dem herze. Ein vollkommenes kind heisset: wel- ches an zeen, und an fingern völlig abgeteilet ist, Joh. Frid. Schambergde iure digitum, Leipz. 1715, 4t, auch nägel, und haubthaare hat. Ob nun wohl ein kind im zweiffel für lebendig gehal- ten, und vermutet, imgleichen dasselbe, welches noch im mutterleibe ist, des besitzes fähig geachtet wird; so muß dennoch dasselbe, nach den teut- schen rechten, wenn es die wirkungen, welche für dasselbe die rechte verordnen, und auf andere über- gehen sollen, lebendig auf die welt gekommen seyn, oder wie die alte Teutsche zu sagen pflegeten, die wände beschrien haben, das ist, wenn es geboren ist, und zeichen des lebens von sich gegeben hat, inhalts des alamannischen gesäzes tit. 93, Joh. Gottlieb Siegelde iure pedum, Leipz. 1726 4t, s. 9 fg. § 8. Die ordentliche zeit einer geburt be- stehet in neun monaten, jedoch hat dise regel eini- ge ausnamen (§ 69 des Isten teiles), Christ. Gottl. Schwartzde iure homin. nascitur. sect. 3, bei unehlichen kindern ist die regel: wer den bei- schlaf eingestehet, muß, wenn nur die zeit nach der ärzte dafürhalten, passet, für den vater so lan- ge geachtet werden, bis er einen andern zeiget. Es gibet früzeitige, auch späte geburten von 10, 11, 12 monaten, Ge. Heinr. Behrsphysiolog. med. cap. 4, s. 15, 76, Mich. Albertide partu ferotino, § 10 fg., Lorenz Heisterde partu tre- decimestri pro legitimo habito, Helmst. 1728, c. 2, s. 13 fg. Dargegen zeigen sich auch dergleichen von 6, 7, 8 monaten, Behr s. 157, § 88, Joh. Joach. Schoepferde partu octomestri, cap. 3, s. 29. Ein im anfange des 7ten monates gebor- nes kind wird unter angehenden eheleuten für recht- mäßig gehalten; wiwohl es auch bei andern ehe- gatten nichts unerhöretes ist. Das kind nach der
rechts-
E 4
V h. vom zuſtande der Teutſchen in ꝛc.
dem herze. Ein vollkommenes kind heiſſet: wel- ches an zeen, und an fingern voͤllig abgeteilet iſt, Joh. Frid. Schambergde iure digitum, Leipz. 1715, 4t, auch naͤgel, und haubthaare hat. Ob nun wohl ein kind im zweiffel fuͤr lebendig gehal- ten, und vermutet, imgleichen daſſelbe, welches noch im mutterleibe iſt, des beſitzes faͤhig geachtet wird; ſo muß dennoch daſſelbe, nach den teut- ſchen rechten, wenn es die wirkungen, welche fuͤr daſſelbe die rechte verordnen, und auf andere uͤber- gehen ſollen, lebendig auf die welt gekommen ſeyn, oder wie die alte Teutſche zu ſagen pflegeten, die waͤnde beſchrien haben, das iſt, wenn es geboren iſt, und zeichen des lebens von ſich gegeben hat, inhalts des alamanniſchen geſaͤzes tit. 93, Joh. Gottlieb Siegelde iure pedum, Leipz. 1726 4t, ſ. 9 fg. § 8. Die ordentliche zeit einer geburt be- ſtehet in neun monaten, jedoch hat diſe regel eini- ge ausnamen (§ 69 des Iſten teiles), Chriſt. Gottl. Schwartzde iure homin. naſcitur. ſect. 3, bei unehlichen kindern iſt die regel: wer den bei- ſchlaf eingeſtehet, muß, wenn nur die zeit nach der aͤrzte dafuͤrhalten, paſſet, fuͤr den vater ſo lan- ge geachtet werden, bis er einen andern zeiget. Es gibet fruͤzeitige, auch ſpaͤte geburten von 10, 11, 12 monaten, Ge. Heinr. Behrsphyſiolog. med. cap. 4, ſ. 15, 76, Mich. Albertide partu ferotino, § 10 fg., Lorenz Heiſterde partu tre- decimeſtri pro legitimo habito, Helmſt. 1728, c. 2, ſ. 13 fg. Dargegen zeigen ſich auch dergleichen von 6, 7, 8 monaten, Behr ſ. 157, § 88, Joh. Joach. Schoepferde partu octomeſtri, cap. 3, ſ. 29. Ein im anfange des 7ten monates gebor- nes kind wird unter angehenden eheleuten fuͤr recht- maͤßig gehalten; wiwohl es auch bei andern ehe- gatten nichts unerhoͤretes iſt. Das kind nach der
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V h. vom zuſtande der Teutſchen in ꝛc.
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Joh. Frid. Schamberg de iure digitum, Leipz.
1715, 4t, auch naͤgel, und haubthaare hat. Ob
nun wohl ein kind im zweiffel fuͤr lebendig gehal-
ten, und vermutet, imgleichen daſſelbe, welches
noch im mutterleibe iſt, des beſitzes faͤhig geachtet
wird; ſo muß dennoch daſſelbe, nach den teut-
ſchen rechten, wenn es die wirkungen, welche fuͤr
daſſelbe die rechte verordnen, und auf andere uͤber-
gehen ſollen, lebendig auf die welt gekommen ſeyn,
oder wie die alte Teutſche zu ſagen pflegeten, die
waͤnde beſchrien haben, das iſt, wenn es geboren
iſt, und zeichen des lebens von ſich gegeben hat,
inhalts des alamanniſchen geſaͤzes tit. 93, Joh.
Gottlieb Siegel de iure pedum, Leipz. 1726 4t,
ſ. 9 fg. § 8. Die ordentliche zeit einer geburt be-
ſtehet in neun monaten, jedoch hat diſe regel eini-
ge ausnamen (§ 69 des Iſten teiles), Chriſt.
Gottl. Schwartz de iure homin. naſcitur. ſect. 3,
bei unehlichen kindern iſt die regel: wer den bei-
ſchlaf eingeſtehet, muß, wenn nur die zeit nach
der aͤrzte dafuͤrhalten, paſſet, fuͤr den vater ſo lan-
ge geachtet werden, bis er einen andern zeiget.
Es gibet fruͤzeitige, auch ſpaͤte geburten von 10,
11, 12 monaten, Ge. Heinr. Behrs phyſiolog.
med. cap. 4, ſ. 15, 76, Mich. Alberti de partu
ferotino, § 10 fg., Lorenz Heiſter de partu tre-
decimeſtri pro legitimo habito, Helmſt. 1728, c. 2,
ſ. 13 fg. Dargegen zeigen ſich auch dergleichen
von 6, 7, 8 monaten, Behr ſ. 157, § 88, Joh.
Joach. Schoepfer de partu octomeſtri, cap. 3,
ſ. 29. Ein im anfange des 7ten monates gebor-
nes kind wird unter angehenden eheleuten fuͤr recht-
maͤßig gehalten; wiwohl es auch bei andern ehe-
gatten nichts unerhoͤretes iſt. Das kind nach der
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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