehedem die reiter in Teutſchlande freibeuter. Jn Teutſch- lande iſt die caperei, und raͤuberei vor dem errichteten landfriden, unter dem K. Max I, fuͤr erlaubet geachtet worden; ja auch nach dem geſtifteten landfriden ruheten die vom raube zu leben gewonete, und nicht gern arbeiten wollende Teutſche noch nicht gaͤnzlich; immaſſen dann noch kaiſer Carl der Vte dißfalls, und den befehdungen genug zu ſteuern, und zu weren gehabt hat; zu deſſen beweiſe kan Goezens von Berlichingen leben nachgeſehen wer- den. Die ſeeraͤubereien uͤbeten die alte Teutſche, vermittels der kaͤne, aus, hilten auch das ausge- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/818
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/818>, abgerufen am 22.11.2024.