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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III h. von den Reichs-kreiß-abschiden,
ne herstellung wider die infami, Steph. Waga
de restitutione famae per vexillum, Königsb. 1730,
und de iure aggratiandi supremo belli duci com-
petente,
eb. 1730. So erkannte auch eine ge-
wisse Regirung einen für einen wucherer; mithin
wurde er infam. Der landesherr berif ihn zur
vermälungsaufwartung. Hirdurch ward die an-
rüchtigkeit stillschweigend aufgehoben, und er her-
gestellet.

§ 51
von den privi-
legien.

Ausser den gemeinen gesäzen hat man rechts-
wohltaten, und besondere rechte; imgleichen be-
sondere gesäze. Jene stehen ganzen orden, und
gewissen ständen der menschen, auch wohl sachen
zu; dise aber werden einzelen personen, auch sa-
chen auf das künftige in Teutschlande von den
Kaisern, auch in den Reichslanden von den ober-
herren wider die gemeinen rechte, und gesäze ver-
gönnet, und zwar bald mit ausschlüssung aller
anderen, bald one derselben. Jm ersten falle er-
sprossen monopolien, welche bald erlaubete, bald
unerlaubete sind; im anderen aber privilegien.
Die privilegien haben entweder vorteile, gnaden,
belonungen, oder nachteile, und strafen zum ge-
genstande. Jene heissen günstige; dise aber ver-
haßte, und verdrüßliche (odiosa). Dergleichen
gesäze findet man ebenfalls in der teutschen rechts-
gelahrheit. Denn so werden dijenige, welche in
den residenzen, oder orten, welche den burgfriden
haben, (§ 1046 fg des Iten teiles), oder auf öf-
fentlichen heerstrassen etc. sich an andern vergreif-
fen, dise begünstigen, andere darin schlagen, die
messer, oder das gewehr zucken, sich balgen, oder
unzucht daselbst treiben, oder stelen, oder die grenz-
steine eines states bößlicher weisse verlezen, und verse-

zen,

III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden,
ne herſtellung wider die infami, Steph. Waga
de reſtitutione famae per vexillum, Koͤnigsb. 1730,
und de iure aggratiandi ſupremo belli duci com-
petente,
eb. 1730. So erkannte auch eine ge-
wiſſe Regirung einen fuͤr einen wucherer; mithin
wurde er infam. Der landesherr berif ihn zur
vermaͤlungsaufwartung. Hirdurch ward die an-
ruͤchtigkeit ſtillſchweigend aufgehoben, und er her-
geſtellet.

§ 51
von den privi-
legien.

Auſſer den gemeinen geſaͤzen hat man rechts-
wohltaten, und beſondere rechte; imgleichen be-
ſondere geſaͤze. Jene ſtehen ganzen orden, und
gewiſſen ſtaͤnden der menſchen, auch wohl ſachen
zu; diſe aber werden einzelen perſonen, auch ſa-
chen auf das kuͤnftige in Teutſchlande von den
Kaiſern, auch in den Reichslanden von den ober-
herren wider die gemeinen rechte, und geſaͤze ver-
goͤnnet, und zwar bald mit ausſchluͤſſung aller
anderen, bald one derſelben. Jm erſten falle er-
ſproſſen monopolien, welche bald erlaubete, bald
unerlaubete ſind; im anderen aber privilegien.
Die privilegien haben entweder vorteile, gnaden,
belonungen, oder nachteile, und ſtrafen zum ge-
genſtande. Jene heiſſen guͤnſtige; diſe aber ver-
haßte, und verdruͤßliche (odioſa). Dergleichen
geſaͤze findet man ebenfalls in der teutſchen rechts-
gelahrheit. Denn ſo werden dijenige, welche in
den reſidenzen, oder orten, welche den burgfriden
haben, (§ 1046 fg des Iten teiles), oder auf oͤf-
fentlichen heerſtraſſen ꝛc. ſich an andern vergreif-
fen, diſe beguͤnſtigen, andere darin ſchlagen, die
meſſer, oder das gewehr zucken, ſich balgen, oder
unzucht daſelbſt treiben, oder ſtelen, oder die grenz-
ſteine eines ſtates boͤßlicher weiſſe verlezen, und verſe-

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[66/0090] III h. von den Reichs-kreiß-abſchiden, ne herſtellung wider die infami, Steph. Waga de reſtitutione famae per vexillum, Koͤnigsb. 1730, und de iure aggratiandi ſupremo belli duci com- petente, eb. 1730. So erkannte auch eine ge- wiſſe Regirung einen fuͤr einen wucherer; mithin wurde er infam. Der landesherr berif ihn zur vermaͤlungsaufwartung. Hirdurch ward die an- ruͤchtigkeit ſtillſchweigend aufgehoben, und er her- geſtellet. § 51 Auſſer den gemeinen geſaͤzen hat man rechts- wohltaten, und beſondere rechte; imgleichen be- ſondere geſaͤze. Jene ſtehen ganzen orden, und gewiſſen ſtaͤnden der menſchen, auch wohl ſachen zu; diſe aber werden einzelen perſonen, auch ſa- chen auf das kuͤnftige in Teutſchlande von den Kaiſern, auch in den Reichslanden von den ober- herren wider die gemeinen rechte, und geſaͤze ver- goͤnnet, und zwar bald mit ausſchluͤſſung aller anderen, bald one derſelben. Jm erſten falle er- ſproſſen monopolien, welche bald erlaubete, bald unerlaubete ſind; im anderen aber privilegien. Die privilegien haben entweder vorteile, gnaden, belonungen, oder nachteile, und ſtrafen zum ge- genſtande. Jene heiſſen guͤnſtige; diſe aber ver- haßte, und verdruͤßliche (odioſa). Dergleichen geſaͤze findet man ebenfalls in der teutſchen rechts- gelahrheit. Denn ſo werden dijenige, welche in den reſidenzen, oder orten, welche den burgfriden haben, (§ 1046 fg des Iten teiles), oder auf oͤf- fentlichen heerſtraſſen ꝛc. ſich an andern vergreif- fen, diſe beguͤnſtigen, andere darin ſchlagen, die meſſer, oder das gewehr zucken, ſich balgen, oder unzucht daſelbſt treiben, oder ſtelen, oder die grenz- ſteine eines ſtates boͤßlicher weiſſe verlezen, und verſe- zen,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/90>, abgerufen am 24.11.2024.