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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, XLVII haubtstück,
§ 1881
was die besiz-
ergreifung er-
fodert?

Die besizergreifung erheischet eine körperlicht
handelung des principalens, oder dessen bevollmäch-
tigten. Ein hirbei zu gebrauchender notarius kan
nicht zugleich gewaltträger seyn; weil er den char-
tularium judicem fürstellet, und neben sich seine zeu-
gen hat (§ 3088 des 2ten th.). Als judex chartu-
larius beschreibet er nur den handel, und fertiget
die urkunde darüber; dahingegen beglaubigen sei-
ne zeugen den ergriffenen besiz. Die besizergrei-
fung hat nicht einerlei ursachen; sintemal sie geschi-
het: entweder aus der absicht, um die sache für sich
zu behalten; oder das einbehaltungsrecht an der
sache auszuüben, bis man seine abfindung erhal-
ten hat (§ 1890 des 1ten th. § 3086 fg. des 2ten
th.). Es fraget sich aber, ob die besizergreifung
bei dem einbehaltungsrechte nötig ist? die antwort
ist: es kan wohl dises verteidiget werden. Jn-
zwischen ist diselbe eine erlaubete privat-handelung;
folglich keinesweges ein eingriff in die landeshoheit.
Sonst aber bewirket das einbehaltungsrecht die
ausschlüssung des lehnfolgers, und des erbfolgers
von den stammgütern nicht; sondern derselbe, und
der nächste stammvätter muß in den mitbesiz gelas-
sen werden, wie in sachen der frau Annen Rebe-
cken, verwitbeten generalin, und obervorsteherin,
von Lehrbach, gebornen Spigelin, zum Desenber-
ge, für sich, und ire 2 töchter, wider herrn Conrad
Christoph von Lehrbach, rahtsgebitigen der ballei
Franken, teutschen ordensritter, und comtur zu Ka-
pfenberg, nach absterben des obervorstehers, und
dessen sones, allhir erkannt worden ist. Solchem-
nach bewirket der mitbesiz, und die gemeinschaft
nicht allezeit eine lehn- oder erbfolge (§ 1868).

Vom
II buch, XLVII haubtſtuͤck,
§ 1881
was die beſiz-
ergreifung er-
fodert?

Die beſizergreifung erheiſchet eine koͤrperlicht
handelung des principalens, oder deſſen bevollmaͤch-
tigten. Ein hirbei zu gebrauchender notarius kan
nicht zugleich gewalttraͤger ſeyn; weil er den char-
tularium judicem fuͤrſtellet, und neben ſich ſeine zeu-
gen hat (§ 3088 des 2ten th.). Als judex chartu-
larius beſchreibet er nur den handel, und fertiget
die urkunde daruͤber; dahingegen beglaubigen ſei-
ne zeugen den ergriffenen beſiz. Die beſizergrei-
fung hat nicht einerlei urſachen; ſintemal ſie geſchi-
het: entweder aus der abſicht, um die ſache fuͤr ſich
zu behalten; oder das einbehaltungsrecht an der
ſache auszuuͤben, bis man ſeine abfindung erhal-
ten hat (§ 1890 des 1ten th. § 3086 fg. des 2ten
th.). Es fraget ſich aber, ob die beſizergreifung
bei dem einbehaltungsrechte noͤtig iſt? die antwort
iſt: es kan wohl diſes verteidiget werden. Jn-
zwiſchen iſt diſelbe eine erlaubete privat-handelung;
folglich keinesweges ein eingriff in die landeshoheit.
Sonſt aber bewirket das einbehaltungsrecht die
ausſchluͤſſung des lehnfolgers, und des erbfolgers
von den ſtammguͤtern nicht; ſondern derſelbe, und
der naͤchſte ſtammvaͤtter muß in den mitbeſiz gelaſ-
ſen werden, wie in ſachen der frau Annen Rebe-
cken, verwitbeten generalin, und obervorſteherin,
von Lehrbach, gebornen Spigelin, zum Deſenber-
ge, fuͤr ſich, und ire 2 toͤchter, wider herrn Conrad
Chriſtoph von Lehrbach, rahtsgebitigen der ballei
Franken, teutſchen ordensritter, und comtur zu Ka-
pfenberg, nach abſterben des obervorſtehers, und
deſſen ſones, allhir erkannt worden iſt. Solchem-
nach bewirket der mitbeſiz, und die gemeinſchaft
nicht allezeit eine lehn- oder erbfolge (§ 1868).

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[818/0842] II buch, XLVII haubtſtuͤck, § 1881 Die beſizergreifung erheiſchet eine koͤrperlicht handelung des principalens, oder deſſen bevollmaͤch- tigten. Ein hirbei zu gebrauchender notarius kan nicht zugleich gewalttraͤger ſeyn; weil er den char- tularium judicem fuͤrſtellet, und neben ſich ſeine zeu- gen hat (§ 3088 des 2ten th.). Als judex chartu- larius beſchreibet er nur den handel, und fertiget die urkunde daruͤber; dahingegen beglaubigen ſei- ne zeugen den ergriffenen beſiz. Die beſizergrei- fung hat nicht einerlei urſachen; ſintemal ſie geſchi- het: entweder aus der abſicht, um die ſache fuͤr ſich zu behalten; oder das einbehaltungsrecht an der ſache auszuuͤben, bis man ſeine abfindung erhal- ten hat (§ 1890 des 1ten th. § 3086 fg. des 2ten th.). Es fraget ſich aber, ob die beſizergreifung bei dem einbehaltungsrechte noͤtig iſt? die antwort iſt: es kan wohl diſes verteidiget werden. Jn- zwiſchen iſt diſelbe eine erlaubete privat-handelung; folglich keinesweges ein eingriff in die landeshoheit. Sonſt aber bewirket das einbehaltungsrecht die ausſchluͤſſung des lehnfolgers, und des erbfolgers von den ſtammguͤtern nicht; ſondern derſelbe, und der naͤchſte ſtammvaͤtter muß in den mitbeſiz gelaſ- ſen werden, wie in ſachen der frau Annen Rebe- cken, verwitbeten generalin, und obervorſteherin, von Lehrbach, gebornen Spigelin, zum Deſenber- ge, fuͤr ſich, und ire 2 toͤchter, wider herrn Conrad Chriſtoph von Lehrbach, rahtsgebitigen der ballei Franken, teutſchen ordensritter, und comtur zu Ka- pfenberg, nach abſterben des obervorſtehers, und deſſen ſones, allhir erkannt worden iſt. Solchem- nach bewirket der mitbeſiz, und die gemeinſchaft nicht allezeit eine lehn- oder erbfolge (§ 1868). Vom

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/842>, abgerufen am 22.11.2024.