lande hat man christen, jüden, und andere, und weis nichts von der römischen einteilung zwischen den personen, und menschen; man findet vilmehr edle, auch unedle knechte; arme leute, eigenbehö- rige, eigene. Leibeigene etc. heisset man die teut- schen knechte. Jn einigen stücken waren die teut- schen leibeigene schlechter daran, als die römischen knechte; in den meresten aber auch besser beschaf- fen. Das wort: litus, bedeutet auch nicht einer- lei; sondern bald einen vasallen, eine person des nidern adels, bald einen leibeigenen, von Leib- nitzT. I rer. Bruns. s. 550, s. 704. Man findet allso das genannte officium litonicum, ein maier- ding, ein gericht über leibeigene, oder bauern, Strubenin parerg. Goetting. T. I lib. II.
Fünftes Haubtstück vom zustande der Teutschen in absicht auf die menschwerdung. § 54
der mensch, nach der na- tur-lehre.
Die ganze bildung des menschen stecket schon im eileine. So bald er empfangen ist im mut- terleibe, ist er nach der natur-lehre lebendig, sihe des Behrsphysiologia medica. Dises ist wider die peinliche hals-gerichtsordnung Kaiser Carls des 5ten, art. 133, zu merken, als welche erst das leben gegen die hälfte beileget, Carl Frid. Kalkschmidtde distinctione inter foetum anima- tum et non animatum etc. Jena 1747, 4t. Di- sem nach stehet die peinliche hals-gerichtsordnung hirin nicht zu beobachten; vilmehr wächset so fort die empfangene leibessrucht nach dem kopfe, und
dem
IV h. vom zuſtande der menſchen in T.
lande hat man chriſten, juͤden, und andere, und weis nichts von der roͤmiſchen einteilung zwiſchen den perſonen, und menſchen; man findet vilmehr edle, auch unedle knechte; arme leute, eigenbehoͤ- rige, eigene. Leibeigene ꝛc. heiſſet man die teut- ſchen knechte. Jn einigen ſtuͤcken waren die teut- ſchen leibeigene ſchlechter daran, als die roͤmiſchen knechte; in den mereſten aber auch beſſer beſchaf- fen. Das wort: litus, bedeutet auch nicht einer- lei; ſondern bald einen vaſallen, eine perſon des nidern adels, bald einen leibeigenen, von Leib- nitzT. I rer. Bruns. ſ. 550, ſ. 704. Man findet allſo das genannte officium litonicum, ein maier- ding, ein gericht uͤber leibeigene, oder bauern, Strubenin parerg. Goetting. T. I lib. II.
Fuͤnftes Haubtſtuͤck vom zuſtande der Teutſchen in abſicht auf die menſchwerdung. § 54
der menſch, nach der na- tur-lehre.
Die ganze bildung des menſchen ſtecket ſchon im eileine. So bald er empfangen iſt im mut- terleibe, iſt er nach der natur-lehre lebendig, ſihe des Behrsphyſiologia medica. Diſes iſt wider die peinliche hals-gerichtsordnung Kaiſer Carls des 5ten, art. 133, zu merken, als welche erſt das leben gegen die haͤlfte beileget, Carl Frid. Kalkſchmidtde diſtinctione inter foetum anima- tum et non animatum etc. Jena 1747, 4t. Di- ſem nach ſtehet die peinliche hals-gerichtsordnung hirin nicht zu beobachten; vilmehr waͤchſet ſo fort die empfangene leibesſrucht nach dem kopfe, und
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[70/0094]
IV h. vom zuſtande der menſchen in T.
lande hat man chriſten, juͤden, und andere, und
weis nichts von der roͤmiſchen einteilung zwiſchen
den perſonen, und menſchen; man findet vilmehr
edle, auch unedle knechte; arme leute, eigenbehoͤ-
rige, eigene. Leibeigene ꝛc. heiſſet man die teut-
ſchen knechte. Jn einigen ſtuͤcken waren die teut-
ſchen leibeigene ſchlechter daran, als die roͤmiſchen
knechte; in den mereſten aber auch beſſer beſchaf-
fen. Das wort: litus, bedeutet auch nicht einer-
lei; ſondern bald einen vaſallen, eine perſon des
nidern adels, bald einen leibeigenen, von Leib-
nitz T. I rer. Bruns. ſ. 550, ſ. 704. Man findet
allſo das genannte officium litonicum, ein maier-
ding, ein gericht uͤber leibeigene, oder bauern,
Struben in parerg. Goetting. T. I lib. II.
Fuͤnftes Haubtſtuͤck
vom
zuſtande der Teutſchen in abſicht auf
die menſchwerdung.
§ 54
Die ganze bildung des menſchen ſtecket ſchon im
eileine. So bald er empfangen iſt im mut-
terleibe, iſt er nach der natur-lehre lebendig, ſihe
des Behrs phyſiologia medica. Diſes iſt wider
die peinliche hals-gerichtsordnung Kaiſer Carls
des 5ten, art. 133, zu merken, als welche erſt
das leben gegen die haͤlfte beileget, Carl Frid.
Kalkſchmidt de diſtinctione inter foetum anima-
tum et non animatum etc. Jena 1747, 4t. Di-
ſem nach ſtehet die peinliche hals-gerichtsordnung
hirin nicht zu beobachten; vilmehr waͤchſet ſo fort
die empfangene leibesſrucht nach dem kopfe, und
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/94>, abgerufen am 24.11.2024.
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