rechtslehre der Teutschen. Des Christoph Lu- dewig Crellsobseruationes de iure infantium, Witt. 1744, 4t, geben uns das römische größten teiles an hand, wie auch seine abhandelungen de iure aetatis, 1724, 4t, de corporis integri, ro- bufti et proceri priuilegio, 1730, 4t. Die teut- sche sitten, und gewonheiten aber lehren uns: 1) die zarten kinder, 2) die gesezteren, welches der bauer hart nennet; 3) haben wir bengel und die bengel-jare, oder wir haben die kindheit, die ju- gend, das männliche und das hohe alter. Jn einem uneigentlichen verstande nennen die älteren ire söne und töchter: ire kinder; sie mögen so alt seyn, als sie wollen.
§ 55
von der recht- mäßigen ge- burt.
Die kinder werden aber entweder rechtmässi- ger weisse von eheleuten, oder ausser der ehe erzi- let. Die ehe ist bald eine gleiche, bald ungleiche. Man hat volle, und halbe geburten, die erste, und nachgebornen; die bastarden, und unehliche kinder etc, sie hissen auch königs-kinder, königs- leute etc. Man nennet darnebst jungfern-kinder, welche den huren-kindern entgegen gesetzet werden, Spatens teutscher sprachschatz s. 833; im- gleichen dijenigen, welche aus einem ehebruche, oder aus einer blutschande ersprossen sind. Wenn an der rechtmässigen geburt eines kindes gezweiffelt wurde; so erforscheten die alte Teutsche diselbe vermittels der wasser-probe; wiwohl selbige ire kinder überhaubt gleich im kalten wasser badeten, damit sie hart würden; denn der Teutsche sahe sehr darauf: daß der wohlgestallte körper hart er- zogen werde, Strodtmanns altertümer s. 325 fg. Die mütter mußten ire kinder selbst stillen, und verstatteten keine ammen. Von den verschidenen
bedeu-
V h. vom zuſtande der Teutſchen
rechtslehre der Teutſchen. Des Chriſtoph Lu- dewig Crellsobſeruationes de iure infantium, Witt. 1744, 4t, geben uns das roͤmiſche groͤßten teiles an hand, wie auch ſeine abhandelungen de iure aetatis, 1724, 4t, de corporis integri, ro- bufti et proceri priuilegio, 1730, 4t. Die teut- ſche ſitten, und gewonheiten aber lehren uns: 1) die zarten kinder, 2) die geſezteren, welches der bauer hart nennet; 3) haben wir bengel und die bengel-jare, oder wir haben die kindheit, die ju- gend, das maͤnnliche und das hohe alter. Jn einem uneigentlichen verſtande nennen die aͤlteren ire ſoͤne und toͤchter: ire kinder; ſie moͤgen ſo alt ſeyn, als ſie wollen.
§ 55
von der recht- maͤßigen ge- burt.
Die kinder werden aber entweder rechtmaͤſſi- ger weiſſe von eheleuten, oder auſſer der ehe erzi- let. Die ehe iſt bald eine gleiche, bald ungleiche. Man hat volle, und halbe geburten, die erſte, und nachgebornen; die baſtarden, und unehliche kinder ꝛc, ſie hiſſen auch koͤnigs-kinder, koͤnigs- leute ꝛc. Man nennet darnebſt jungfern-kinder, welche den huren-kindern entgegen geſetzet werden, Spatens teutſcher ſprachſchatz ſ. 833; im- gleichen dijenigen, welche aus einem ehebruche, oder aus einer blutſchande erſproſſen ſind. Wenn an der rechtmaͤſſigen geburt eines kindes gezweiffelt wurde; ſo erforſcheten die alte Teutſche diſelbe vermittels der waſſer-probe; wiwohl ſelbige ire kinder uͤberhaubt gleich im kalten waſſer badeten, damit ſie hart wuͤrden; denn der Teutſche ſahe ſehr darauf: daß der wohlgeſtallte koͤrper hart er- zogen werde, Strodtmanns altertuͤmer ſ. 325 fg. Die muͤtter mußten ire kinder ſelbſt ſtillen, und verſtatteten keine ammen. Von den verſchidenen
bedeu-
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V h. vom zuſtande der Teutſchen
rechtslehre der Teutſchen. Des Chriſtoph Lu-
dewig Crells obſeruationes de iure infantium,
Witt. 1744, 4t, geben uns das roͤmiſche groͤßten
teiles an hand, wie auch ſeine abhandelungen de
iure aetatis, 1724, 4t, de corporis integri, ro-
bufti et proceri priuilegio, 1730, 4t. Die teut-
ſche ſitten, und gewonheiten aber lehren uns:
1) die zarten kinder, 2) die geſezteren, welches der
bauer hart nennet; 3) haben wir bengel und die
bengel-jare, oder wir haben die kindheit, die ju-
gend, das maͤnnliche und das hohe alter. Jn
einem uneigentlichen verſtande nennen die aͤlteren
ire ſoͤne und toͤchter: ire kinder; ſie moͤgen ſo alt
ſeyn, als ſie wollen.
§ 55
Die kinder werden aber entweder rechtmaͤſſi-
ger weiſſe von eheleuten, oder auſſer der ehe erzi-
let. Die ehe iſt bald eine gleiche, bald ungleiche.
Man hat volle, und halbe geburten, die erſte,
und nachgebornen; die baſtarden, und unehliche
kinder ꝛc, ſie hiſſen auch koͤnigs-kinder, koͤnigs-
leute ꝛc. Man nennet darnebſt jungfern-kinder,
welche den huren-kindern entgegen geſetzet werden,
Spatens teutſcher ſprachſchatz ſ. 833; im-
gleichen dijenigen, welche aus einem ehebruche,
oder aus einer blutſchande erſproſſen ſind. Wenn
an der rechtmaͤſſigen geburt eines kindes gezweiffelt
wurde; ſo erforſcheten die alte Teutſche diſelbe
vermittels der waſſer-probe; wiwohl ſelbige ire
kinder uͤberhaubt gleich im kalten waſſer badeten,
damit ſie hart wuͤrden; denn der Teutſche ſahe
ſehr darauf: daß der wohlgeſtallte koͤrper hart er-
zogen werde, Strodtmanns altertuͤmer ſ. 325 fg.
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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